Nachdreher zum Leipzig-Spiel

»Die effektivere Mannschaft hat gewonnen«

Created by von Marc Basten, Nadine Basten und Jan van Leeuwen
Tony Jantschke und Emil Forsberg (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Tony Jantschke und Emil Forsberg (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Es war ein enges Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig am Sonntagnachmittag im Borussia-Park. Die Fohlenelf schaute am Ende in die Röhre, weil Leipzig das effektivere Team stellte.

Es gibt Niederlagen, die muss man einfach akzeptieren. »Es ist halt so, dass dir nicht immer alles in den Schoß fällt«, sagte Tony Jantschke nach aufreibenden 95 Minuten. »Manchmal laufen Spiele nicht optimal und das war heute definitiv so.«

Obwohl die Gemengelage durch den wenig konsequenten Stimmungsboykott in den ersten 19 Minuten im Stadion eher peinlich denn beeindruckend war, legten beide Teams gleich richtig los. Untermalt vom Singsang aus dem Leipziger Fanblock und halbherzig unterdrückten Reaktionen der übrigen Zuschauer ging es direkt zur Sache. »Es war ein richtig gutes Bundesligaspiel«, sagte Dieter Hecking später. »Intensiv, mit viel Tempo und Umschaltbewegungen in beide Richtungen.«

Auffällig vor allem, welches Tempo RB durch alle Mannschaftsteile hindurch auf den Platz brachte. »Sie haben ein brutal gutes Umschaltspiel mit den schnellen Leuten, die immer steil gehen«, sagte Jantschke. »Dadurch ist es schwer, kompakt und eng zu stehen, weil sie die Ketten immer wieder auseinanderreißen.«

»Das zweite Tor war der Knackpunkt«

Dennoch machten die Borussen es gut, spielten selbst zügig nach vorne und hielten hinten dicht. Bis zur 31. Minute, als der starke Forsberg den Gast in Führung brachte. »Das Tor darf auf diese Art nicht fallen«, meinte Hecking. Zu einfach kombinierten sich die Leipziger über Gladbachs rechte Seite ins Zentrum.

Nach dem »doofen 0:1« (Jantschke) benötigten die Gladbacher ein paar Minuten, kamen in der Schlussphase der ersten Halbzeit aber vielversprechend zurück. Zunächst verweigerte Referee Zwayer, alles andere als ein Heimschiedsrichter, den Borussen einen Elfmeter, nachdem Vestergaard im Strafraum klar gehalten und umgerissen wurde. Dann zeigte der Referee nach einem Tritt des Ex-Borussen Marvin Compper gegen Stindl auf den Punkt, doch Thorgan Hazard scheiterte aus elf Metern.

Als Timo Werner nach zehn gespielten Minuten im zweiten Durchgang das 0:2 markierte, war die Sache eigentlich durch. »Das zweite Tor war der Knackpunkt«, bestätigte Jantschke. »Trotzdem haben wir uns nicht aufgegeben.«

»Da war oft noch ein Schnörkel zu viel«

Die Moral der Borussen stimmte ohne Zweifel. »Ich hatte immer das Gefühl, dass wir zurückkommen können, wenn uns das Anschlusstor gelingt«, sagte Hecking. Doch der Trainer musste mit ansehen, dass seine Mannschaft weiterhin am und im Leipziger Strafraum die letzte Zielstrebigkeit vermissen ließ. »Im letzten Drittel fehlte die Konsequenz, da war oft noch ein Schnörkel zu viel«, meinte Hecking. »Wir müssen fraglos daran arbeiten, aus den toll herausgespielten Chancen mehr Tore zu machen.«

Als Jannik Vestergaard neun Minuten vor dem Ende endlich sein erster Treffer für Borussia gelang, bekam die Mannschaft die zweite Luft. »Es ist gut, dass der Knoten bei mir geplatzt ist«, sagte der Däne. »Leider war es heute nicht der Anfang von weiteren Toren.«

»Wir haben alles nach vorne geworfen, aber es hat nicht mehr gereicht«, beschrieb Tony Jantschke das erfolg- und teilweise kopflose Anrennen. »Am Ende wurde es hektisch und zerfahren und es fehlte die ganz klare Linie, um den Punch zum 2:2 zu setzen«, sagte Hecking. »Ein Unentschieden wäre aus meiner Sicht gerechter gewesen.«

»Es ist albern zu sagen, dass man wieder in alte Muster verfällt«

Doch so musste Hecking seine erste Niederlage in der Bundesliga als Gladbach-Coach akzeptierten und gratulierte seiner Mannschaft dennoch zu einem »Riesenfight«. »Ich bin enttäuscht, dass wir zweimal verloren haben, weil es in beiden Spielen unnötig war. Heute hat die effektivere Mannschaft gewonnen. Trotzdem ein Riesenkompliment an die Truppe, wie sie die Sache angeht. Man merkt nichts von Müdigkeit, sondern spürt viel Begeisterung und Leidenschaft.«

Die Befürchtung, dass sich das Team wieder in einen Negativstrudel ziehen lassen könnte, gibt es nicht. »Es ist albern zu sagen, dass man wieder in alte Muster verfällt«, stellte Jantschke klar. »Das waren zwei Niederlagen, wo es auf des Messers Schneide stand und wo wir beide Spiele ebenso gewinnen konnten. Leipzig hat heute effektiv gespielt, wir haben die Chancen in den entscheidenden Momenten nicht genutzt. Thema erledigt.«

An der grundsätzlichen Herangehensweise gibt es auch für Dieter Hecking nichts zu zweifeln. »Wie die Mannschaft auftritt, wie sie Fußball spielt - dran gibt es wenig herumzumeckern. Wir haben versucht, mit der Mannschaft eine Stabilität und Basis zu finden und das ist absolut gegeben. Jetzt werden wir uns kurz schütteln und dann sehen, was am Donnerstag in Florenz möglich ist.«

Raffael trainiert fast beschwerdefrei

Die große Rotation ist auch in der dritten englischen Woche nicht zu erwarten. »Wir versuchen vieles über gute Regenerationsphasen und dosierte Trainingseinheiten zu steuern«, sagte Hecking. »Ich sehe im Moment keinen Grund, warum ein Spieler wegen Müdigkeit draußen bleiben sollte.« Hecking wird weiter auf das bewährte Gerüst setzen. »Die Spieler bringen sehr gute Leistungen. Warum soll man da ohne Not etwas auseinandereißen?«.

Für etwas mehr Zielstrebigkeit im Abschluss könnte Raffael sorgen. »Er hat die letzten drei Tage fast beschwerdefrei trainiert«, so Hecking. »Das ist erstmal positiv. Es ist absehbar, wann er uns wieder zur Verfügung steht. Aber er war dann halt auch zwei Wochen raus und er muss die Fitness und Bereitschaft haben, gleich wieder bei 100 Prozent zu sein.« Hoffnung auf ein Comeback des Brasilianers in Florenz besteht jedenfalls.

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