Als am Samstag im Borussia-Park der Schlusspfiff ertönte, lag eine Mischung aus Enttäuschung und Gleichgültigkeit in der Luft. Dass sich die Gladbacher in letzter Minute von Darmstadt noch den Ausgleich einschenken ließen in einem Spiel, das sie angesichts der Chancenverteilung klar und deutlich hätten gewinnen müssen, passte zu dieser Spielzeit.
Als die Mannschaft auf die Verabschiedungsrunde durchs Stadion ging, war der Großteil der Zuschauer schon weg. Für große Emotionen war kein Raum an einem Tag, an dem der scheidende Mo Dahoud von tausenden Fans vom Platz gepfiffen wurde. »Bei aller Enttäuschung, dass Mo den Verein verlässt: Man hätte es ihm heute ein bisschen einfacher machen können bei der Verabschiedung«, sagte Dieter Hecking anschließend.
Der Trainer hatte eine Viertelstunde vor Schluss die Einwechslung von Korb und Hahn vorbereitet, als Dahoud nach einem Fehlpass massiv ausgepfiffen wurde. Nur wenige Augenblicke später zog Hahn wieder das Trainingsleibchen an und musste zurück zum Aufwärmen, während Bénes zur Bank zitiert wurde, um Dahoud zu ersetzen und damit vor weiteren Unmutskundgebungen während des Spiels zu schützen. Als Dahoud den Platz verließ, war das Pfeifkonzert unüberhörbar.
»Das ist eben die Fanseele«, meinte Hecking. »Mo muss das lernen, in Dortmund wird es nicht anders sein. Dennoch hätte ein Spieler, der für Borussia Mönchengladbach gute Leistungen gezeigt hat, einen anderen Abschied verdient. Das war nicht angebracht.«
Zum neuerlichen Frust der Anhänger im Borussia-Park trug freilich auch das Spiel bei, bei dem die Mannschaft wie zuletzt hinter den Erwartungen zurückblieb. Zwar hätten drei Punkte gegen Darmstadt nichts am Verpassen der Europa League geändert, doch ein Sieg zum Abschluss hätte zumindest etwas versöhnlich gestimmt. So aber waren alle enttäuscht - auch der Trainer.
»Ich habe vor drei Wochen gesagt, dass wir selber unsere Hausaufgaben lösen müssen. Hätten wir sie gelöst, wären wir jetzt sechster. Das haben wir nicht gemacht und von daher bin ich schon enttäuscht«, so Hecking. »Aber man muss auch ehrlich sagen: Dann hast du es letztlich auch nicht verdient, dass mehr dabei herauskommt.«
So wurde der Sommerkick gegen die Lilien im ausverkauften Borussia-Park zu einem Spiegelbild der letzten Wochen. »Wir haben eine Vielzahl hochkarätiger Chancen liegengelassen, wo wir die Konsequenz hätten zeigen müssen, das Spiel zu entscheiden«, sagte Hecking. »Und dann daddelst du auch noch in der Defensive rum und lädst den Gegner förmlich ein.«
»Es hat gezeigt, woran wir im nächsten Jahr arbeiten müssen: Hinten konzentriert zu arbeiten und vorne die Konsequenz zu haben, das Spiel zu entscheiden«, umschrieb Hecking die Gladbacher Probleme, die sich durch die ganze Saison gezogen haben.
Natürlich gab es auch gegen Darmstadt handfeste Gründe, warum das Ensemble, das das neue Trikot trug, nicht wie aus einem Guss funktionierte. »Mit Hazard, Johnson, Kramer und Raffael haben wir Leute ins Rennen geschickt, die lange nicht gespielt haben«, erklärte Hecking. »Ich hätte lieber die Spieler eingesetzt, die im Rhythmus sind. Aber Traoré hat sich Freitag endgültig abgemeldet, Elvedi hatte muskuläre Probleme und Hahn hatte sich im Zweikampf auf die Zunge gebissen und eine tiefe Fleischwunde davon getragen. Das sind so Dinge, die passieren anscheinend nur in so einer Saison.«
So kam es, dass Borussias Spiel von vielen Unzulänglichkeiten geprägt war. Dennoch waren es Raffael und Hazard, die schlussendlich als Torschützen auf der Anzeigetafel erschienen. »Dass sie die Tore machen, ist dann auch der Schuss Qualität, der uns in den letzten Wochen gefehlt hat«, sagte Hecking.
Am Ende feierten nur die Gäste aus Darmstadt, deren Fans noch weit nach Schlusspfiff lautstark den Abschied aus der Bundesliga zelebrierten. Für Borussia und ihre Anhänger geht es - zum Glück - nächstes Jahr in der Eliteklasse wieder von vorne los. In der Sommerpause gibt es auf und neben dem Platz einiges aufzuarbeiten. Die letztlich unbefriedigende Saison hat zweifellos bei allen Beteiligten ihre Spuren hinterlassen.