Stindl fehlt gesperrt, Raffael droht auszufallen

»Das Spiel kann richtungsweisend sein«

Created by von Marc Basten und Nadine Basten
Das "wichtigste Spiel" (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Das "wichtigste Spiel" (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach will die Gunst der Stunde nutzen und am Samstag in Bremen (Anstoß 15.30 Uhr) den Lauf fortsetzen, den die Mannschaft unter Dieter Hecking hat. Allerdings droht der Ausfall zweier Säulen.

Dieter Hecking gehört nicht zu den Trainern, die groß um den heißen Brei herumreden. Auch vor der Auswärtspartie bei Werder Bremen formulierte Borussias Trainer das Ziel der Dienstreise an die Weser deutlich: »Ich hoffe, dass wir einen beherzten Auftritt hinlegen bei dem wir alles versuchen dieses Spiel zu gewinnen. Für mich persönlich ist es das wichtigste Spiel in meiner kurzen Amtszeit hier. Es kann für die nächsten Wochen richtungsweisend sein.«

Hecking erläutert die Bedeutung des fünften Pflichtspiels unter seiner Regie: »Mit einem Sieg kannst du einen großen Schritt machen, dass du die untere Tabellenregion hinter dir lässt. Unentschieden wäre auch noch okay, aber bei einer Niederlage holst du Bremen wieder ran. Das sollten wir möglichst vermeiden.«

Obwohl Borussia in Bremen, bis auf eine Ausnahme, in den letzten dreißig Jahren immer schlecht aussah, sollen diesmal drei Punkte mit auf die Heimreise genommen werden. »Unmöglich ist das nicht«, sagt Hecking. Der Coach traut seinem Team einiges zu: »Ich bin sehr froh, dass die Mannschaft in der kurzen Zeit so viele positive Signale gesendet hat. Es macht wahnsinnig Spaß, mit ihr zu arbeiten.«

Stindl ist gesperrt, Raffael angeschlagen

In Bremen wird es in Sachen Personal erstmals unter Hecking einschneidende Veränderungen geben. Kapitän Lars Stindl, mit seinen Toren der Garant für die letzten beiden Siege in der Liga, fehlt aufgrund seiner Gelbsperre. Dazu steht hinter dem Einsatz von Raffael (Oberschenkelprobleme) ein dickes Fragezeichen. Der Brasilianer sei zwar schon wieder »sehr weit«, wie Hecking sagte, doch eine abschließende Entscheidung, ob es schon für Samstag reicht, wurde noch nicht gefällt.

Das gilt ebenso bezüglich Tobias Strobl, Nico Elvedi und Timothée ‚Kolo‘ Kolodziejczak. Alle drei sind wieder im Training und mindestens einer von ihnen könnte ins Aufgebot rutschen. Aber auch hier wollte Hecking das Abschlusstraining abwarten. »Was die Verletzten angeht, sehen wir so langsam aber sicher wieder Licht am Ende des Tunnels«, sagte Hecking.

Falls Raffael ausfällt, müsste Hecking gleich mit zwei neuen Stürmern beginnen. »Dann spielen halt zwei andere«, meinte Hecking. »Ich hätte da wenig Bauchschmerzen. Sie werden auch zeigen wollen, dass sie zurecht spielen.« Ein Kandidat wäre in jedem Fall Josip Drmić, der in Fürth sein Startelfcomeback gegeben hatte. »Ich traue ihm das durchaus zu, dass er für die Startelf in Bremen in der engeren Auswahl ist«, bestätigte Hecking.

Bremen ist angezählt

Im Weserstadion erwartet die Borussia eine traditionell schwere Aufgabe. Die Werderaner sind aktuell angezählt, nachdem sie in einer Mischung aus Unglück und Naivität in letzter Sekunde in Augsburg verloren hatten. »Ich habe die letzten drei Spiele von ihnen gesehen«, sagte Hecking. »Es waren drei sehr unglückliche Niederlagen.«

Für Bremen ist die Partie ebenso richtungsweisend wie für die Fohlenelf. Das Weserstadion ist ausverkauft, das Publikum wird die Mannschaft tragen. »Von der Atmosphäre dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen«, so Hecking. »Es wird an uns liegen, inwieweit wir die Stimmung ein bisschen kippen können.«

Die Bremer werden auf Seiten der Borussen mit Jannik Vestergaard einen alten Bekannten begrüßen können, während es für Max Kruse sogar ein doppeltes Wiedersehen gibt. Zum einen natürlich mit den Borussen, wo er die fraglos beste Zeit seiner bisherigen Karriere hatte, zum anderen mit Dieter Hecking, unter dem er nach seinem Wechsel aus Gladbach in Wolfsburg spielte. »Er hatte bei uns eine sportliche Wertigkeit und er ist ein guter Fußballer, darüber brauchen wir gar nicht zu reden«, so Hecking. »Dass was dann neben dem Platz passiert ist, war fast immer rein privater Natur und hatte wenig mit dem Sport zu tun.«

Kruses »Arschloch-Mentalität« und nervige Spekulationen um Eberl

Wolfsburg und Kruse trennten sich im Sommer und kurzzeitig war eine Kruse-Rückkehr nach Gladbach durchaus ein Thema, wie Max Eberl bestätigte. »Ich habe heute noch Kontakt zu ihm und es ist ein Junge, mit dem ich sehr gut klarkomme. Er hat in seiner Zeit bei uns viel zum Erfolg beigetragen, mit seiner Kreativität und seiner Arschloch-Mentalität, mit der er jedes Spiel gewinnen wollte. Das sind so Zocker, die du gerne in deiner Mannschaft hast. Er war sehr professionell bei uns«. Als Raffaels Vertragsverlängerung im letzten Sommer ins Stocken geriet, »hat man natürlich an Max Kruse gedacht.« Die Überlegungen zerschlugen sich, als Raffael seinen Vertrag verlängerte. »Da war die Personalie in der Offensive besetzt«, so Eberl.

Besetzt ist auch die Personalie Sportdirektor bei Borussia, dennoch wird in diesen Tagen zum wiederholten Male das Thema Max Eberl und Bayern München hochgekocht. Der angekündigte Rücktritt von Philipp Lahm und dessen gleichzeitiger Verzicht auf einen Management-Posten bei den Münchenern, lassen die Spekulationen um Max Eberl wuchern. »Es besteht kein Kontakt, der letzte war der Anruf zum Geburtstag von Uli Hoeneß«, sagte Eberl am Freitag, der nochmals seine gute Beziehung zum Bayern-Chef erläuterte. »Aber daraus immer abzuleiten, dass er mir den Job geben wird, das ist alles Blödsinn. Es gibt keinen Kontakt. Leider, weil ich gerne mit Uli Hoeneß sprechen würde, aber momentan ist es etwas sensibel, diese Telefonnummer zu wählen. Deshalb lasse ich es sein. Natürlich ist die ganze Fragerei und Spekulation nervig. Weil es einfach ohne Hintergrund ist.«

Begleiten wird die Borussen das leidige Thema wohl noch so lange, bis die Bayern ihre wie auch immer gearteten Pöstchen besetzt haben. Viel wichtiger ist da, wie sich die Gladbacher im Weserstadion schlagen. »Ich hoffe, dass die Mannschaft das genauso gut umsetzt, wie sie das in den letzten Wochen gemacht hat«, sagte Dieter Hecking. Man darf gespannt sein.

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