Borussias Trotzköpfe

»Das Ding ist noch nicht durch für Florenz«

Created by von Marc Basten und Jan van Leeuwen
Die Borussen können Florenz niederringen (Foto: Patrik Stollarz / Bongarts / Getty Images)

Die Borussen können Florenz niederringen - im Rückspiel (Foto: Patrik Stollarz / Bongarts / Getty Images)

Mit einer großen Portion Trotz reagierten Spieler und von Verantwortliche von Borussia Mönchengladbach auf die unglückliche 0:1-Heimniederlage gegen Florenz. Die Chancen auf ein Weiterkommen haben sich zwar verschoben, doch sie bestehen weiterhin.

Es sollte ein Festtag für Borussia Mönchengladbach werden, doch es wurde einer dieser Abende, bei dem man aus dem Hadern nicht mehr herauskam. Eine starke Mannschaftsleistung, eine kontrollierte Defensive und teilweise begeisterndes Kombinationsspiel nach vorne konnten nicht verhindern, dass auf der Videoleinwand im Borussia-Park nach 90 Minuten ein fettes 0:1 aufleuchtete.

»Das ist verdammt bitter«, sagte Patrick Herrmann anschließend. Der 25-Jährige hätte eigentlich einer der strahlenden Helden des Abends werden müssen, doch er ließ beste Möglichkeiten ungenutzt. Da auch Stindl und Kollegen entweder zu überhastet abzogen, oder wie Johnson bei seinem Pfostenschuss zu genau zielten, blieb den Borussen ein Torerfolg versagt.

»Von den Hochkarätern müssen wir mindestens zwei machen«, ärgerte sich Herrmann. »Aber bei dieser schlechten Chancenverwertung sind wir es auch selber schuld«. Dabei schien eigentlich alles in die richtige Richtung zu laufen für die Fohlenelf. »Das war eine sehr gute Europapokalpartie von uns, in der ersten Halbzeit waren wir hoch überlegen«, befand Sportdirektor Max Eberl.

Bernardeschi die Reinkarnation von Arango

Die Borussen kombinierten gefällig nach vorne und wurden gefährlich. »Wenn man sich gegen eine Mannschaft wie Florenz sieben, acht hochkarätige Chancen erspielt, hat man vieles richtiggemacht«, sagte Dieter Hecking. »Natürlich hat die Effizienz gefehlt, aber niemand schießt absichtlich vorbei. Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen für ein tolles Spiel, bei dem nur das Ergebnis nicht gestimmt hat«.

Neben den eigenen Unpässlichkeiten im Abschluss mussten sich die Gladbacher auch über den spanischen Schiedsrichter ärgern. Als der einschussbereite Herrmann im Strafraum getroffen wurde, blieb der Elfmeterpfiff aus. »Ich bin klar von hinten umgetreten worden«, sagte Herrmann. Auch für Hecking war die Sache eindeutig: »Einen klareren Elfmeter als den kann man nicht pfeifen. Ich will da nicht drauf rumreiten, aber es ist ärgerlich, dass da fünf Leute rumstehen und keiner will was gesehen haben.«

Sehr genau schaute der Referee dagegen kurz vor der Halbzeit hin, als Christoph Kramer im Zweikampf etwas übereifrig stocherte. Der Spanier hatte ein Foul ausgemacht und sprach Florenz zentral 25 Meter vor dem Tor einen Freistoß zu. Es passte zum Drehbuch des Abends, dass Bernardeschi zu einer Reinkarnation von Juan Arango mutierte und den Ball wie einst König Juan in den Winkel zirkelte.

»Wir haben längst noch nicht alles verloren«

»Durch diesen brillanten Freistoß wurden wir gnadenlos bestraft«, sagte Max Eberl. Die zweite Halbzeit, so der Sportdirektor, sei schwieriger für die Borussen gewesen, weil es Florenz mit der Führung im Rücken defensiv besser gemacht habe als zuvor. Die Gladbacher kamen nicht mehr zu den klaren Abschlusssituationen wie vor der Pause. Am Ende mussten sie dann dem hohen Aufwand kräftemäßig Tribut zollen.

»Es ist tragisch und ungerecht, aber am langen Ende zählt das Resultat«, sagte Eberl. Aufgeben will in Gladbach allerdings niemand – im Gegenteil. Nach der ersten Enttäuschung überwog der Trotz. »Wir haben längst noch nicht alles verloren«, stellte Eberl klar. »Die Chancen standen 50:50, jetzt sind sie für Florenz auf 70:30 gestiegen. Aber wir sind nicht chancenlos. In Glasgow haben wir bewiesen, dass wir es können.«

Dieter Hecking sah es genauso. »Es fühlt sich noch nicht an wie eine Niederlage, weil es noch das Rückspiel gibt. Das Ding ist noch nicht durch für Florenz. Die Leistung von heute macht uns Hoffnung, dass wir das Ergebnis im Rückspiel noch drehen können.« Dafür muss am nächsten Donnerstag in Italien vieles passen, doch unmöglich ist es nicht.

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