Es war die kürzeste Anreise für die Gladbacher Borussen in der bisherigen Europa-League-Runde. Nachdem zuvor die Weltstädte Istanbul und Rom das Ziel waren, ist diesmal alles eine Nummer kleiner. Wobei Graz durchaus eine Reise wert ist und eine Menge zu bieten hat. Doch davon werden die Borussen nicht viel haben, denn erst am Mittwochmittag ging es nach Österreich. Nach der Ankunft gab es die offiziellen Termine (Pressekonferenz, Abschlusstraining) und bereits am frühen Donnerstagabend wird die Partie gegen den WAC angepfiffen. Das bedeutet auch, dass die Borussen nach dem Spiel noch die Heimreise antreten werden.
Im Gepäck auf dem Rückflug sollen sich nach Möglichkeit drei Punkte befinden, welche die Gladbacher auf dem Weg zum Überwintern in Europa gut gebrauchen können. Die Konstellation vor dem vorletzten Spieltag der Gruppenphase ist durchaus vertrackt, aber doch mit vielen Chancen für die Fohlen behaftet - dem Last-Second-Sieg gegen die Roma sei Dank. Bei einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage von Rom in Istanbul wäre Borussia bereits sicher weiter. Ein Remis würde ausreichen, wenn das abschließende Heimspiel gegen Istanbul gewonnen wird und selbst bei einer Niederlage wäre der Ofen noch nicht aus.
»Für uns geht es darum, dass wir aus dem Hinspiel unsere Lehren ziehen«
Doch solche Rechenspiele beschäftigten die Borussen am Mittwoch auf der Anreise in die Steiermark nicht. Jedenfalls versicherten die Protagonisten glaubhaft, dass sie sich einzig auf diese eine Aufgabe fokussieren: das Spiel gegen den WAC zu gewinnen. Dass dies kein Spaziergang wird, ist den Gladbachern spätestens seit dem denkwürdigen Septemberabend im Borussia-Park bewusst, als sie gegen Wolfsberg mit 0:4 böse unter die Räder kamen. Die damals mehr als nur unterbewusst vorherrschende Überheblichkeit wird diesmal keiner an den Tag legen. Den Wolfsberger AC werden die Gladbacher nicht nochmal unterschätzen.
Die Borussen haben zweifellos noch etwas gutzumachen, auch wenn Marco Rose am Abend bei der Pressekonferenz nicht von »Revanche« sprechen wollte. »Für uns geht es darum, dass wir aus dem Hinspiel unsere Lehren ziehen, eine gute Leistung aufs Feld bringen und ein Ergebnis erzielen, das uns weiterhilft.« Natürlich hängt das Hinspiel noch in den Köpfen, weil es beinahe die komplette Gruppenphase ›geschreddert‹ hätte. Borussia lief quasi in jedem Spiel mit dem Rucksack dieser Niederlage auf, holte in Istanbul und Rom in letzter Sekunde einen Punkt, ehe dann daheim gegen Rom auf den allerletzten Drücker der erste Sieg gelang. »Für diese Ausgangsposition haben wir hart gekämpft«, sagte Rose. »Jetzt gilt es, in einem ganz schwierigen Spiel weiter zu arbeiten. Wir müssen dagegen halten und unsere Qualität auf den Platz bringen.«
»Wir vertrauen den Jungs, die morgen spielen werden«
Wen Rose am frühen Donnerstagabend vor geschätzt 8.000 Gladbachfans ins Rennen schicken wird, ließ er wie gewohnt offen. Klar ist, dass er Matthias Ginter und Nico Elvedi ersetzen muss (siehe Extrameldung). »Wir haben einen guten Kader und eine Idee, wie wir die Ausfälle auffangen können«, gab sich Rose betont gelassen. »Wir haben überhaupt nicht das Gefühl, dass das belasten oder weh tun könnte. Wir vertrauen den Jungs, die morgen spielen werden.« Live zu sehen ist die Partie - außer im Stadion - ausschließlich über den Streamingdienst DAZN. Erst zu später Stunde zeigt RTL eine Zusammenfassung. Da sind die Gladbacher - hoffentlich mit drei weiteren Punkten ausgestattet - schon wieder auf dem Heimweg.
von Marc Basten