Drei Spieltage sind in der Bundesliga absolviert. Noch ist es zu früh, um den neuen Gladbacher Fußball in seiner Gesamtheit beurteilen zu können. Es sind viele Facetten erkennbar und man kann sich vorstellen, wo es einmal hingehen soll. Gleichzeitig gibt es noch eine Vielzahl unbeantworteter Fragen. Einige werden in Kürze zumindest teilweise beantwortet werden, wenn der erste richtige Stresstest mit sechs Spielen in drei Wochen ansteht.
Dass der neue Stil von Borussia von hoher Intensität geprägt ist, konnte man in den bisherigen Spielen erkennen. Auch die Zahlen belegen dies. Bei der Gesamtlaufdistanz (112, 115, 116 km) liegen die Fohlen ungefähr auf dem Niveau der Vorjahre. Zugenommen haben im Verhältnis die intensiven Läufe. Und bei den Sprints liegt man im Ligavergleich auf Rang 10, nachdem man in der letzten Saison noch Schlusslicht war. Bei den gewonnenen Zweikämpfen belegt Borussia hinter Frankfurt Platz 2 des Rankings - wobei dieser Wert immer mit Vorsicht behandelt werden muss, weil viele Klassespieler durch Stellungsspiel Duelle für sich entscheiden, bevor es zu einem statistisch relevanten Zweikampf kommt.
Die Neuzugänge führen das interne Sprint-Ranking an
Gladbach spielt für den Gegner deutlich unangenehmer, was auch die Kartenstatistik belegt. Mit 8 Gelben Karten gehört der amtierende Fair-Play-Meister hinter Düsseldorf und gemeinsam mit Frankfurt und Mainz zu den meist verwarnten Mannschaften. Denis Zakaria hat ligaweit die meisten Fouls begangen, Stefan Lainer gehört in dieser Beziehung auch zu den Top 10.
Interessant, aber auch nicht unerwartet, sind die Sprintwerte der einzelnen Spieler. Am meisten sprintet Stefan Lainer bei Borussia (Platz 9 im Vergleich aller Bundesligaspieler), danach Marcus Thuram (36) und Breel Embolo (65). Alassane Plea, als erster ‘alter’ Borusse im internen Ranking, sprintete zwar genauso oft wie Embolo, hatte allerdings insgesamt 76 Minuten mehr Spielzeit. Die Zahlen unterstreichen also ganz eindeutig, auf welche Qualitäten bei der Auswahl der Neuzugänge Wert gelegt wurde. Ramy Bensebaini dürfte sich in diese Kategorie noch einreihen.
Ob die Impulse der Neuzugänge ausreichen werden, den Marco-Rose-Fußball in Mönchengladbach zu etablieren, ist fraglich. Julian Nagelsmann sprach jüngst davon, dass es für einen derartigen Umbruch wie in Mönchengladbach wohl mehr als nur einer Transferperiode bedürfe. Die große Frage ist und bleibt, wie viele Spieler aus dem vorhandenen Kader die neue Spielweise annehmen und auf Topniveau umsetzen können. Hier gab es in den ersten Wochen durchaus positive Signale (Zakaria, Plea), aber unter dem Strich bleibt vieles offen.
Es wird rotiert werden und letztlich auch ökonomischer gespielt werden müssen
Nicht einfacher macht es die Sache für Marco Rose, dass nun die stressigen Wochen mit einem vollgepackten Terminkalender losgehen. Es geht nun nicht mehr nur darum, die Spieler von diesem intensiven Fußball zu überzeugen, sondern auch um Belastungssteuerung. Rose sprach bislang davon, dass man noch »draufpacken« müsse. Das knallhart durchzuziehen, wenn im Drei Tages Rhythmus gespielt wird, erscheint unmöglich. Es wird also rotiert werden und letztlich auch ökonomischer gespielt werden müssen. Das dürfte wiederum dazu führen, dass es in der Entwicklung des neuen Stils den einen oder anderen Stau geben könnte.
Die nächsten Wochen werden die Richtung weisen, wie es für die Borussia in dieser Saison weitergeht. Interessant wird es auf jeden Fall, auch mit Blick auf das Hammerprogramm im Anschluss an die nächste Länderspielpause im Oktober. Denn da kommen in drei aufeinanderfolgenden englischen Wochen echte Hochkaräter auf Marco Rose und sein Team zu: Dortmund, Rom, Frankfurt, Dortmund (Pokal), Leverkusen, Rom und Werder.
von Marc Basten