»Voll fokussiert« auf die beiden letzten Spiele sei er, das erklärte Borussias (Noch-)Trainer Daniel Farke am Freitag bei der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Bayer Leverkusen. Die Spekulationen über seine Zukunft, die mittlerweile weit mehr als das sind, wischte der 46-Jährige mit dem Hinweis beiseite, dass diese nicht sein Thema seien. Dafür betonte Farke wiederholt, dass es für ihn darum gehe, die anstehenden zwei Spiele mit der Mannschaft möglichst erfolgreich zu absolvieren. Der Fokus, so Farke, liegt auf dem Abschluss dieser Saison. Und zu mehr äußerte er sich nicht.
Drei Meter daneben saß Sportdirektor Roland Virkus und quälte sich zu einem nichtssagenden Statement, wonach die angekündigte Analyse nach der Saison ganz normal sei und es dabei nicht nur um den Trainer gehe. »Ich denke, zu dem Thema habe ich alles gesagt und mehr kann ich dazu auch nicht sagen«. Damit ließ Virkus die nächste Gelegenheit ungenutzt, seinem erklärten Wunschtrainer auch nur einen Hauch von Rückendeckung zukommen zu lassen. Eine Fortführung der Zusammenarbeit wird damit immer unrealistischer, weil es kaum mehr ein Szenario gibt, wie man das noch als künftiges Erfolgsmodell verkaufen kann. Es sei denn, man möchte Fans und Freunde der Borussia tatsächlich für blöd verkaufen.
Mourinho hat gezeigt, wie man ‘Highspeed Leverkusen’ den Zahn zieht
Die Zukunft der Borussia ist ungewisser denn je, also bleibt im Moment nur der Blick auf die Gegenwart. Und die heißt Bayer Leverkusen. Das Jahr 2023 begann für Borussia mit dem Heimspiel gegen die Werkself und seitdem hat das Elend kaum gebremst seinen Lauf genommen. Die 2:3-Heimniederlage wurde vom Resultat durch zwei späte Tore noch erheblich geschönt, denn eigentlich kamen die Fohlen ziemlich deutlich unter die Räder. Die Naivität, mit der man ungeachtet der Stärken des Gegners einfach so mitspielen wollte, wurde bitter bestraft. Und im weiteren Verlauf der Rückrunde musste man feststellen, dass dies beileibe kein Ausrutscher war. Immer wieder spielten die Borussen den Gegnern vorhersehbar in die Karten.
Wie man ‘Highspeed-Leverkusen’ den Zahn ziehen kann, konnte man nicht zuletzt am Donnerstagabend auf europäischer Bühne erleben. Gewiss, für den Fußballästheten war der Zerstörungsfußball der AS Rom mit all seinen fiesen Facetten wie Zeit- und Schauspiel ein Graus. Aber Mourinhos Ansatz war von Erfolg gekrönt und das ist letztlich alles, was im Fußball zählt. Mourinho, aber auch ein Urs Fischer bei Union Berlin auf einem anderen Niveau, zeigen, was erfolgreichen Fußball ausmacht. Und selbst ein Pep Guardiola mit seinem Luxus-Qualitätskader in Manchester pfeift mittlerweile auf Ballbesitzstatistiken und lässt auch mal pragmatischen Konterfußball spielen, wenn es passt.
Jonas Omlin fällt weiter aus
Die Frage vor dem Sonntagsspiel in der BayArena heißt also: Kann Borussia die Qualitäten von Leverkusen eindämmen, in dem man ihnen keinen Raum gibt oder lässt man sich wieder überlaufen? Daniel Farke beließ es bei der Pressekonferenz auch diesbezüglich bei allgemeinen Ansagen. Zumindest schloss er nicht aus, dass man möglicherweise wieder auf die Fünferkette zurückgreifen könnte, die in der zweiten Halbzeit in Dortmund immerhin für etwas mehr Kompaktheit gesorgt hat. Aber großartige Veränderungen oder gar Experimente sind zwei Wochen vor dem Saisonende nicht zu erwarten.
Bei der kurzen Dienstreise nach Leverkusen muss Farke erneut auf Keeper Jonas Omlin verzichten, dessen muskuläre Probleme einen Einsatz unmöglich machen. Daneben steht auch Ramy Bensebaini wegen seiner Gelbsperre nicht zur Verfügung. Marcus Thuram, der eigentlich wieder voll im Training war, setzte am Donnerstag aus, stand am Freitag aber wieder auf dem Platz. Bei ihm rechnet Farke damit, dass er am Sonntag zur Verfügung steht. »Ob es aber für volle 90 Minuten reicht, wird sich zeigen.« Für Farke werden es aller Logik nach die vorletzten 90 Minuten auf der Bank der Borussia.
von Marc Basten