Yann Sommer: Wurde bis zur 70. Minute von den harmlosen Kölnern kaum gefordert. Beim 0:1 verließ er sich zunächst auf Vestergaard und tauchte dann gegen den Schuss von Sörensen eigenartig anmutend ab. Unhaltbar war der Ball keinesfalls. Die drei Torschüsse (u.a. der Versuch von Clemens), die er parierte, waren Pflichtaufgaben. In der wilden Schlussphase hätte etwas mehr Präsenz im Strafraum gutgetan. Gegen das 1:2 konnte Sommer nichts ausrichten. Note 4,0.
Nico Elvedi: Machte es defensiv in den ersten 70 Minuten ordentlich und konnte sich in den Zweikämpfen fast immer behaupten. Im Spiel nach vorne ein paar Mal in Aktion, allerdings fehlte das letzte Zutrauen und in einigen Situationen wirkte Elvedi sehr hölzern. Nach der Pause schob er mehrfach gut mit an, jedoch gab es auch den einen oder anderen Stockfehler. So sprintete er einmal an mehreren Kölnern vorbei und schob den Ball dann mit der Sohle ins Seitenaus. Unerklärlich, dass Elvedi in der 95. Minute Rausch nahezu unbedrängt flanken ließ. Note 4,5.
Matthias Ginter: Zuletzt für seine Körpersprache gelobt, präsentierte sich der Nationalspieler im Derby nur als Mitläufer. Bei den eher beschaulichen Kölner Angriffsversuchen mit kleineren Stellungsfehlern und Problemen beim Timing in der Luft. Am Ball extrem auf Risikovermeidung bedacht und fast ausschließlich mit Quer- oder Rückpässen agierend. Ginter hatte die meisten Ballkontakte, forcierte jedoch nichts. Als Köln in den letzten zwanzig Minuten das Visier hochklappte, sah Ginter die Gelbe Karte. Anschließend konnte er jedoch noch einige wichtige Duelle für sich entscheiden. Note 4,0.
Jannik Vestergaard: Fing eigentlich souverän an und zeigte sich unbeeindruckt von diversen Mätzchen, die Terodde machte. Im Spielaufbau im Gegensatz zu Ginter mit dem Blick nach vorne und der einen oder anderen gelungenen weiten Eröffnung. Beim 0:1 schlief Vestergaard und ließ Sörensen an den Ball kommen. Unglaublich, dass er exakt den gleichen Fehler kurz nach dem Ausgleich erneut beging und seinen Landsmann nach einer Freistoßhereingabe den Vortritt ließ. Warum Vestergaard dann auch noch vorwurfsvoll in Richtung der Kollegen gestikulierte, war äußerst seltsam. In der zweiten Halbzeit rutschte er einmal böse aus und konnte die Situation so gerade noch bereinigen. Ein lässiger Ballverlust an der Außenlinie führte zum Kölner Umschaltangriff mit der Chance für Clemens. Zwar köpfte Vestergaard einige Bälle aus dem eigenen Strafraum, doch er hatte zusehends Schwierigkeiten mit dem körperlichen Spiel von Terodde. Bei dessen Treffer in der 95. Minute stand Vestergaard zu weit weg und realisierte die Situation erst, als es schon zu spät war. Note 5,0.
Oscar Wendt: Ließ sich einmal von Klünter düpieren, hatte ansonsten seine Seite defensiv im Griff. Vorne mischte er vor der Pause einige Male mit, ohne sich dabei entscheidend durchsetzen zu können. Über die rechte Seite bereitete er bei einem Konter im Anschluss an eine Kölner Ecke eine Chance für Hazard vor. Nach dem Wechsel in der besten Gladbacher Phase tauchte Wendt mehrfach am und im gegnerischen Strafraum auf. In einer aussichtsreichen Situation fehlte ihm der Mut zum Abschluss und er legte stattdessen nochmal (ungenau) ab. In der Schlussphase unterliefen dem Schweden defensiv kleinere Wackler, die ohne Folgen blieben. Note 4,0.
Christoph Kramer: Wirkte eigenartig gehemmt und schaffte es nicht, im Spielaufbau Impulse zu setzen. Er ließ sich zwar oft zwischen Vestergaard und Ginter fallen um aufzubauen, doch mehr als Quer- und Rückpässe kamen dabei nicht heraus. In drei oder vier Situationen ließ sich Kramer zu viel Zeit bei der Ballverarbeitung und wurde – u.a. vom bissigen Höger – gestört. Er hatte die beste Chance der ersten Halbzeit, als er fast wie gegen Schalke am langen Pfosten zum Abschluss kam, jedoch nur das Außennetz traf. In der 40. Minute sah er Gelb und musste fortan bei den Zweikämpfen aufpassen. Nach 68 Minuten wurde er durch Cuisance ersetzt. Note 4,0.
