Ernüchterung nach der verpatzten Generalprobe

Das zweite Gesicht

Created by von Marc Basten
Ex-Borusse Marlon Ritter narrte die Borussen mehrfach (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Ex-Borusse Marlon Ritter narrte die Borussen mehrfach (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach hat die Generalprobe für den Start ins Bundesligajahr 2017 in den Sand gesetzt. Beim Turnier in Düsseldorf zeigte die Mannschaft dem neuen Trainer Dieter Hecking ihr hässliches »zweites Gesicht«.

Die ersten 10 Tage unter Dieter Hecking verliefen bei Borussia Mönchengladbach sehr harmonisch. Der neue Trainer vermittelte viele positive Eindrücke, die er bei der Arbeit mit dem Team gewonnen hatte. Es war von einem »neuen Zug« die Rede, Bereitschaft und Einstellung der Spieler wurden gelobt. Die freien Tage über den Jahreswechsel, dazu die Lösung der am Ende so verkrampften Situation mit André Schubert - Borussia schien bereit für den Neustart.

Dieser Eindruck verfestigte sich in den Tagen von Marbella, inklusive der Testspiele. Auch wenn dort gegen Würzburg lange Zeit nur sehr wenig lief und auch gegen Zulte Waregem die erste Halbzeit mehr schlecht als recht war. Doch da beide Spiele letztlich gewonnen wurden, sollten sie zum positiven Flow beitragen, der sich während des Kurztrainingslagers entwickelt hatte.

Beim Telekom Cup war davon jedoch nichts mehr zu sehen. Die Mannschaft knüpfte nahtlos an die Verfassung an, die sie in den letzten Wochen des alten Jahres in den Tabellenkeller fallen ließ. Die Verunsicherung des Wolfsburg-Spiels, als elf Mann, aber keine Mannschaft auf dem Platz standen, war auch unter dem geschlossenen Dach in der Düsseldorfer Arena greifbar.

»Wir brauchen eine ganz andere Körpersprache«

Dieter Hecking bekam eine ganze Palette an Unzulänglichkeiten präsentiert, die gegen Düsseldorf richtig peinlich wurden. »Das zweite Spiel war unter aller Sau«, polterte Sportdirektor Max Eberl anschließend. Wohl wissend, dass die erhoffte Aufbruchstimmung durch solch eine Darbietung mehr als nur einen kleinen Dämpfer erlitten hat.

»Wir hatten schon gute Ansätze im Trainingslager, deshalb war es negativ überraschend, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist«, sagte Dieter Hecking. »Das hatte ich so nicht erwartet«. Der 52-Jährige sprach von »eindringlichen Worten«, die er in der nächsten Mannschaftssitzung an die Spieler richten müsse. »Wenn die Mannschaft mir noch ihr zweites Gesicht zeigen wollte, dann ist ihr das sehr gut gelungen«.

Hecking machte gar nicht erst den Versuch, irgendetwas schönzureden. »Positive Erkenntnisse gab es keine, da müssen wir nicht drumherum reden. Es hat heute in allen Bereichen gehapert. Sowohl beim Ballbesitz, als auch gegen den Ball. Gerade im zweiten Spiel haben wir es der Fortuna viel zu einfach gemacht. Viele Dinge wurden vergessen, die wir uns eigentlich schon erarbeitet hatten. In den Abständen gegen den Ball waren wir zu weit auseinander, bei Ballbesitz nicht kreativ genug bzw. hatten wir auch sehr viele leichte Ballverluste bei direkten Zweikämpfen. Wir brauchen eine ganz andere Körpersprache, um in diesen Momenten erfolgreich zu sein.«

Nur László Bénes ein kleiner Lichtblick

Die Trainingstage bis zum Darmstadt-Spiel werden es in sich haben, so viel steht fest. Dieter Hecking wird das eine oder andere nochmals überdenken müssen, auch was die Mentalitätsfrage angeht. »Wir haben jetzt eine Woche Zeit, das wieder aus den Beinen zu schütteln«, sagte Hecking.

Immerhin blieb festzuhalten, dass sich die Personalsituation in Düsseldorf nicht nachhaltig verschlechtert hat. Andreas Christensen bekam im ersten Spiel durch den Mainzer Muto einen Tritt in die Achillessehne und lief daher »als reine Vorsichtsmaßnahme« gegen Düsseldorf nicht auf. Eigentlich hatte Hecking vorgesehen, den Dänen in diesem Spiel im defensiven Mittelfeld zu testen. Durch den Ausfall von Tobias Strobl müssen Alternativen für die Sechserposition her.

Der junge László Bénes hinterließ hier in den 45 Minuten gegen Mainz zumindest einen ordentlichen Eindruck. »Es ist gut, dass László sich so zeigt«, lobte Hecking. »Er ist viel unterwegs, fordert die Bälle. Im Zweikampf muss er noch robuster werden, aber ist ein guter Junge«.

Weniger gut lief es für Timothée ‚Kolo‘ Kolodziejczak. Im ersten Spiel agierte der Franzose als linker Verteidiger. »Das war nochmal ein Test heute, er hat diese Position lange nicht mehr gespielt«, erklärte Hecking. Überzeugen konnte Kolo weder in der Defensive, noch in der Offensive. Gegen Düsseldorf spielte der 25-Jährige in der Innenverteidigung neben Vestergaard, doch auch hier passte wenig. Ein paar gute Pässe im Aufbau, aber auch Stellungsfehler oder Ballverluste, wie vor dem 0:1. »Er kann es deutlich besser«, fasste Hecking zusammen. Was allerdings auch für alle anderen galt, die dem Trainer ihr hässliches ›zweites Gesicht‹ gezeigt haben.

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