Erstmals seit mehr als einem halben Jahr, als der Borussia-Park bei der Bundesligapartie gegen Dortmund ausverkauft war, darf am Samstag wieder eine nennenswerte Anzahl an Zuschauern ins Stadion. 10.800 dürfen es sein - das sieht das von der DFL, der Politik und den örtlichen Behörden abgenickte Konzept von Borussia vor. Doch überraschend ist der Run auf die Tickets ausgeblieben.
Von Vereinsseite spricht man von einem »etwas schleppenden« Verkauf - am Mittwoch waren etwas mehr als 9.000 Karten abgesetzt. Neben den Ultras und einigen anderen organisierten Fangruppierungen, die nach dem Motto ›alle oder keiner‹ von vorneherein ihre Teilnahme ausgeschlossen haben, zeigten sich auch viele andere Fans sehr zurückhaltend. Ganz offensichtlich herrscht angesichts der ungewöhnlichen Umstände eine gewisse Skepsis vor.
Rose hat Verständnis für die Reserviertheit der Fans
Verständnis für die Reserviertheit der Fans zeigt Borussias Trainer Marco Rose. »Es ist grundsätzlich so, dass sich die Leute an die neue Situation gewöhnen müssen«, sagte er am Donnerstag. »Macht es für jeden persönlich schon wieder Sinn, ins Stadion zu kommen?« Viele wollen sich herantasten und zunächst mal schauen, wie sich das Ganze so entwickelt. Für Rose ist klar, dass die Zurückhaltung der Anhänger »nichts mit unserem Fußball zu tun hat«.
»Alle die kommen, kommen mit Überzeugung und freuen sich drauf«, so Rose. »Wir sind mehr als happy, dass wir wieder vor Zuschauern spielen und müssen uns auch über diese kleinen Schritte freuen.« Der Coach hofft, dass man »Step by step zur Normalität zurückkommen« wird - und dass seine Mannschaft am Samstag die »Leute glücklich machen« kann.
»Sie gehen immer ans Limit, spielen intensiv und aggressiv«
Das geht nur mit einem Sieg über Union Berlin, der auf Gladbacher Seite fest eingeplant ist. Auch wenn allen klar ist, dass die Partie - nicht nur wegen eines Max Kruse auf Seiten der ›Eisernen‹, kein Selbstläufer wird. Auf Borussia wartet ein äußerst unangenehmer Gegner. »Ich mag Union«, sagt Marco Rose. »Den Verein an sich und die Art und Weise, wie sie auftreten und wie sich letztes Jahr in der Bundesliga präsentiert haben«.
»Sie gehen immer ans Limit, spielen intensiv und aggressiv und machen es jedem Gegner schwer. Sie haben Abläufe entwickelt, wie sie dem Gegner offensiv Schwierigkeiten bereiten können. Wir müssen hoch konzentriert sein und alles sauber von unserem Tor wegverteidigen - nicht nur erste und zweite Bälle, sondern auch Flanken. Wir müssen sie mit Spielfreude - die sie uns natürlich versuchen werden zu nehmen - beschäftigen und Torchancen kreieren«.
Thuram und Plea »sind auf jeden Fall einen Schritt weiter«
Gerade Letzteres ist den Gladbachern in Dortmund schwer gefallen. Doch die Partie im Westfalenstadion wurde Anfang der Woche aufgearbeitet und abgehakt - der Fokus richtet sich auf Berlin. »Es ist inhaltlich ein komplett anderes Spiel«, erklärt Marco Rose. Dabei könnte helfen, dass Marcus Thuram und Alassane Plea weiter beschwerdefrei trainieren können. »Sie sind auf jeden Fall einen Schritt weiter«, so Rose. Auch wenn die beiden Franzosen immer noch nicht bei 100 Prozent sind. »Sie befinden sich noch in einem Prozess, wo wir über Regeneration reden«.
Möglicherweise ist Thuram ein Kandidat für die Anfangself, Plea wird aller Voraussicht nach von der Bank kommen. Bei Denis Zakaria gibt es keine Neuigkeiten - er wird erst nach der Länderspielpause eingeplant. Dann soll auch Valentino Lazaro ins Teamtraining zurückkommen. Doch zunächst einmal muss die Hürde Union Berlin genommen werden - um sportlich in die Spur zu kommen und abseits des Platzes neue Erfahrungswerte zu sammeln.
von Marc Basten