Letzten Samstag nach dem glücklichen Sieg über die Münchener Bayern schien die Erfolgsstory von Borussia Mönchengladbach durch die Decke zu gehen. Doch schon fünf Tage später wurde der komplette Klub ziemlich brutal geerdet. Die unerwartete Heimniederlage gegen Istanbul und das damit verbundene Aus in der Europa League sorgte dafür, dass aus dem Rausch blitzartig ein Hangover wurde. Zeit, sich davon zu erholen und die Wunden zu lecken, bleibt nicht. Schon am Sonntag steht in Wolfsburg ein Spiel an, das in der Vergangenheit regelmäßig zu Streichresultaten geführt hat.
Im November 2003 gewann Borussia Mönchengladbach zum letzten Mal in der damals gerade erbauten Volkswagen-Arena. 16 Jahre später soll diese Horrorserie beendet werden, doch die Vorzeichen haben sich innerhalb weniger Tage gewandelt. Am letzten Wochenende waren da die Borussen, die über die Bayern triumphierten. Auf der anderen Seite die Wolfsburger, die in Freiburg verloren und deren Trainer öffentlich die Spieler anzählte. Doch am Donnerstag erlebte Gladbach sein Waterloo gegen Istanbul, während Wolfsburg mit einer B-Elf das Weiterkommen in der Europa League sicherte. Den psychologischen Vorteil haben die Borussen also schon mal nicht mehr auf ihrer Seite. »So schnell kann das im Fußball gehen«, sagte Marco Rose am Freitag.
»Ich hatte nicht den Eindruck, als ob wir jetzt in tiefenpsychologische Gespräche reinmüssen«
Die große Frage ist, wie die Gladbacher den Tiefschlag wegstecken. Marco Rose war natürlich darum bemüht, dieses Thema im Vorfeld nicht größer zu machen, als es ist. »Wir haben ein Ziel verpasst, das ist ärgerlich und tut auch weh«, sagte er. »Trotzdem müssen wir jetzt schnell wieder Energie in unsere Körper bekommen, um am Sonntag ein gutes Bundesligaspiel zu machen.« Seine Spieler haben die Ereignisse vom Donnerstagabend unterschiedlich aufgenommen. »Der eine oder andere war am Freitagmorgen schon wieder gut drauf, manche brauchen vielleicht auch noch ein, zwei Tage. Wir werden jedem die Zeit geben, die er braucht.«
»Ich hatte nicht den Eindruck, als ob wir jetzt in tiefenpsychologische Gespräche reinmüssen«, so Rose weiter. »Ich glaube schon, dass wir das hinbekommen. Wir wollen gleich wieder das Signal aussenden, dass wir da sind, dass wir Energie ausstrahlen und bereit sind, wieder unseren Fußball zu spielen.«
»Dem müssen wir Wille und auch Frische entgegensetzen«
Mit dem VfL Wolfsburg wartet ein Gegner, der zuletzt sehr unberechenbar agierte. »Sie haben in der Europa League erstmals ein 4-3-3 gespielt, das macht die Vorbereitung ein bisschen komplexer«, so Rose. »Wir wissen nicht so richtig, was kommt. Die Grundprinzipien sind aber klar: hohes Verteidigen, Aggressivität und Umschaltspiel. Sie haben sehr stark rotiert, das bedeutet Frische bei Wolfsburg am Sonntag. Dem müssen wir Wille und auch Frische entgegensetzen.«
Gut möglich also, dass die am Donnerstag nicht zum Kader gehörenden László Bénes und Jonas Hofmann in Wolfsburg wieder in die Startformation rotieren. Marco Rose verwies außerdem darauf, dass danach noch zwei weitere Spiele im Dreitagesrhythmus warten, so dass auch mit Hinblick auf diese beiden Aufgaben geplant werden muss. In Wolfsburg gilt es, sich ungeachtet der bitten Ereignisse vom Donnerstag nicht vom Weg abbringen zu lassen. Rose: »Es geht darum, dass wir zur Normalität zurückkehren, uns unserer Aufgabe bewusst sind und als Team auftreten«.
von Marc Basten