Im Pokal hat Borussia Mönchengladbach mit St. Pauli bereits einen vergleichsweise dicken Brocken weggeräumt. Nun folgt zum Ligaauftakt noch eine ganz andere Hausnummer: Es geht ins ehemalige Westfalenstadion zu Borussia Dortmund.
Die Schwarz-Gelben haben nach der verkorksten letzten Saison bekanntlich alles auf Zero gestellt beschreiten mit Thomas Tuchel die ersten Schritte in der Ära nach Jürgen Klopp. Ob und inwieweit die Dortmunder Spieler die Philosophie des neuen Coachs bereits verstanden haben, ist nach der Vorbereitung noch nicht auszumachen. »Es ist schwer, nach 6 Wochen etwas dazu zu sagen«, bestätigte Lucien Favre am Donnerstag.
Natürlich hat Gladbachs Trainer den Gegner wie gewohnt studiert. »Ich habe Dortmund geschaut gegen Juventus, Wolfsberg und gegen Chemnitz. Manchmal spielen sie 4-4-2, manchmal 4-2-3-1. In Chemnitz haben sie das System früh gewechselt, das war bei Thomas Tuchel in Mainz auch so«. Gleichwohl hat Favre festgestellt, dass das unter Klopp praktizierte Gegenpressing »weiterhin da« ist.
Ohne Frage ist Dortmund aktuell schwerer auszurechnen als in den letzten Jahren. Angst müssen die Borussen freilich keine haben. »Wir freuen uns auf dieses Spiel, das wird sehr interessant«, sagte Favre.
Seine Mannschaft fährt gestärkt nach Dortmund, der Sieg im Pokal am Montag gibt weiteres Selbstvertrauen. Die Frage, ob Lucien Favre mit der gleichen Elf wie am Millerntor auflaufen wird, blieb wie erwartet unbeantwortet. Rotationswechsel wird es laut Favre erst geben, wenn die Champions League startet. »Es kann sein, dass es ein paar Auswechslungen gibt, aber nicht viele, solange es nur ein Spiel in der Woche gibt«.
Zudem sind die Alternativen im Moment auch nicht wirklich übermäßig vorhanden. Havard Nordtveit (Sperre), Martin Stranzl, Alvaro Dominguez und André Hahn stehen nicht zur Verfügung. Hahn dürfte für das erste Heimspiel gegen Mainz bereit sein, bei Stranzl wird es noch dauern. »Es geht besser, er trainiert schon mit dem Reha-Trainer«, zeigte sich Favre vorsichtig optimistisch. Wenn alles gut läuft, soll der Routinier nächste Woche zumindest teilweise mit der Mannschaft trainieren.
Derweil befindet sich Alvaro Dominguez in Spanien, um dort seine ominösen Rückenbeschwerden in den Griff zu bekommen. »Er hatte die Probleme schon letzte Saison«, schilderte Max Eberl die Leidensgeschichte des Defensivmanns. »In der Vorbereitung hat er es immer wieder versucht und es gab auch Phasen, wo es besser ging. Aber es war nie so, dass er selber zufrieden war. Deshalb hat man jetzt entschieden, ein Break zu machen«.
Durch die ‚Wackelkandidaten‘ Dominguez und Stranzl sind Überlegungen, noch einen Defensivspieler zu verpflichten, keine Schnapsidee. »Natürlich machen wir uns Gedanken«, erklärt Eberl. »Das heißt jetzt nicht automatisch, dass wir nochmal aktiv werden. Aber wir haben noch die Zeit und die wollen wir uns auch nehmen, einfach nochmal kreativ denken zu können«.
Es wird wohl auch davon abhängen, wie sich Schulz und Christensen, möglicherweise auch Elvedi, in den nächsten Spielen schlagen. Dass die Youngster-Innenverteidigung auch in Dortmund auflaufen wird, erscheint nach den Eindrücken von St. Pauli nur folgerichtig.
Auf der Doppel-6 dürfte ebenfalls alles so bleiben, nachdem Lars Stindl dort bei seinem Debüt mehr als überzeugte. Nicht ausgeschlossen ist, dass Josip Drmic trotz seiner eher unauffälligen Premiere wieder erste Wahl ist. Es gibt zwar Alternativen, aber Drmic ist ein wichtiger Spieler für den Defensiv-Kopfball. Und da sind weder Hazard noch Herrmann ebenbürtig.
Dass ausgerechnet Nationalspieler Patrick Herrmann in Hamburg zunächst draußen blieb, war für Lucien Favre wenig überraschend. »Ich kenne Patrick seit 4 ½ Jahren. Er braucht immer seine Zeit, im Sommer vor allem«.
Ob die Zeit von Branimir Hrgota noch kommt, ist fraglicher denn je. In den Medien wurde über ein Interesse von Hoffenheim spekuliert. »Bei uns hat sich keiner gemeldet«, sagte Max Eberl. Ganz aussichtslos wäre eine Anfrage für den jungen Schweden wohl nicht. »Unsere generelle Ausrichtung ist, dass wir den Kader haben für diese Saison«, so Eberl. »Wenn was ist, müssen wir uns damit beschäftigen. Das gehört einfach auch zur Fairness dem Spieler gegenüber«.
Es könnte sich bei der endgültigen Zusammensetzung des Kaders also durchaus noch etwas bewegen. Doch zunächst wird der Fokus auf das Topspiel in Dortmund gelegt. Ein guter Start würde vieles erleichtern …