Bei der Planung der Vorbereitungsphase auf eine Saison kann fast alles beeinflusst werden, zwei Dinge muss man allerdings einfach auf sich zukommen lassen: Etwaige Ausfälle durch Verletzungen und das Wetter. Beides beschäftigte die Gladbacher Borussen in diesen Wochen.
Neben dem einen oder anderen eher kurzzeitigen Ausfall musste André Schubert die komplette Zeit (geplant) auf Josip Drmic (Reha nach Knorpelschaden) und (ungeplant) Alvaro Dominguez verzichten. Eine Rückkehr des Spaniers ist weiterhin nicht absehbar. Dazu verpassten die beiden Neuzugänge Mamadou Doucouré und László Bénes die Trainingseinheiten. Bénes kehrte immerhin am Donnerstag wieder ins Mannschaftstraining zurück. Daneben arbeitet auch Marvin Schulz (offizielle Diagnose Leistenzerrung) seit Wochen nicht mit dem Team.
Von wirklich größeren Rückschlägen blieben die Borussen verschont und auch der Kapselbandriss von Yann Sommer ist nicht so folgenschwer, wie mancher befürchtet hatte. Dass der Keeper knapp zwei Wochen nach der Verletzung nicht bereits wieder in einem Spiel zwischen den Pfosten stand, war lediglich dem zweiten unberechenbaren Faktor geschuldet: dem Wetter.
In Ancona gegen Inter Mailand sollte der Goalie sein erstes Vorbereitungsspiel absolvieren, doch nach der kurzfristigen Absage wegen der Unbespielbarkeit des Platzes nach heftigen Regenfällen mussten Sommer & Co unverrichteter Dinge die Heimriese antreten. Auch wenn es Stimmen aus Italien gab, wonach man unter Umständen doch hätte spielen können, ist es nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen kein Risiko eingehen wollten.
So gewinnt das letzte Spiel der Vorbereitung am Samstag (15.30 Uhr) gegen Lazio Rom im Rahmen der Saisoneröffnung zusätzlich an Bedeutung. Für Yann Sommer ist es der erste und letzte Härtetest vor dem Play-Off-Hinspiel in Bern am Dienstag und André Schubert wird mit großer Wahrscheinlichkeit mit Blick auf Bern aufstellen. Wobei der Coach möglicherweise auf zwei Basisspieler verzichten muss: Mo Dahoud war krankheitsbedingt schon nicht mit nach Italien geflogen und Lars Stindl musste kurz vor dem dann ohnehin abgesagten Match passen. Beide fehlten auch beim Training am Donnerstag.
Dennoch wird die Begegnung mit Lazio Rom etwas mehr Bedeutung haben, als mancher Kick zur Saisoneröffnung in der Vergangenheit. Schließlich hat Schubert, trotz der genannten Ausfälle bzw. Wackelkandidaten, eine große Anzahl an Spielern, die sich für die Startelf gegen Rom und damit auch in Bern aufdrängen. Am Samstag dürfte mehr als nur eine Tendenz erkennbar sein, wie die Gladbacher den Pflichtspielauftakt angehen werden.
Taktisch darf von einem System mit einer Dreierabwehrkette ausgegangen werden. Diese Formation wurde durchweg in den bisherigen Partien erprobt, wobei die Ausrichtung vor der Abwehrkette sehr flexibel gehalten wurde. Borussia wird im Offensivspiel schwerer auszurechnen sein als bisher, weil es schlichtweg eine Unmenge an Variationen gibt, die individuellen Stärken verschiedener Spieler situativ einzubringen. Gelingt es, das Ganze auf eine defensiv solide Basis zu stellen, wird Borussia vielen Mannschaften Kopfschmerzen bereiten.
Welches Personal letztlich auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass Yann Sommer im Tor stehen und seine ersten 90 Minuten absolvieren wird. In der Dreierkette ist Andreas Christensen gesetzt, Jannik Vestergaard dürfte ebenfalls starten. Der ‚dritte Mann‘ ist offen, hier scheinen Tobias Strobl und Nico Elvedi aktuell die besten Karten zu haben. Davor wird Christoph Kramer spielen, Raffael wird ebenfalls beginnen. Ansonsten wird vieles davon abhängen, ob Mo Dahoud und Lars Stindl einsatzbereit sind, die eigentlich zur Stammformation gehören, auch wenn es DIE erste Elf in Gladbach schon lange nicht mehr gibt. Es gibt viele Möglichkeiten für Schubert, Personen und Positionen zu verschieben und es wird hochinteressant werden zu verfolgen, welche Lösungen der Trainer sucht und findet.
Vor der Partie gegen Lazio Rom bleiben zwei Dinge festzuhalten: Zum einen ist eine wetterbedingte Absage des Spiels ist nicht zu befürchten, es sind 23 Grad bei einem bewölkten Himmel ohne Niederschlag angekündigt. Zum anderen endet mit der aufgewerteten Generalprobe die die extrem lange Vorbereitungsphase. Es wird höchste Zeit.