Denis Zakaria: Lieferte über eine Stunde eine Top-Leistung ab. Zakaria ging mit einer ‚derbywürdigen‘ Entschlossenheit und Bissigkeit zu Werke, die bei den Kollegen weitestgehend fehlte. Überragend, wie er die Bälle eroberte und mit geschmeidigen Bewegungen für die Spielfortsetzung sorgte. Seine Ballsicherheit war großartig und er war der mit Abstand auffälligste Akteur auf dem Platz. Bei seinen Antritten hätte er hier und da ruhig etwas egoistischer den eigenen Abschluss suchen können. Kurz vor dem Pausenpfiff spielte er den Klasse-Pass zur Herrmann-Chance. In der 63. Minute sah er beim (notwendigen) ‚Doppelfoul‘ zur Unterbindung eines Kölner Konters Gelb. Zakaria kam nicht in ‚Gelb-Rot-Trouble‘, agierte allerdings weitaus zurückhaltender als zuvor. Beim Gegentor in der Nachspielzeit hatte er die Gefahr durch Terodde zwar eher realisiert als Vestergaard, kam aber nicht mehr rechtzeitig hin. Note 2,5.
Patrick Herrmann: War über weite Strecken der ersten Halbzeit praktisch unsichtbar. Erst in den Schlussminuten mit zwei Abschlüssen – bei der zweiten Chance trudelte der Ball knapp am langen Pfosten vorbei. Nach dem Wechsel ging Herrmann – offensiv wie defensiv - deutlich entschlossener und zielgerichteter zu Werke. In der Szene vor dem Ausgleich hatte er Pech, dass er aus kurzer Distanz an Horn scheiterte. Unmittelbar vor seiner Auswechslung vergab er die Großchance zur Führung, als er am langen Pfosten vorbeischoss. Machte in den letzten zehn Minuten Platz für Hofmann. Note 4,0.
Vincenzo Grifo: War mehr ins Spiel eingebunden als sein Pendant Herrmann auf der anderen Seite, traf aber mehrfach die falsche Entscheidung oder spielte ungenaue Pässe. Er bereitete den ersten Abschluss durch Stindl gut mit vor, ansonsten wollte nicht viel gelingen. Von der Laufbereitschaft her waren die 6,2 Kilometer zur Pause ordentlich, spielerisch war es zu wenig. Grifo blieb in der zweiten Halbzeit draußen, Raffael kam für ihn. Note 4,5.
Lars Stindl: Der Kapitän gab zwar den ersten Torschuss ab und war laufstark wie gewohnt, doch am Ball fehlte die Präzision. Bei mehreren Kombinationen war die gute Idee dahinter zu erkennen, allerdings haperte es bei der Umsetzung. Seine Abspiele gerieten zu ungenau oder es fehlte der letzte Tick Entschlossenheit. Als Raffael nach der Pause wirbelte, fand Stindl mehr Räume, blieb aber unglücklich. Er vergab eine Großchance, als er den Ball mehr oder weniger neben das Tor stolperte. Note 4,0.
Thorgan Hazard: Begann in der Raffael-Rolle zentral, zog jedoch ständig nach links und nahm damit Grifo den Raum. Ihm unterliefen einige Ballverluste, wobei er an den wenigen gefährlichen Situationen vor der Pause zumeist beteiligt war. Ein Schuss von halbrechts aus spitzem Winkel nach einem Konter landete am Außennetz. Nach der Pause spielte er auf der linken Seite und fand sich dort besser zurecht. Hazard inszenierte mehrere drohende Aktionen und schlug gelungene Haken. In der Schlussphase fehlte es ihm an der nötigen Konsequenz, was im törichten Hackentrick mündete, der zum entscheidenden Kölner Angriff führte. Note 4,0.
Raffael: Kam zur zweiten Halbzeit und legte sofort los wie die Feuerwehr. Mit seinen Einzelaktionen wirbelte er die Kölner Defensive gehörig durcheinander, wovon auch die Außenspieler profitierten. Was unter Entschlossenheit zu verstehen ist, zeigte Raffael beim Ausgleich. Die Ballverarbeitung und der wuchtige Abschluss unter die Latte waren großartig. Zwar unterliefen dem Brasilianer auch einige Ballverluste, dennoch war er ganz klar das belebende Element in Borussias Offensive. Note 2,5.
Michael Cuisance: Ersetzte Kramer und sollte Impulse im Spiel nach vorne setzen. Unmittelbar nach seiner Einwechslung fiel der Ausgleich und in der Folgezeit nahm Köln am Spiel teil, so dass Cuisance weniger als Lückenöffner gefragt war als geplant. Der junge Franzose zeigte ein paar gute Ansätze, allerdings unterliefen ihm auch einige hektische Abspielfehler. Ohne Note.
Jonas Hofmann: Wurde für die letzten 10 Minuten für Herrmann gebracht und hatte die Großchance zum Ausgleich. Er drosch den Ball am langen Pfosten vorbei, wurde dabei unmittelbar nach dem Abschluss umgesenst. Dass der Schiedsrichter die Aktion trotz Video-Studium nicht mit Elfmeter ahndete, ist und bleibt ein Mysterium. Ohne Note.