Lässt man die 90 Minuten im Borussia-Park Revue passieren, so war es eine ziemlich entspannte Angelegenheit. Eintracht Frankfurt war in allen Belangen unterlegen und der deutliche Erfolg der Fohlenelf folgerichtig und vollkommen verdient. Doch ganz so easy, wie es den Anschein hatte, war es nicht.
»Vor allem in der ersten Hälfte war es alles andere als leicht«, sagte Lars Stindl. »Die Eintracht hat sehr gut verteidigt und die Räume dicht gemacht. Vor allem die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld waren extrem eng, so dass es für uns schwer war, da durchzukommen«.
Die Borussen bewiesen die nötige Geduld und ließen sich nicht dazu hinreißen, zu wild anzurennen. »Wir haben sehr ruhig weitergespielt«, sagte Stindl, der mit seinem Treffer in der 36. Minute rechtzeitig dafür sorgte, dass niemand unruhig werden musste.
Stindl verwertete nach Raffaels Freistoßflanke den abfallenden Ball. »Es ist meine Aufgabe bei Standards, im Rückraum auf die Abpraller zu spekulieren«, erklärte Stindl. »Zum Glück habe ich die nötige Lücke gefunden, so dass das Ding im Tor eingeschlagen ist«.
Neben dem passenden Türöffner durch Stindl war es für die Gladbacher extrem wichtig, Frankfurt keine Kontergelegenheiten zu ermöglichen. »Heute haben wir sehr gut umgeschaltet, in beide Richtungen«, lobte André Schubert seine Mannen. »Dadurch haben wir fast keinen Konter zugelassen und sind kaum in eine gefährliche Situation gekommen. Dazu ist viel Konzentration notwendig«.
Die Ausrichtung mit der Dreierkette funktionierte, wie bereits im letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, ausgezeichnet. Wobei das für Schubert keinesfalls der Schlüssel zum Erfolg ist. »Das System ist nur eine Rahmenbedingung«, erklärte der Trainer. »Das Spiel wird durch die Qualität der Spieler entschieden. Heute mussten wir den Gegner früh pressen, die Rückräume sichern und Konter vermeiden. Und das ist uns sehr gut gelungen«.
Die Grundordnung, die zum Ende hin wieder auf das gewohnte 4-4-2 umgestellt wurde, wird weiterhin flexibel bleiben. »Ich bin weder ein Superfan von einer Vierer-, noch einer Dreierkette. Wir suchen immer die Lösung, die für das nächste Spiel sinnvoll ist und unsere Stärken am besten rausbringt. Den Jungs ist völlig schnurz, sie fühlen sich in allen Systemen wohl. Im Rahmen eines Spiels fällt die Umstellung überhaupt nicht schwer. Auch heute gab es keinen Bruch, es ging sofort weiter«.
Dass in den letzten Wochen die viel zitierte ›Balance‹ sichtlich besser geworden ist, zeigte das Spiel gegen die Eintracht eindrucksvoll. »Ich bin ja nicht naiv«, sagte André Schubert. »Um erfolgreich Fußball zu spielen, müssen wir Offensive und Defensive vereinen. Wir müssen eine Konstanz reinbringen und ich finde, das haben wir. Wir arbeiten daran, wenig zuzulassen. Ich freue mir ein Loch irgendwohin, wenn wir kein Gegentor kassieren. Und ich freue mich riesig, wenn wir weiterhin offensiv so gut Fußball spielen«.
»Wenn ich eine Mannschaft sehe wie diese, dann möchte ich sie offensiv spielen lassen«, so Schubert weiter. »Sie hat so viel Offensivpotential, so viel Kreativität, Spaß und Freude am offensiven Spiel. Mir täte es leid, es darauf zu beschränken, nur sicher zu stehen und zu kontern. Das wäre der falsche Ansatz. Wir werden unseren Spielstil weiter entwickeln und dazu gehört, dass wir defensiv möglichst wenig zulassen«.
Gegen die, zugegebenermaßen äußerst harmlosen, Frankfurter passte die Mischung. Auch weil Raffael mit seinem Treffer kurz nach der Pause für die Vorentscheidung sorgte und den Frankfurtern jeglichen Mut nahm. »Es hat uns natürlich in die Karten gespielt, dass Raffael frühezeitig auf 2:0 erhöht hat«, bestätigte Lars Stindl. »Wie er in dieser Situation die Übersicht behalten und das Ding fast aus fast 40 Metern versenkt hat, war wirklich sensationell«.
»Auch danach waren wir jederzeit Herr Lage und nach dem dritten Treffer von Mo hatten wir hinten heraus noch die Chance, sogar noch höher zu gewinnen«, so Stindl. »Aber vielleicht wäre das auch des Guten zu viel gewesen«.
An der Berechtigung des Gladbacher Erfolgs gab es jedenfalls keine Zweifel. Kleinere Fragezeichen gab es einzig wegen Granit Xhaka (Schubert: »Der Muskel hat etwas zugemacht«) und Håvard Nordtveit (leichtere Knieprobleme), die vorzeitig ausgewechselt wurden.