Vielleicht ist in den letzten Tagen und Wochen etwas zu viel Wohlbehagen bei den Profis von Borussia Mönchengladbach aufgekommen. Die tolle Serie unter André Schubert, die öffentliche Anerkennung und das Überwintern auf Rang 4 haben möglicherweise im Unterbewusstsein den Gedanken aufkommen lassen, dass alles automatisch so weiterlaufen wird. Dass dem nicht so ist, wissen die Borussen spätestens seit der klaren 2:5-Klatsche in Bochum.
»Man sieht, dass es nicht funktioniert, wenn man nicht konzentriert und konsequent zur Sache geht«, sagte André Schubert nach dem letzten Testspiel vor dem Rückrundenauftakt. »Wenn wir meinen, dass uns alles zufliegt, dass wir alle Hacke, Spitze spielen können, dann kriegst du ein Problem. Dann passiert das, was jetzt in Bochum passiert ist«.
Gleichwohl wollte Schubert das Ergebnis nicht zu hoch hängen. »Es war ein Testspiel, mehr nicht«. »Ich finde so eine deutliche Niederlage gar nicht so verkehrt, wir müssen nur daraus lernen und die richtigen Schlüsse ziehen. Es geht darum, fokussiert auf das zu sein, was uns stark gemacht hat«.
Ein grundsätzliches Problem sieht der Trainer nicht. »In der Hinrunde haben wir die Spielweise von heute auf morgen schon sehr deutlich umgestellt. Noch gab es keine ausreichende Gelegenheit, die Dinge durch Training zu automatisieren. Dies bedarf einiger Zeit, was man jetzt auch merkt. Aber wir können es trotzdem umsetzen - wenn wir uns sehr auf die Dinge konzentrieren«. Was in Bochum eindeutig nicht der Fall war.
»Wir haben ja drei oder vier Tore selber aufgelegt«, so Schubert. »So einfach dürfen sie natürlich nicht fallen«. Seine neu formierte Abwehrreihe nahm der Coach aus der Schusslinie. »Wir wollten ja auch etwas ausprobieren - dazu sind solche Spiele ja da«. Martin Hinteregger spielte als linker Verteidiger. »Martin hat das sehr ordentlich gemacht. Gerade in der ersten Halbzeit hatte er in der Offensive viele gute Aktionen«, lobte Schubert den Österreicher.
Dessen Landsmann Martin Stranzl wird von Schubert auch als ›Neuzugang‹ geführt. Er hielt 90 Minuten durch, was wohl die wichtigste Erkenntnis war. Dass dem Routinier noch einiges fehlt, ist offensichtlich. Das Dortmundspiel wird für Stranzl wohl zu früh kommen.
Zudem ging das Experiment mit Andreas Christensen als linker Innenverteidiger neben Stranzl schief. »Anderas fühlt sich auf der rechten Innenverteidigerposition deutlich wohler«, resümierte Schubert. »Das ist auch eine wichtige Erkenntnis aus diesem Spiel«. Allerdings war Christensen nicht nur wegen der ungewohnten Position neben der Spur, wie sein Fehlpass vor dem 1:1 zeigte. »Er hatte ein paar Situationen, die er sonst anders löst«, bestätigte Schubert. »Er war nicht gut drauf«. Zudem klagte der Däne über Schwindelgefühle, so dass er nach einer Stunde ausgewechselt wurde.
Sein Comeback gab Ibo Traoré. »Es freut mich, dass er wieder fit ist«, sagte Schubert. »Er hat es gut gemacht, dazu ein Tor erzielt. Aber es war ein sehr tiefer Boden und wir wollten ihn nicht über Gebühr strapazieren. Deshalb der Wechsel«.
Über die volle Distanz ging Jonas Hofmann. Eine Torchance, mehrere ansprechende Ansätze, aber auch noch einige Missverständnisse waren das Ergebnis. »Wir müssen uns noch ein bisschen an Jonas gewöhnen«, meinte Schubert. »Damit wir wissen, wie er sich bewegt, wie er läuft und in welchen Räumen wir ihn anspielen können«.
Vor dem Spiel gegen Dortmund bleibt noch eine Menge Arbeit für André Schubert und seine Mannen. Die haben jetzt erstmal zwei freie Tage, ehe es in die Vorbereitung auf das Topsiel des 18. Spieltags geht. Das 2:5 in Bochum sollte ein Weckruf zur rechten Zeit und gleichzeitig für die Beobachter aus Dortmund ein Muster ohne Wert gewesen sein. »Dortmund kann mit dem Spiel heute nicht viel anfangen«, meinte André Schubert mit einem breiten Grinsen. »Das ist doch eine wunderbare Situation«.