Was war das für eine unfassbare Startphase im kalten und dünn besetzten Borussia-Park? Es hatte etwas vom 1:7 der Brasilianer gegen Deutschland der WM 2014 oder - eine Nummer kleiner - vom September 2019. »Es hat mich an das Spiel im Europapokal zuhause gegen Wolfsberg erinnert«, sagte Sportdirektor Max Eberl anschließend. Damals beim 0:4 wurden die Gladbacher ebenso kalt erwischt und verfielen in eine Schockstarre - doch da ‘rettete’ man ein 0:3 in die Pause. Jetzt gegen Freiburg war es doppelt schlimm. »Es war schon teilweise surreal, was heute passiert ist«, sagte Eberl.
Trainer Adi Hütter wirkte ebenso fassungslos wie alle anderen. »In erster Linie gilt es sich für unser Auftreten zu entschuldigen, das so nicht zu akzeptieren ist«. Auch für den Trainer kam dieser kollektive Zusammenbruch seiner Mannschaft wie aus heiterem Himmel. »Wenn man die ganze Trainingswoche gesehen hat, auch das Abschlusstraining gestern, würde man nie darauf kommen, dass heute so eine Leistung herauskommt«. Doch die Gladbacher ließen sich nahezu widerstandslos nach allen Regeln der Kunst demontieren. »Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt nicht stattgefunden, absolut Scheiße und Katastrophe gespielt«, erklärte Patrick Herrmann.
»Warum verfallen wir in so eine Lethargie?«
Die Gladbacher ließen sich von den bissigen Freiburgern einschüchtern, überrollen und schließlich auch noch demütigen. Besonders das Verhalten bei den gegnerischen Standards war atemberaubend schlecht. »Es ist Wahnsinn«, sagte Jonas Hofmann. »Wir kriegen vier Standard-Tore, das war desolat verteidigt«. »Wir haben gewusst, dass Freiburg bei Standards sehr sehr gut ist«, erklärte Adi Hütter. »Aber ich hatte das Gefühl, als wären wir paralysiert gewesen. Natürlich auch eine Schockstarre, weil wir so früh hinten waren.« »Sie spielen die Bälle super rein, das wissen wir«, ergänzte Patrick Herrmann. »Aber wir sind einfach nicht mit den Männern mitgegangen, sind nicht hoch gegangen. Sie mussten keinen großen Aufwand betreiben um die Dinger zu machen. Das ist einfach Scheiße.«
In der zweiten Halbzeit rauften sich die Borussen zumindest etwas zusammen, was aber auch mit der nachlassenden Gier der Freiburger zu tun hatte. »Es geht natürlich dann auch nicht, dass du rausgehst und dich noch zweistellig abschießen lässt«, sagte Jonas Hofmann. »Dann käme es noch dicker, als es eh schon ist. Wer letzte Woche nach dem Derby gedacht hat, es geht nicht noch tiefer, der ist heute eines Besseren belehrt worden.« Max Eberl, der das Spiel mit versteinerter Miene verfolgt hatte, äußerte sich deutlich auf die Frage, was ihm während der Partie durch den Kopf gegangen sei: »Das, was den anderen auch durch den Kopf geht: ‘Was für eine Scheiße passiert da gerade? Warum wehren wir uns nicht? Warum verfallen wir in so eine Lethargie?’ Du denkst, dass wir es deutlich besser können, dass wir vor fünf Wochen Bayern 5:0 geschlagen haben und dass dann ein zu rapider Abstieg unserer Leistung ist.«
Keine Trainerdiskussion
Borussia fällt auseinander, zehn Gegentore in zwei Partien - erstmals wird nun auch Adi Hütter zumindest von einem Teil der Öffentlichkeit angezählt. Max Eberl positionierte sich in der für ihn »absurden« Trainerfrage allerdings sehr deutlich: »Wenn wir im Fußball dahin kommen, dass man zwei Spiele verliert und dann generelle Fragen gestellt werden, dann kann ich mich damit nicht identifizieren. Man entscheidet sich für etwas, man geht einen Weg und da heißt es, durch dick und dünn zu gehen und nicht sofort die Entscheidung zu nehmen, irgendwas muss verändert werden.«
von Redaktion TORfabrik.de