Seit 2011 ist Håvard Nordtveit für Borussia Mönchengladbach am Ball. Seine Entwicklung über die Jahre geht allerdings nicht konform mit dem Aufschwung, der bei Borussia überall sichtbar wird. Nordtveit ist einer der wenigen Akteure, dessen Leistungskurve während der Zusammenarbeit mit Lucien Favre nach unten zeigt.
In seinen ersten Monaten in Gladbach ragte er mit Passsicherheit und einer klaren Spielweise aus der verunsicherten Mannschaft deutlich heraus. Als Lucien Favre die Borussen auf Kurs brachte, war Nordtveit dabei, doch lange nicht mehr so auffällig. Im Gegenteil: Die Klarheit und Handlungsschnelligkeit der ‚Arsenal-Schule‘ ging mit der Zeit irgendwo verloren.
Die Bundesliga-Bilanz des norwegischen Nationalspielers in der abgelaufenen Saison klingt närrisch, für Nordtveit ist sie nicht wirklich lustig. 11 Startelfeinsätze, 11 Einwechslungen und 11 Mal saß er 90 Minuten auf der Bank. Selbst wenn ‚Howie‘ in der Europa League auf 5 Einsätze kam, so sagt ein Vergleich mit der ersten internationalen Saison 12/13 alles aus. Damals kam er als Basisspieler wettbewerbsübergreifend auf 3558 Minuten Spielzeit. 14/15 waren es lediglich 1529 Minuten.
Bei Lucien Favre war das Duo Xhaka und Kramer gesetzt, Nordtveit die klare Nummer 3 der Kandidaten für die Sechserposition. In der Innenverteidigung, wo Nordtveit in der Nationalmannschaft mehrfach zum Einsatz kam, war er für Favre nur am letzten Spieltag eine Alternative. Gegen Augsburg machte er es eigentlich ganz ordentlich, ehe er nach einer vermeintlichen Notbremse vom Platz flog. Und damit zum Saisonauftakt in Dortmund gesperrt fehlen wird.
Dennoch ist die neue Saison die Gelegenheit für Håvard Nordtveit, da Borussia für Christoph Kramer (bislang) keinen ‚echten‘ Ersatz geholt hat. Lars Stindl kann zwar auch auf der 6 spielen, ist jedoch vom Naturell her offensiver orientiert als es der ‚Ball-Einsammler‘ Kramer war. Ob ein Duo Xhaka und Stindl defensiv funktioniert, ist offen. Nordtveit ist der Spielertyp, der Kramer am ehesten ersetzen könnte, zumal der weitere Kandidat Mo Dahoud ebenfalls eher offensiv ausgerichtet ist.
Für Lucien Favre ergeben sich zwar viele Variationsmöglichkeiten, doch die Chancen für Håvard Nordtveit dürften sich im Vergleich zu den letzten beiden Jahren nicht unbedingt verschlechtert haben. Die Frage bleibt, ob Nordtveit mit seinen mittlerweile 25 Jahren den Schritt macht und auch fußballerisch zurück in die Spur findet. Einsatzwillen und Kampfbereitschaft alleine reichen nicht – schon gar nicht für die Champions League.
Der Kontrakt des Norwegers bei Borussia läuft nach der Saison aus, beide Seiten bekundeten bereits ihr Interesse, diesen zu verlängern. Wirklich Sinn macht das aber nur, wenn ‚Howie‘ wieder richtig Fahrt aufnimmt.