Dass am frühen Samstagabend ein besonderes Fußballspiel im Borussia-Park stattfindet, dürfte niemand ernsthaft anzweifeln. Allein die Antipathie der Gladbachfans gegen das Konstrukt RB Leipzig wird für nicht alltägliche Rahmenbedingungen sorgen. Mit Trillerpfeifen soll in der Anfangsphase der Partie lautstark gegen den Dosen-Klub protestiert werden, den Borussias Trainer Daniel Farke bei der Pressekonferenz am Freitag durchweg “Red Bull Leipzig” nannte.
Doch am Samstag wird da weit mehr sein, als ‘nur’ die üblichen Missfallenskundgebungen. Der neue Mann auf der Trainerbank in Leipzig löst bei den meisten Borussen ein Gefühl aus, das sogar noch unangenehmer als der klebrige Inhalt aus der Dose ist. Marco Rose, den sein Kollege Farke sehr respektvoll als ‘Top-Trainer’ betitelt, hat in Gladbach einige unbezahlte Rechnungen zurückgelassen. Dass er nach seinem semi-erfolgreichen Jahr in Dortmund nun ausgerechnet in Leipzig angeheuert hat, lässt ihn gewiss keine Sympathiepunkte zurückgewinnen. Das wird man am Samstag deutlich hören.
Und quasi als i-Tüpfelchen ist da noch das schon lange schwelende Thema RB und Max Eberl. Gladbachs einstiger Macher und Ex-Geschäftsführer steht bekanntlich vor einem Engagement in Leipzig, was den Fans der Borussia verständlicherweise mehr als nur ein Dorn im Auge ist. In dieser Woche kam durch den offenen Brief des Fanprojekts noch weitere Dynamik in die Angelegenheit, sodass die Anti-Stimmung gegen RB einen weiteren Schub erhalten hat.
Es wird also eine Menge los sein im Borussia-Park, wo allerdings so ganz nebenbei auch noch ein Fußballspiel stattfinden wird. Und auch wenn es vielleicht nicht überall ankommen wird, aber das ist das Wichtigste an diesem Samstag. »Ich vertraue den Fans, dass sie uns auch am Samstag mehr pushen, als dass sie ihren Unmut über andere Vereine zum Ausdruck bringen«, sagte Daniel Farke diplomatisch. »Ich hoffe auf eine sehr gute und positive Atmosphäre, denn das wird uns helfen«.
Borussias Trainer wird gegen RB wieder auf Nico Elvedi zurückgreifen können, zudem dürfte Tony Jantschke in den Kader zurückkehren. Dafür muss er die Ausfälle von Alassane Plea, Ko Itakura und Florian Neuhaus kompensieren. »Das sind herbe Rückschläge, wenn Spieler solcher Güteklasse ausfallen«, so Farke. »Aber ich vertraue meinen Jungs und dem gesamten Kader - jetzt müssen es eben andere Spieler richten.«
Dazu könnte es auch Anpassungen in der Grundausrichtung geben. »Auf das System sind wir nicht festgenagelt und gegen den Ball haben wir auch schon unterschiedliche Muster gespielt. Je länger wir zusammenarbeiten, desto flexibler wollen wir agieren. Aber ohne unsere grundsätzlichen Elemente zu vernachlässigen. Wichtig ist, dass unsere Identität immer klar zu erkennen ist.«
»Am Samstag brauchen wir eine sehr komplexe Mannschaftsleistung«, erklärte Farke. »Wir dürfen uns keine einfachen Ballverluste erlauben, weil Leipzig extrem gut umschaltet. Auch brauchen wir eine gute Konter- und Tiefenabsicherung. Aber wir müssen auch selbst dominant sein und den Rhythmus des Spiels bestimmen. Dann können wir auch ein gutes Ergebnis erzielen.« Und darauf kommt es letztlich an - aller Nebengeräusche zum Trotz.
von Redaktion TORfabrik.de