Stimmungsboykott und Gegentorflut

Derby unter besonderen Vorzeichen

Created by von Marc Basten und Nadine Basten
Finden Schubert und sein Team die Balance? (Foto: Team2 Sportphoto)

Finden Schubert und sein Team die Balance? (Foto: Team2 Sportphoto)

Am Samstag (15.30 Uhr) steigt das Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1.FC Köln. Doch die Vorzeichen sind nicht wirklich gut. Zum einen, weil die sportliche Entwicklung bei Borussia Sorgenfalten hinterlässt, zum anderen weil auf den Rängen ein Stimmungsboykott geplant ist.

Der 1.FC Köln fehlt André Schubert noch. Wenn das Derby am Samstag gespielt ist, hat der 44-Jährige als Trainer von Borussia Mönchengladbach seine persönliche Halbserie durch. Unabhängig vom Ausgang des Prestigeduells kann Schubert mit der Ausbeute von 32 Punkten zufrieden sein. Also alles gut bei Borussia?

Ganz so einfach ist es nicht, wenn man den Blick auf das ‚große Ganze‘ richtet. Denn die Entwicklung in den letzten Wochen und Monaten hinterlässt Fragezeichen und Sorgenfalten gleichermaßen. Daher wird das Derby auch für André Schubert zu einem Spiel mit ganz besonderen Vorzeichen.

Dass sich Borussia Mönchengladbach von einem hochgradig stabilen Team zu einer Mannschaft entwickelt hat, die jedem Gegner atemberaubend viele und einfache Torchancen ermöglicht, ist offensichtlich. André Schubert bleibt derweil weiter bei seiner Auffassung, dass die Probleme nicht grundlegender Natur sind.

»Im Rahmen der Spielentwicklung wurden Dinge unterschätzt«, sagte er am Donnerstag rückblickend auf die Niederlage in Hamburg. »Wir haben unterschätzt, die Basics zu berücksichtigen, Zweikämpfe zu bestreiten, aggressiv zu sein«.

»Die allerletzte Konsequenz hat gefehlt, weil wir uns unserer Sache zu sicher waren und vielleicht dachten, dass wir das fußballerisch im Griff haben. Aber nur gut Fußball spielen reicht nicht, um in der Bundesliga zu punkten. Vor jedem Tor steht erstmal ein Ballgewinn, im Zweikampf musst du den Gegner stellen, musst aggressiv sein und dich durchsetzen. An diesen Dingen haben wir gearbeitet«.

Dass vielleicht mehr dahintersteckt als nur die temporär fehlende Galligkeit im Zweikampf, ist für Schubert kein Thema. »In der Hinrunde haben wir das sehr gut hinbekommen und jetzt auch gegen Bremen, weil wir eine sehr gute Einstellung zum Spiel hatten und sehr gut organisiert waren, mit sehr viel Teamgeist und Konsequenz nach vorne und hinten gespielt haben. Wenn wir es nicht so gut gemacht haben, kriegen wir einfach Probleme«.

 Es gibt nicht den einen Punkt, an dem es gelegen hat. Wir haben die Standards nicht gut genug verteidigt, das ist ein Trainingspunkt gewesen, an dem wir gearbeitet haben«, so Schubert weiter. »Aber das ist auch wieder eine Konsequenz im Abwehrverhalten. Wir haben das gegen Topmannschaften auch schon sehr gut gemacht, aber nur weil wir sehr konsequent und konzentriert waren«.

»Wir können fantastisch Fußball spielen, wir greifen klasse an, können tolle Tore erzielen, aber die Basics sind für uns Zweikampfverhalten, gut organisiert zu sein, aggressiv zu sein, Klarheit in unserem Spiel zu haben. Gerade ein Derby lebt von Zweikämpfen, Stimmung und Emotionen und da ist es wichtig, dass wir auf die Basics zurückgreifen«.

Schubert bleibt seiner Herangehensweise treu – Borussia wird auch gegen Köln ins Risiko gehen. Immerhin räumte der 44-Jährige ein, dass die drei Punkte aus vier Spielen in der Rückrunde »zu wenig« sind. »Ergebnistechnisch ist es nicht das, was wir uns vorstellen«.

Gegen den FC soll und muss die Bilanz aufgebessert werden, um größeres Ungemach zu vermeiden. Schubert muss Ergebnisse liefern, wenn er ‚seine‘ Art des Fußballs durchdrücken will.

In Sachen Personal musste Schubert unter der Woche eine 1:2-Niederlage hinnehmen. Dem Rückkehrer Nico Elvedi (nach Grippe) stehen die Ausfälle der beiden österreichischen Martins gegenüber. Stranzl fällt mit einem Muskelfaserriss in der Wade auf unbestimmte Zeit aus, Hinteregger laboriert an einem Infekt und konnte bis Donnerstag noch nicht trainieren. »Wir müssen sehen, ob er am Freitag dazu stoßen kann«, sagte Schubert. Als potenzieller Ersatz für den Neuzugang steht Havard Nordtveit bereit.

Von der sportlichen Warte aus gesehen sind die Voraussetzungen für ein interessantes Derby gegeben. Allerdings sind die Vorzeichen neben dem Platz keineswegs so, dass man einen Festtag erwarten kann. André Schubert sprach zwar davon, »dass die Hütte am Samstag hier brennt«, aber er hatte wohl noch nicht mitbekommen, dass nicht nur die Kölner-Fans zum Protest aufgerufen haben. Ein Großteil der aktiven Gladbacher Fanszene hat sich mit den Kölnern solidarisiert und will das Derby als Protest gegen die als ungerechtfertigte Kollektivstrafe empfundene Kürzung des Gästekartenkontingents schweigend verfolgen.

Schon beim Hinspiel wurde dies praktiziert mit der Folge, dass die Atmosphäre in Müngersdorf beklemmend und einem Derby nicht würdig war. Um der gruseligen Veranstaltung die Krone aufzusetzen, verlor Borussia das Spiel. Das braucht man wirklich kein zweites Mal …

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