Unter normalen Umständen sollte man sich auf Topspiel zwischen Gladbach und Dortmund am Samstagabend freuen können. Doch von Normalität ist man am linken Niederrhein im Moment ein ganzes Stück entfernt. Nach vier Punkten aus fünf Spielen krebst die Borussia im Tabellenkeller herum und nun wartet vor der Länderspielpause der anspruchsvolle Doppelpack mit Dortmund und Wolfsburg – das sind wenig erbauliche Aussichten. Immerhin macht es den Eindruck, als ob die Verantwortlichen der Borussia den Ernst der Lage erkannt hätten. Schönfärberei gab es von Max Eberl und Adi Hütter bei der Pressekonferenz am Donnerstag jedenfalls nicht.
Adi Hütter legte den Finger in die Wunde. »Ich kann verstehen, dass uns vorgeworfen wird, zu viel Ballgeschiebe zu haben, ohne effizient zu sein«, sagte der Coach. »Das ist auch nicht das, was ich sehen möchte. Es fehlt die Dynamik nach vorne, schnell umzuschalten und aggressiv zu sein. Das müssen wir absolut verbessern.« Hütter weiter: »Ich nehme die Mannschaft in Schutz. Aber was ich verlangen muss, ist dass wir in die Zweikämpfe kommen, dass wir unangenehm sind und gegen Dortmund jeden Zweikampf annehmen.«
Attackieren und »marschieren ohne Ende«
Gegen Dortmund dürften die Gladbacher nicht in die Verlegenheit kommen, sich mit langatmigem Ballbesitz selbst einzulullen. »Wir müssen das Spiel eng halten und ihnen wehtun, dann wird auch unsere Qualität nach vorne kommen. Aber in erster Linie geht es jetzt erst einmal über andere Dinge, zurück in die Spur zu finden.« Hütter will, dass die Mannschaft »von der ersten Minute an zeigt, dass wir dieses Spiel gewinnen wollen«. Er fordert Mut und bei der Arbeit gegen den Ball, »dass wir wissen, was wir zu tun haben«. Es gilt, die Dortmunder zu attackieren und zu »marschieren ohne Ende«.
Bei diesem Unterfangen wird Hütter möglicherweise auf Ramy Bensebaini verzichten müssen, der erst zu Wochenbeginn wieder ins Training eingestiegen war und eigentlich einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Doch der Algerier erhielt am Mittwoch im Training einen Schlag. »Es kann sein, dass er ausfällt«, so Hütter. Dagegen sieht es bei Jonas Hofmann besser aus. »Er hat keine Probleme und wir können davon ausgehen, dass er zu hundert Prozent einsatzbereit ist«.
»Ich verstehe die Fans, die ihren Unmut zeigen wollen«
Auf die Gladbacher wird am Samstag einiges zukommen – und da sind nicht nur Haaland & Co. gemeint. Denn natürlich ist da auch noch die pikante Rückkehr von Marco Rose in den Borussia-Park. Es ist unzweifelhaft, dass so gut wie alle Borussenfans Rose noch ein paar Takte hinterherrufen möchten, nachdem dieser seine Projektarbeit nicht nur unvollendet, sondern auch in einem bedenklichen Zustand hinterlassen hat. Dass die Borussia im Moment derart rumdümpelt, ist die Fortsetzung dessen, was unter Rose angefangen hat.
»Ich verstehe die Fans, die ihren Unmut zeigen wollen«, sagte Max Eberl. »Sie können das tun, in Deutschland herrscht Meinungsfreiheit«. So lange keine Grenzen überschritten werden, wird man am Samstag die Proteste gegen Rose dulden. Eberl vertraut derweil darauf, dass gewisse Fangruppierungen nicht überreagieren, auch wenn »der Fußballjargon manchmal unterste Schublade« ist. »Es wäre schön, wenn wir alle unsere Kraft in die Waagschale werfen, um zu versuchen, einen sehr starken Gegner zu schlagen und uns nicht nur darauf konzentrieren, dass Marco Rose das Stadion wieder betreten wird. Wir brauchen die Unterstützung der Fans und sollten uns nicht in diesen Kleinkrieg begeben.«
von Redaktion TORfabrik.de