Während der 90 Minuten in der BayArena wurde Borussia Mönchengladbach einige Male richtig durchgeschüttelt. Ob auf dem Platz, auf der Bank oder den Rängen - die Einschläge waren echte Wirkungstreffer. »Das muss man erstmal verdauen«, sagte ein enttäuschter Granit Xhaka, der seinen Frust kaum zügeln konnte. »Das Ergebnis sagt alles, das war eine katastrophale Leistung und dann gehst du 5:0 unter. Die erste Halbzeit war nix, die zweite war noch schlechter«. »Wir haben keinen Fußball gespielt«, so Xhaka weiter. »Und dann schlagen wir lange und hohe Bälle nach vorne, weil wir Stürmer haben, die 1,90 Meter groß sind. Das ist auch ja unsere Stärke ...«.
Xhaka kochte, während die anderen Protagonisten weniger emotional reagierten. »Leverkusen war sehr aggressiv und hat ein extremes Gegenpressing gespielt«, sagte Yann Sommer. »Das wussten wir, aber wir haben einfach keine Lösungen gefunden und konnten nicht vernünftig aufbauen. Am Ende wurden wir für eine schlechte Leistung richtig bestraft«.
»Wir konnten sie nicht überspielen, hatten zu viel Druck und haben unkontrollierte Bälle gespielt«, meinte Tony Jantschke, der in Leverkusen mal wieder in der Startelf stand, aber unglücklich agierte. »Wenn wir mal die erste Kette überspielt haben, konnten wir den Riesenraum in der Leverkusener Hälfte nicht nutzen. Wir haben es Leverkusen einfach gemacht. 3:0 oder 5:0 ist nicht ganz so entscheidend, es klingt halt beschissener«.
»Das ist schon eine richtige Klatsche«, musste Sportdirektor Max Eberl zugeben. »Lange nicht mehr erlebt und trotzdem wiedererkannt«, sagte er mit einem säuerlichen Lächeln. »Wir sind nicht vom anderen Planeten und glauben, dass wir alles in Grund und Boden spielen«. Zumal der Substanzverlust bei den Spielern mittlerweile überdeutlich ist. »Die ganze Mannschaft geht auf dem Zahnfleisch, die Luft wird immer dünner«.
Für Trainer André Schubert war es die erste Niederlage in der Bundesliga, und die war klar und deutlich. Wie nach den erfolgreichen Spielen blieb Schubert auch nach der Pleite in seiner Analyse sachlich. »Es hat uns getroffen und das müssen wir erstmal verdauen«, sagte er. »Wir wussten, wie der Gegner agiert, haben ihm mit unserer Art und Weise jedoch direkt in die Karten gespielt. Leverkusen hat teilweise sehr wild attackiert, aber wir haben immer wieder in die Pressingzone gespielt. Dort hatten wir Ballverluste und sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen. In den Zweikämpfen konnten wir nichts entgegenhalten und Kießling haben wir auch vom Kopfballspiel her nicht in den Griff bekommen«.
»Um sich aus den Pressingsituationen herauszuspielen, braucht man eine gewisse Frische. Die hat uns in der zweiten Halbzeit in Manchester und jetzt in Leverkusen von Beginn an gefehlt«, so Schubert weiter. »Man hat uns den hohen Substanzverlust angemerkt. In der zweiten Halbzeit sind die Beine sehr schwer geworden und gleichzeitig hat sich Bayer in einen Rausch gespielt«.
Leverkusen siegte klar verdient, gleichwohl war es nicht nötig, sich nach hinten heraus so abschießen zu lassen. Etwas »Cleverness und Abgezocktheit« fehlten laut Schubert. »Nach dem 0:3 hätten wir tiefer stehen und ein bisschen mehr auf Ergebnis spielen müssen, stattdessen kriegen wir noch zwei Tore mehr«.
Am Ende war es eine echte Abreibung für die Borussen - dennoch wurde das Team von den Anhängern gefeiert. »Die Fans haben ein sehr feines Gespür dafür, was auf dem Platz passiert«, lobte Schubert. »Ich finde es klasse, was da abgegangen ist und wie sie mit der Mannschaft umgegangen sind. Da möchte ich einfach ›Danke‹ sagen«.
»Das war eine Klatsche, aber die haken wir ab«, sagte Max Eberl. »Dienstag ist Pokal und wir wollen in die nächste Runde«. »Wir schauen nach vorne«, unterstrich Yann Sommer. »Wir haben noch zwei Heimspiele vor der Winterpause und da werden wir alles herausholen«. Bleibt zu hoffen, dass die Nachwirkungen des bitteren Abends in Leverkusen nicht zu nachhaltig sind. Ganz unproblematisch ist so eine Lektion nicht. »Nach Siegen regenerierst du ein Stückchen schneller«, weiß André Schubert.