Für viele Beobachter war das Tor von André Hahn in der Nachspielzeit gegen Augsburg nur noch ein Muster ohne Wert. Der eine Punkt, so war zu hören, wird letztlich auch nicht reichen für Europa. Gleichwohl besteht nach wie vor die theoretische Möglichkeit, sich in der neuen Saison wieder auf internationaler Bühne zu präsentieren.
»So lange wir rechnerisch die Chance auf Europa haben, werden wir alles dafür tun«, stellte Dieter Hecking am Donnerstag vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte klar. Aus Gladbacher Sicht ist die Dienstreise in die Autostadt keine Jux-Tour. »Für uns geht es um sehr viel, wir haben auch etwas zu verlieren«, so Hecking.
Für die Wahrung der Chance aufs internationale Geschäft muss ein Sieg her. »Wir werden drei Punkte brauchen«, bestätigt Hecking. »Dafür müssen wir sehr viel investieren und eine sehr gute Leistung bringen. Ich erwarte ein offenes Spiel.«
Der VfL Wolfsburg steht trotz des Auswärtssiegs in Frankfurt letzte Woche im Abstiegskampf mit dem Rücken zur Wand. Eine Niederlage gegen die Fohlenelf würde die Lage vor dem letzten Spieltag dramatisch werden lassen, mit einem Sieg könnte sich der VfL möglicherweise aller Sorgen entledigen.
Hecking geht davon aus, dass Wolfsburg »aggressiv spielen und alles reinhauen wird, um den letzten Schritt zum Klassenerhalt zu machen«. Für seinen Nach-Nachfolger an der Seitenlinie des VW-Klubs findet Hecking anerkennende Worte: »Jonker hat der Mannschaft ein System gegeben, in dem sie sich wohlfühlt.«
Heckings Rückkehr an den alten Arbeitsplatz ist natürlich eine Hauptgeschichte im Vorfeld der Partie. Schließlich hat der Coach die Mannschaft noch bis Oktober trainiert und kennt fast alle Spieler genau. »Ob das zwingend ein Vorteil ist, weiß ich nicht«, sagte er. Der 52-Jährige ist bemüht, das Thema nicht künstlich aufzubauschen. »Ich freue mich auf Samstag, weil ich in Wolfsburg eine außergewöhnlich schöne Zeit hatte. Es wird sicher ein herzlicher Empfang, aber dann hört es auch für 90 Minuten auf. Ich bin jetzt Trainer von Borussia Mönchengladbach und will auch in Wolfsburg gewinnen.«
Dazu müssen die Borussen nochmal alle Kräfte mobilisieren. Immerhin gibt es beim Personal Entspannung. Raffael und Hazard sind wieder im Training, Johnson war letzte Woche schon dabei und Kramer kam sogar gegen Augsburg zum Einsatz. Doch ob alle tatsächlich ein Thema für Samstag sind, ist fraglich. »Das muss ich offenlassen«, so Hecking. »Wenn einer nicht bei 100 Prozent ist, macht es keinen Sinn, wenn er mitfährt.« Die Entscheidung über den Kader wird erst am Freitag fallen, zumal Lars Stindl (Magen-Darm) und Andreas Christensen (Rücken) zuletzt im Training fehlten. Zumindest bei Stindl geht Hecking davon aus, dass er spielen wird.
Möglicherweise nicht am Samstag bei seinem Ex-Klub, aber doch in den nächsten Jahren wird Fabian Johnson für Borussia auflaufen. Der US-Nationalspieler verlängerte am Donnerstag seinen Vertrag vorzeitig bis 2020. »Es macht uns stolz, dass solche Spieler den Weg mit uns weitergehen«, sagte Max Eberl. Er kündigte gleichzeitig an, dass auch eine Verlängerung von Ibo Traoré absehbar ist. »Ich hoffe, dass es funktioniert. Wir wollen unsere Hausaufgaben machen und unsere Struktur stabil bekommen.« Und dann sollen die Transfers für die neue Saison abgearbeitet werden.
Doch zunächst geht es darum, die Chance auf Europa zu wahren. Ein Dreier in Wolfsburg ist dazu Pflicht.