Borussen wollen unangenehmer werden

Das Ende der Schwiegersohn-Mentalität bei Borussia?

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Auch am Freitag im Training ging es zur Sache (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Schon zu weitaus erfolgreicheren Zeiten sah man sich bei Borussia Mönchengladbach mit dem Vorwurf konfrontiert, dass die Mannschaft zu wenig Spieler mit Ecken und Kanten habe und zu viele dem Klischee des braven Schwiegersohns entsprechen würden. Künftig soll das anders werden.

Die ersten Trainingstage in Mönchengladbach laufen und die Stimmung am Borussia-Park ist trotz der verkorksten letzten Saison ausgesprochen gut. Der Frust scheint beiseitegeschoben zu sein und im Windschatten der EM-Euphorie sieht es so aus, als ob bei vielen Anhängern die Lust auf Borussia aufgefrischt worden sei. Auch die Protagonisten geben sich munter und angriffslustig. 

Im vergangenen Jahr wurde den Verantwortlichen vorgeworfen, durch schwammige Zielvorgaben Alibis ermöglicht und sich zudem zu lange hinter der Begrifflichkeit ‘Umbruch’ versteckt zu haben. Aktuell sieht es so aus, als ob man sich dieses Mal nicht unnötig klein machen will und stattdessen auf eine Aufbruchstimmung setzt. Doch gute Worte allein werden nichts bringen, was auch Sportchef Roland Virkus klarstellte: »Nicht reden, sondern handeln«, sei die richtige Herangehensweise nach der missratenen letzten Saison.

»Eine gewisse Arschloch-Mentalität entwickeln«

Virkus und auch Trainer Gerardo Seoane erklärten, dass man mit den erfahrenen Neuzugängen Kevin Stöger, Philipp Sander und Tim Kleindienst »Leadership« dazugeholt habe. Also nicht nur Mitläufer, sondern Spieler, die vorangehen und eine Mannschaft mitziehen können. Und die von ihrem Auftreten her zu den Spielertypen gehören, die man nicht mag, wenn sie in der gegnerischen Mannschaft spielen. 

»Meine Stärken sehe ich vor allem im Spiel mit dem Ball, ich kann gute Standards schlagen und habe einen guten Abschluss«, sagt Kevin Stöger. »Aber ich möchte auch gut gegen den Ball arbeiten, um es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen«. Auch Tim Kleindienst betont zwar die Wichtigkeit der Ballbesitzphasen und der fußballerischen Qualität, sagt aber auch: »Es geht ein bisschen darum, eine gewisse Arschloch-Mentalität zu entwickeln.«

Mutiger sein, angreifen und hart verteidigen

Es soll, so Kleindienst, für den Gegner »auch mal wehtun und unangenehm sein, gegen uns zu spielen«. »Und ich glaube, dass ich dabei helfen kann«, ergänzt Borussias neuer Stürmer. Philipp Sander ist ein Bundesligaspätstarter, der Robustheit und Zweikampfhärte in intensiven Zweit- und Drittligajahren gefestigt hat. »Ich habe gerne den Ball am Fuß, weiß aber ganz genau, dass ich auch meine Stärken gegen den Ball habe«, sagt er. Auch Trainer Gerardo Seoane macht deutlich, worauf der Fokus gelegt werden soll: »Wir wollen wieder aktiver sein, wir wollen mutiger sein, wir möchten angreifen, aber auch hart verteidigen.«

Um das zu erreichen, bedarf es einer guten und strukturierten Vorbereitung, aber auch noch der einen oder anderen Verstärkung. Aktuell steht neben Stöger, Sander und Kleindienst mit Charles Herrmann noch ein Talent neu im Spielerkader, dazu ist Oscar Fraulo nach seiner Leihe wieder da. Ergänzt wird die Trainingsgruppe um Winsley Boteli, Kilian Sauch und Niklas Swider aus der U19. Robin Hack kann aufgrund von Problemen an der Sehnenplatte der Fußsohle nur individuell trainieren. Bis klar ist, wie der endgültige Kader aussehen wird, dürfte es noch einige Zeit dauern. Und ob die Schwiegersohn-Mentalität dann tatsächlich abgelegt werden kann, bleibt ebenfalls abzuwarten.

 


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