Der Trainingsplatz in Mönchengladbach füllt sich langsam aber sicher – immer mehr der zum Teil langzeitverletzten Profis kehren zurück. »Das Lazarett lichtet sich«, sagte Adi Hütter am Donnerstag. Marcus Thuram ist wieder zeitweise ins Teamtraining integriert. »Fürs Wochenende ist er noch kein Thema«, so Hütter. »Aber wir hoffen, dass wir ihn nächste Woche so weit hinbekommen, dass er möglicherweise schon Teileinsätze haben wird.« Auch Stefan Lainer wird ab der kommenden Woche wieder in Gladbach sein, um ans Mannschaftstraining herangeführt zu werden.
Dagegen muss Christoph Kramer weiter kürzer treten. »Er ist auf dem Weg zurück«, meinte Hütter zwar, doch er ordnete es als realistisch ein, dass der 30-Jährige wohl erst nach der Länderspielpause Mitte November wieder richtig zur Mannschaft stoßen wird. Das hat Ramy Bensebaini bereits hinter sich. »Er hat diese Woche alles mitgemacht und kann uns eine Option mehr geben für das Spiel am Sonntag«, so Hütter. Ob er den Algerier direkt in die Startelf befördern wird, ließ der Trainer offen. »Er hat noch nicht das maximale Leistungsniveau, aber er ist eine zusätzliche Option«.
Pause für Stindl? 66 Prozent sind dafür
Wenn Bensebaini spielen sollte, würde er wohl Luca Netz verdrängen. Doch der würde natürlich besonders gerne an seiner alten Wirkungsstätte aufspielen. »Er wird sicherlich voller Vorfreude nach Berlin reisen«, weiß Hütter. Aber der Coach wollte »heute noch nicht verraten«, ob der 18-Jährige wieder erste Wahl sein wird. »Er hat bisher eine sehr ordentliche Figur gemacht«, lobte der Coach, schränkte aber auch ein: »Er ist noch nicht dort, wo er sich selber wünscht. Ansatzweise hat er richtig gute Aktionen, aber manchmal weniger. Man darf das Alter nicht vergessen, da sind immer wieder Leistungsschwankungen drin. Der Prozess ist ganz normal«.
Bensebaini oder Netz, das ist die eine Personalie, die noch offen scheint. Die andere ist Stindl oder Plea. Borussias Kapitän hing zuletzt etwas durch und auch die TORfabrik.de-Leser sind gemäß unserer Umfrage in der Mehrheit (66 Prozent) der Ansicht, dass Stindl eine Pause guttun würde und stattdessen Alassane Plea eine Chance erhalten sollte. Adi Hütter deutete zumindest an, dass er mit dem Franzosen nicht unzufrieden ist, auch wenn er ihn zuletzt nicht mehr von Anfang an gebracht hat. »Er lässt sich nicht hängen, trainiert gut und hat das auch gegen Stuttgart gezeigt, als er reingekommen ist. Plea hat das Spiel belebt.«
»Es gehört nicht nur die feine Klinge dazu«
Darüber hinaus dürften keine Personalrochaden anstehen – sofern es keine kurzfristigen Ausfälle gibt. »Ich habe keinen Grund, großartig etwas zu ändern – aktuell bin ich mit dem zufrieden, was ich gerade habe«. Das gilt vor allem für das Trio Zakaria, Koné und Hofmann im zentralen Mittelfeld. »Drei spielbestimmende Persönlichkeiten auf dem Platz, die ihre Leistung gebracht haben. Das wirkt sehr stabil«. Ein Florian Neuhaus wird daher weiter hintenanstehen müssen. »Für Flo ist es jetzt ein bisschen schwieriger«, so Hütter. »Die anderen haben die Nase vorne«.
Die Frage, ob Borussia nach den eher physisch ausgerichteten letzten drei Spielen nun wieder mehr auf den spielerischen Aspekt Wert legen sollte, stellt sich für den 51-Jährigen nicht. »Ich weiß, dass diese Mannschaft sehr viel fußballerisches Vermögen hat. Aber es gehört nicht nur die feine Klinge dazu, sondern auch, dass ich ein Spiel und einen Kampf annehmen und dagegenhalten muss. Die spielerische Qualität wird nie zu kurz kommen. Aber wenn man sich nur darauf verlässt – und das geht jetzt nicht speziell um einen Spieler, sondern um die ganze Mannschaft – und denkt, man kann nur schönen Fußball spielen, dann wird man am Ende des Tages nicht da hinkommen, wo man hin möchte«. Hütter weiter: »Ich sehe gerne guten und schönen Fußball. Aber was ist schöner Fußball? Wenn ich versuche, attraktiv, mit Power und mit Punch zu spielen, die Leute zu begeistern und die Spiele zu gewinnen. Das ist mein Stil und da darf jeder mitmachen«. Möglichst schon am Samstag im Olympiastadion.
von Marc Basten