Nico Elvedi, Ko Itakura und Maximilian Wöber – die drei Innenverteidiger als Kernstück der Dreier- bzw. Fünferabwehrkette haben sich als wichtiger Baustein der neuen Kompaktheit von Borussia Mönchengladbach herauskristallisiert. Diese Formation sollte eigentlich auch am Freitagabend gegen Mainz erste Wahl sein, doch alle drei Verteidiger haben sich in Bochum »starke Blessuren« zugezogen, wie Gerardo Seoane am Mittwoch bei der Pressekonferenz verriet. Elvedi und Itakura trainierten am Mittwochvormittag zwar erstmals mit der Mannschaft, aber beide sind laut Seoane bislang nicht schmerzfrei.
Die größten Sorgen mit Blick auf das Freitagspiel bereitet Maximilian Wöber. Der Österreicher, der sich immer mehr zum kompromisslosen Fixpunkt der Gladbacher Abwehr entwickelt, konnte bislang noch gar nicht mit der Mannschaft trainieren. Das Abschlusstraining und möglicherweise die letzten Stunden vor Spielbeginn werden letztlich den Ausschlag geben, ob Wöber es noch schafft. »Es ist eine offene Personalie bis Freitag«, sagte Seoane.
Kramer fällt aus, Koné mischt wieder voll mit
Überdies ist auch Tony Jantschke (muskuläre Probleme) angeschlagen, wobei es beim Routinier für den Spieltagskader reichen sollte. Dagegen erlitt Christoph Kramer im Training einen Rückschlag. Nachdem der Weltmeister von 2014 nach längerer Verletzungspause zuletzt zweimal eingewechselt wurde, hat er sich im Training das zuvor betroffene Innenband gezerrt. Gerardo Seoane geht zwar nicht von einer längeren Ausfallzeit des 32-Jährigen aus, aber für Mainz wird Kramer keine Option sein.
Dagegen ist Manu Koné wieder ein Kandidat für die Startelf. Vor dem Bochum-Spiel hatte man bei Borussia damit hinter dem Berg gehalten, dass der Franzose nach seinem Comeback gegen Leipzig Probleme mit der Patella-Sehne hatte, sodass er im Ruhrstadion zwar im Kader stand, aber nicht zum Einsatz kam. Nunmehr soll Koné bereit sein. »Er hat sehr gut trainiert und viele Teile mitgemacht«, bestätigte Seoane. Allerdings wird noch sehr viel Wert auf die Belastungssteuerung gelegt. »Das wird die nächsten zwei bis vier Wochen einfach auch noch ein Thema sein nach so langer Ausfallzeit«, meinte der Coach.
Personalentscheidungen auch mit Hinblick auf die Stärken und Schwächen des Gegners
Durch die Rückkehr von Koné ergeben sich im Mittelfeld mehrere interessante Optionen und Variationsmöglichkeiten, was System und Ausrichtung betrifft. »Es entsteht ein gewisser Konkurrenzkampf«, stellte Seoane zufrieden fest. Die Möglichkeiten, nicht nur von der Quantität her mehr Auswahl zu haben, sondern auch aufgrund unterschiedlicher Qualitäten auf bestimmte Umstände beim Gegner reagieren zu können, sind für Seoane von Vorteil. Bei ihm gibt es keine zementierte erste Elf, sondern es wird immer auch mit Hinblick auf die Stärken und Schwächen des jeweiligen Gegners aufgestellt.
Dabei muss das Trainerteam natürlich einiges abwägen. So stellt sich unter anderem die Frage, ob gegen die kampfstarken Mainzer (Seoane: »Mainz ist die Mannschaft in der Liga, welche die meisten Zweikämpfe aktiv bestreitet«) Čvančara oder Jordan die bessere Wahl für die Rolle des zentralen Stürmers ist. Jordan war in Bochum mit seiner Ballfestigkeit sehr überzeugend, Čvančara drängt nach überstandener Verletzung wieder ins Team.
Dem Gegner wehzutun, ist mittlerweile in der Mainzer DNA verankert
Optionen gibt es also einige und eine seriöse Vorhersage der Startelf ist nicht nur wegen der Verletzungsproblematik in der Dreierabwehrkette nur schwer möglich. Einfacher dagegen ist die Vorhersage, wie sich der Mainz 05 am Freitagabend im Borussia-Park präsentieren wird. Die Rheinhessen sind zwar mit nur einem Punkt Tabellenletzter und wirkten in den vergangenen Wochen teilweise verzweifelt, doch die Mannschaft von Bo Svensson zu unterschätzen, wäre fatal. Die Grundtugenden bekommen sie nämlich immer auf den Platz und die Eigenschaft, dem Gegner richtig wehzutun, ist mittlerweile in der Mainzer DNA verankert.
»Sie sind wirklich sehr schwierig zu bespielen«, sagte Seoane, der bei seiner Analyse der bisherigen Mainzer Spiele festgestellt hat, dass dieser eine Punkt »nicht die verdiente Ausbeute« ist. Die Mainzer sind besser, als es die aktuelle Situation ausdrückt, und vor allem bleiben sie bei sich und geraten zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt nicht in Panik. So müssen die Gladbacher gewarnt sein vor einem angeschlagenen Gegner, der gerade deswegen hochgradig gefährlich sein kann. »Wir erwarten eine Mannschaft, die auch auf Wiedergutmachung aus ist«, erklärte Seoane.
Unterstützung von allen Fans erwartet
Borussia will und muss vor der Länderspielpause nachlegen und den ersten Heimsieg einfahren. Bei diesem Unterfangen wird natürlich auch die Unterstützung von Rängen benötigt. Bislang haben die Fans trotz der drei Heimniederlagen in Folge herausragend supportet. Durch die Vorfälle in Bochum und den verbalen Grabenkämpfen zwischen Ultras und "Normalos" sehen nun einige einen Riss in der Gladbacher Fanlandschaft, der sich am Freitag durch negative Stimmung ausdrücken könnte.
Für die Borussen ist das kein Thema, sie zählen auf die Fans. »Es ist ein Abendspiel und das ist immer eine spezielle Atmosphäre«, sagte Gerardo Seoane. »Natürlich liegt es auch an unserem Auftreten, dass wir die Zuschauer mitnehmen. Ich gehe fest davon aus, dass wir wie in den bisherigen Heimspielen eine tolle Unterstützung von allen Zuschauern bekommen werden.«