Die Enttäuschung stand den Gladbacher Borussen nach dem Abpfiff in der Frankfurter Arena ins Gesicht geschrieben. Eigentlich war es ein vergleichsweise vernünftiges Auswärtsspiel bei einem keinesfalls übermächtigen Gegner, doch letztlich verließ man trotz besserer statistischer Werte als verdienter Verlierer den Platz. Einmal mehr waren die individuellen Nachlässigkeiten ursächlich für die Niederlage.
Die Borussen begannen die Partie mit einer vorsichtigen Grundausrichtung, die aufgrund der Qualitäten der Frankfurter nachvollziehbar war. Vorrang hatte, den gegnerischen Stürmern nicht die Räume zu geben, um hinter die Kette zu kommen und die Schnelligkeitsvorteile auszunutzen. Das funktionierte sehr ordentlich, im Zentrum hatten die Hessen keinen Raum und bei langen Bällen auf die Stürmer konnten diese zumeist erfolgreich auf die Seiten abgedrängt werden.
Elvedis Trägheit und das mangelhafte Kopfballtiming von Netz
Was in dieser Phase fehlte, waren konstruktive Ballbesitzpassagen, mit denen man den Rhythmus des Gegners brechen und richtige Nadelstiche setzen konnte. Alsdann schlichen sich in der Defensive erste Nachlässigkeiten ein. Schon bei der Schuss-Flanke von Marmoush und dem verunglückten Kopfball von Ekitiké (25.) sahen die Borussen nicht gut aus. Noch weniger passte fünf Minuten später beim Frankfurter Führungstor zusammen.
Elvedi hatte Ekitiké nach dem langen Pass rechts an der Grundlinie gestellt, ließ den Franzosen aber ungestört aufdrehen und war dann deutlich zu träge, um der simplen Bewegung folgen und die Flanke blocken zu können. In der Mitte wurde Netz sein mangelhaftes Kopfballtiming gegen Knauff zum Verhängnis und Larsson hatte keine Mühe zu vollenden.
»Zu wenig entschlossen und zu ungenau«
Im weiteren Verlauf der Partie und insbesondere in den ersten zwanzig Minuten nach der Pause machten die Borussen ein gutes Auswärtsspiel und hätten sich zu diesem Zeitpunkt ein Remis verdient. Doch in den entscheidenden Momenten fehlte es an der Konsequenz, die eigenen Angriffe gezielt abzuschließen. Und bei der einzigen Großchance kam auch noch Pech hinzu, als Reitz nur den Pfosten traf. »Wir waren ansprechend zwischen den Strafräumen«, fasste Gerardo Seoane anschließend zusammen. »Aber Fußball wird im Sechzehner entschieden und da waren wir auf beiden Seiten zu wenig entschlossen und zu ungenau«.
Auch die Impulse von außen verpufften - mit dem Dreierwechsel zwanzig Minuten vor dem Ende gab es sogar einen richtigen Bruch im Gladbacher Spiel. Zehn Minuten später war die Partie entschieden. Skhiri durfte zentral ungestört passen, Itakura bedrängte Marmoush ineffektiv und kam dann nicht mehr hinterher. Elvedi war erneut zu träge und ließ Matanovic auf Bahoya ablegen, der bei seinem Zuspiel auf Marmoush wiederum davon profitierte, dass für Netz alles zu schnell ging. Letztlich ging Itakura gegen Marmoush zu früh auf den Boden und Netz war immer noch zu paralysiert, um sich entscheidend in die Schussbahn zu bewegen.
Gegen Union und Augsburg muss gepunktet werden
»Gefühlt werden wir gerade für kleine Fehler sehr abgestraft«, sagte Gerardo Seoane anschließend. »Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, aber es gibt entscheidende Dinge, die noch besser werden müssen.« Noch ist man bei den Borussen sehr darum bemüht zu vermitteln, dass alles im Lot sei und man alles unter Kontrolle habe. Doch der Druck, in den verbleibenden beiden Spielen bis zur nächsten Länderspielpause gegen Union und in Augsburg punkten zu müssen, ist unzweifelhaft größer geworden.