Der eine Hoffnungsträger in Person von Raffael saß am Dienstagabend zunächst auf der Bank und kam in der Schlussphase, der andere, Thorgan Hazard, bereicherte die zuletzt so abschlussschwache Borussia in der Startelf.
Beide Rückkehrer taten den Gladbachern sichtlich gut. »Thorgan hat über 65 Minuten ein großartiges Spiel gemacht«, lobte Sportdirektor Max Eberl den Belgier, der den Führungstreffer durch Lars Stindl mit einer punktgenauen Flanke vorbereitete. »Auch Raffael hat nach seiner Einwechslung sofort wieder den Unterschied ausgemacht«, sagte Eberl.
Doch auch mit den beiden lange vermissten Offensivspielern blieb das Manko der letzten Wochen auch am stimmungsvollen Königsklassenabend im ausverkauften Borussia-Park bestehen: Die Gladbacher machen einfach zu wenig Tore aus ihren zahlreichen Chancen.
Gegen Celtic startete das Team »sehr ordentlich«, wie es André Schubert ausdrückte. Doch trotz des ‚heißen‘ Hazard blieb man im letzten Drittel des Spielfelds zu harmlos. Celtic kam auf, gestaltete die Partie ausgeglichen und deckte einige Lücken im Gladbacher Defensivverbund auf. Die Borussen hatten Glück, dass Sinclair nur den Innenpfosten traf (23.).
Das Führungstor durch Kapitän Stindl nach einer guten halben Stunde fiel keine Minute zu früh. Anschließend bekamen die Borussen das Geschehen wieder besser in den Griff. »In der Halbzeit haben wir zudem einige Umstellungen vorgenommen«, sagte André Schubert, der etwas mit der defensiven Stabilität haderte.
Elevdi spielte fortan in der Innenverteidigung, Wendt verteidigte links, Strobl rückte auf ‚die Sechs‘ und Stindl orientierte sich weiter nach vorne. »Nach dem Wechsel war es deutlich besser«, sagte Schubert. Seine Mannschaft entwickelte Zug zum Tor und drängte auf den zweiten Treffer. »Wir hatten genügend Möglichkeiten, das Spiel vorzeitig zu entscheiden«, sagte Schubert.
Doch wie so oft in den letzten Partien fehlte die Kaltschnäuzigkeit beim Abschluss (Stindl, Johnson, Hazard) oder es kam einfach Pech dazu, wie beim Schuss von André Hahn, der den Ball ans Lattenkreuz nagelte. »Hätten wir eine dieser Chancen genutzt, wäre der Sack zu gewesen«, sagte Hahn.
So passierte das, was im Fußball als Binsenweisheit gilt: Wer vorne die Dinger nicht macht, fängt sie sich hinten. Celtic, das deutlich stärker als im Hinspiel war, blieb während der gesamten Zeit gefährlich und forderte die Defensive der Fohlen permanent. Die verteidigten es mehr als ordentlich, bis zur ominösen 75. Minute.
»Wie wir den Ausgleich bekommen, das ist extrem ärgerlich«, sagte André Schubert. Julian Korb befand sich im Laufduell mit Dembélé, schien die Sache aber im Griff zu haben. »Er hatte eigentlich eine gute Position zum Ball und die Kontrolle«, so Schubert. »Doch dann hat er sich verschätzt«. Der wuchtige Dembélé schob sich vor Borussias Rechtsverteidiger und kam aus spitzem Winkel zum Abschluss. Korb zog dabei den Angreifer herum, so dass dieser am langen Pfosten vorbei schoss.
»Der Elfmeter war schon berechtigt«, beurteilte Christoph Kramer die Situation. »Aber es war keine Rote Karte. Ich dachte, dass die Mehrfachbestrafung abgeschafft wäre«. So aber besorgte Dembélé vom Punkt nicht nur den Ausgleich, sondern Borussia musste die letzten 15 Minuten auch noch in Unterzahl spielen.
Zwar kamen die dezimierten Gladbacher noch zu zwei, drei guten Offensivaktionen – u.a. durch den eingewechselten Raffael -, aber natürlich hatte Celtic Blut geleckt. »Wir mussten schon aufpassen, nicht noch zu verlieren«, sagte Schubert. »Es war nochmal eng«, bestätigte Eberl, der, wie alle, nach der vergebenen Großchance von McGregor (87.) kräftig durchgeatmet hatte.
»Nach hinten heraus müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein«, sagte André Schubert. »Dennoch sind wir sehr enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Das müssen wir erstmal aus den Kleidern schütteln«. Auch Christoph Kramer musste seinen Frust loswerden: »Mal ist das Tor zu klein, mal liegt ein Grashalm scheiße«
Immerhin liegen die Borussen im Zweikampf mit Celtic um den dritten Platz in der Gruppe weiter gut im Rennen. Gesichert ist das Überwintern in Europa aber noch längst nicht. »Im Fußball ist alles möglich, wir sind noch nicht durch«, warnte Nico Elvedi. »Celtic kann auch gegen Barcelona gewinnen«.
Max Eberl ergänzte: »Wenn wir am 6. Dezember um 23 Uhr in Barcelona noch den dritten Platz haben, dann kann man gratulieren. Vorher aber nicht«.
Zunächst gilt es, die Champions League abzuhaken und sich der Liga zu widmen. Bereits für Freitag ist das Spiel bei Hertha BSC angesetzt. »Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis«, ärgerte sich André Schubert. »Ich weiß nicht, was man sich dabei gedacht hat«. Max Eberl brachte die wettbewerbsverzerrende Terminierung regelrecht auf die Palme: »Wir heißen nicht Bayern München, sowas würde denen nie passieren. Ich habe noch nie gehört, dass Bayern nach einem Champions-League-Spiel freitags ran musste«.