Hinter den Gladbacher Borussen liegen aufreibende Tage, die ein vom Ergebnis her unbefriedigendes Heimspiel gegen HSV, einen tollen Auftritt im Celtic Park und eine 45-minütige Minusleistung in München mit sich brachten. Zeit, die Wunden zu lecken und sich neu aufzustellen, gibt es nicht. In den engen Terminplan wurde die zweite Pokalrunde gequetscht, die für Borussia zumindest ein Heimspiel parat hat, so dass neuerlicher Reisestress entfällt.
Für eine ordentliche Regeneration bleibt dennoch kaum Raum, an ein normales Training ist ohnehin nicht zu denken. Der Kader ist durch diverse Verletzungen deutlich ausgedünnt, woran sich auch am Dienstag nichts ändern wird. Thorgan Hazard trainierte am Montag individuell, aber ein Einsatz gegen den VfB ist unwahrscheinlich. Raffael und Traoré könnten mit viel Phantasie am Freitag gegen Frankfurt ein Thema werden, doch auch hier regiert das Prinzip Hoffnung. Ein Comeback von Andreas Christensen ist noch nicht absehbar.
»Wir haben jetzt vier Spiele in elf Tagen«, sagt Borussias Trainer André Schubert. »Es ist schwierig - das Ende der Belastungsgrenze ist erreicht«. Der Coach verweist auf die Vierfachbelastung der Nationalspieler: »Die Jungs, ob unsere oder von anderen Vereinen, sind am Limit. Man sieht, dass all die Mannschaften, die jetzt Champions League spielen, in der Bundesliga noch Probleme haben«.
Das Pokalspiel gegen Stuttgart (39.000 Tickets sind bislang verkauft) kommt daher zur Unzeit und es wirkt so, als ob sich alle irgendwie aufraffen müssen. Doch natürlich ist es ein wichtiges Spiel in einem attraktiven und prestigeträchtigen Wettbewerb, deshalb sagt Schubert: »Wir freuen uns, im Pokal spielen zu dürfen. Wir wollen jetzt auch nicht ständig darüber jammern, dass wir Champions League spielen - das ist genial. Es ist die Aufgabe, es ist anstrengend, aber wir machen es so gut, wie wir können«.
Klar ist, dass eine Leistung auf Sparflamme nicht reichen wird. Der Gegner ist schließlich kein gewöhnlicher Zweitligist, sondern der VfB Stuttgart. Die Schwaben sind vom eigenen Anspruch her nur auf der Durchreise im Unterhaus und gehören einfach in die Bundesliga. Dennoch ist die Ausgangslage eindeutig: »Wir sind in der Favoritenrolle«, sagt Schubert. »In der Bundesliga ist das nicht immer so eindeutig, aber im Pokal schon. So ein Spiel musst du gewinnen, sonst bist du raus. Wir müssen uns konzentrieren, Geduld haben und nicht zu viele Risiken eingehen. Der Gegner wird es sehr kompakt gestalten und es wird nicht ganz leicht, Lücken zu finden. Wir müssen Spielfreude entwickeln und den Druck so hochhalten, dass wir gewinnen«.
Mit welchem Personal Schubert die knifflige Aufgabe angehen wird, behielt er am Montag wie gewohnt für sich. Die Auswahl ist angesichts der Ausfälle nicht übergroß, dennoch bieten sich Alternativen an. Nico Schulz, der zuletzt bei seinen Kurzeinsätzen andeutete, dass er wieder annäherend bei 100 Prozent ist, könnte sein Startelfdebüt geben. Genauso spricht vieles dafür, dass Mo Dahoud nach zuletzt 180 Minuten als Zuschauer mal wieder ran darf.
Ob Schubert daneben noch einem Youngster wie Djibril Sow zum Debüt verhilft, scheint eher unwahrscheinlich. Der talentierte Schweizer war zuletzt aufgrund der Verletztenmisere in den Kader gerückt, kam aber nicht zum Einsatz. »Er ist in einer guten Entwicklung und hat eine gute Physis und Dynamik«, lobt Schubert, schränkt aber gleichzeitig ein: »Es gibt Dinge, an denen er arbeiten muss. Der erste Kontakt ist sicherlich etwas, was er noch besser machen kann und auch was das taktische Verhalten insgesamt betrifft. Sow braucht noch ein bisschen, aber er ist auf jeden Fall eine Alternative, sonst würde er nicht auf der Bank sitzen«.
Die Borussen werden gegen den VfB Stuttgart eine Menge Willenskraft auf den Platz bringen müssen, um ins Achtelfinale einzuziehen. So ganz nebenbei wäre es zudem wünschenswert, wenn der Sieg innerhalb der regulären Spielzeit eingefahren werden könnte. Eine Verlängerung braucht niemand und auf ein Elfmeterschießen sollten es die Borussen nach den Erfahrungen aus dem HSV-Spiel nun wirklich nicht ankommen lassen.