Fußballschauen in Wolfsburg scheint kein Vergnügen zu sein. Zumindest wenn man die vielen leeren Sitzschalen in der VW-Arena am Dienstagabend betrachtet, liegt dieser Schluss nahe. Da konnten Lightshow und knalliger Sound aus den Boxen nicht übertünchen, dass dies schon einem Armutszeugnis gleichkam.
Immerhin durften sich die verstreuten Wolfsburger Fans freuen, dass das Armutszeugnis auf dem Platz den Gästen aus Mönchengladbach ausgestellt werden konnte und das 5:1 für die Wölfe letztlich eine lockere Spaßveranstaltung wurde. Derweil müssen sich die Borussen die Frage gefallen lassen, wohin sich die Stabilität verflüchtigt hat, die man sich in den vergangenen Monaten aneignen konnte.
Eine ordentliche erste Halbzeit trotz der verschlafenen Startphase
Der Auftakt in die Partie war natürlich extrem unglücklich, aber der leichte Wischer von Weigl, der zu einem dieser halbgaren ‘Kann-Elfmeter’ führte, hatte auch etwas mit der fehlenden Wachsamkeit zu tun, welche die Borussen in der Anfangsphase an den Tag legten. Der frühe Rückstand war eine Hypothek, aber angesichts der noch langen Restspielzeit nicht entscheidend.
Vielmehr führte es dazu, dass sich Gastgeber nach starken 12 Minuten zurückzogen und den Borussen den Ball überließen. Die wussten damit sogar etwas anzufangen und in dieser Phase stach Kevin Stöger als Antreiber heraus. Chancen zum Ausgleich gab es zwei mehr als gute für Robin Hack und natürlich die Riesenchance für Tomáš Čvančara. Wäre er ein Stürmer mit einem Lauf und Selbstvertrauen, wäre so ein Lupfer vielleicht angebracht gewesen. Das ist Čvančara aber nicht.
Zweikampfverhalten wie in der Vorsaison
Unter dem Strich machten die Borussen in der ersten Halbzeit dennoch ein sehr ordentliches Auswärtsspiel. Der Punch im letzten Drittel fehlte, was gewiss auch mit damit zu tun hatte, dass ein Ausfall von Kleindienst und Honorat qualitätsmäßig nicht aufgefangen werden kann. Ein Unentschieden beim Seitenwechsel wäre aber mehr als verdient gewesen.
Was allerdings nach der Pause passierte, ist nur als Katastrophe zu bezeichnen. Wie schon zu Beginn der Partie ließ man sich von der Intensität der Wolfsburger beeindrucken, und das kollektive Zweikampfverhalten glich erschreckend dem der Vorsaison. Die beiden entscheidenden Treffer zum 2:0 und 3:0 begleiteten die Borussen mit den besten Empfehlungen für die Wolfsburger.
Naives Verhalten in der Schlussphase
Es wurde sehr deutlich, was es ausmacht, wenn Kleindienst fehlt und niemand als aggressiver Leader draufgeht. Zudem kam erschwerend hinzu, dass man sich taktisch schlecht verhielt. Bei einem 0:3 eine Viertelstunde vor Schluss darf man sich nicht so naiv positionieren und abschießen lassen.
An der Niederlage ändern die zwei weiteren Tore zwar nichts, aber drei Gegentore hätte man noch als Ausrutscher und ‘dumm gelaufen’ einordnen können. Doch fünf Tore einhergehend mit einem kompletten Kontrollverlust sind eine Mischung, an der die Borussen noch zu knabbern haben werden. Auch und gerade im Hinblick auf das Spiel in Leverkusen am Samstag.
von Marc Basten