In Mönchengladbach werden in diesen Tagen viele Gespräche geführt. »Und wir haben auch noch weitere Gespräche vor uns«, sagte Sportdirektor Max Eberl am Donnerstag. Es geht um die Aufarbeitung und die Konsequenzen aus der komplett deplazierten Protestaktion beim Spiel gegen Hoffenheim, als in der Nordkurve ein Doppelhalter mit dem Konterfei von Dietmar Hopp im Fadenkreuz präsentiert wurde.
Dass dies eine unmögliche und unsäglich dumme Aktion war, darin sind sich alle einig. Oder zumindest fast alle. Denn offensichtlich gibt es immer noch hanebüchene Rechtfertigungsversuche. »Da gibts für mich keine Erklärung«, stellt Eberl klar. »Das ist absolut zu verachten.« Natürlich war auch die teilweise hysterische Berichterstattung alles andere als sachgerecht, doch die Forderung nach Konsequenzen ist unmissverständlich: »Es geht darum, die Täter zu ermitteln.«
»Die Zerstörer finden - Wir können es eingrenzen«
Dabei stehen auch die »Mittäter« im Fokus, wie Eberl betonte. »Es geht nicht nur darum, denjenigen zu finden, der vielleicht das Banner gehalten hat, sondern eben auch Menschen, die diese radikale Gruppe unterstützen«. »Wir können es eingrenzen, wir kennen und wir wissen, aber wir müssen auch identifizieren«, so Eberl weiter. »Es geht uns auch darum, jetzt nicht kollektiv mit der Gießkanne irgendwas oder irgendjemanden zu bestrafen. Ich sage bewusst, wir wollen die Zerstörer finden, die unserer Fankultur, unserer Fanlandschaft und unserem Verein schaden wollen.«
In die Ermittlungen ist die Polizei involviert. »Wir wollen es zusammen lösen. Nicht klein beigeben und die Stirn bieten«, sagt Eberl. Gleichzeitig kündigte der Sportdirektor in Absprache mit Marco Rose und den Kapitänen an, künftig bei solchen oder ähnlichen Verfehlungen auf den Rängen unmittelbar reagieren zu wollen. »Dann werden wir als Mannschaft vom Platz gehen. Als klares Statement.«
Rose kannte Borussias Horror-Bilanz in Augsburg noch nicht
Bleibt zu hoffen, dass diese radikale Maßnahme am Samstag in Augsburg nicht notwendig sein wird und man sich einzig und alleine auf das sportliche Geschehen konzentrieren kann. Denn das ist für die Gladbacher Borussen schon Herausforderung genug. Schließlich steht eine Dienstreise nach Augsburg auf dem Programm, die sich für die Fohlenelf noch nie wirklich gelohnt hat. Achtmal traten die Fohlen in der Bundesliga in der Fuggerstadt an - ohne dabei einen Sieg einzufahren (fünf Remis, drei Niederlagen).
»Das hatte ich vorher gar nicht so wahrgenommen«, sagte Marco Rose auf der Pressekonferenz beim Blick auf die Statistik. »Deswegen lohnt es sich noch mehr, dahin zu fahren und um drei Punkte zu kämpfen und zu spielen. Das wird schwer genug, weil Augsburg sich über die Heimspiele definiert. Sie sind sehr unangenehm zu bespielen und zu bekämpfen«, sagte Rose und betonte den Faktor ‘Kampf’ nochmals ausdrücklich.
»Eine spannende Aufgabe für uns«
Auf diesem Gebiet werden die Borussen besonders gefragt sein. In den Vorjahren hatten sie der Physis der Augsburger oft nicht genug entgegenzusetzen, doch unter Rose sind die Gladbacher wehrhafter geworden. Allerdings dürfen sie sich auch nicht vollends auf das Niveau eines reinen Kampfspiels herunterziehen lassen, sondern müssen ihre fußballerischen Stärken ausspielen. Daher ist mit einer gesunden Mischung in der Startformation zu rechnen, zu der Rose wie üblich nichts verlauten ließ.
Klar ist, dass dem Coach bis auf Keanan Bennetts der komplette Kader zur Verfügung steht und sich eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten ergeben. »Wir werden uns auf eine stabile und gut verteidigende Mannschaft einstellen müssen, die es auch offensiv mit einfachen Mitteln versucht. Das bedeutet, erste und zweite Bälle und mit viel Wucht und Tempo Richtung Tor zu agieren. Ich glaube aber auch, dass sie die Möglichkeiten haben, fußballerische Lösungen zu finden. Es wird eine spannende Aufgabe für uns, die wir erfolgreich gestalten wollen.” Um endlich diesen eigenartigen Auswärtsfluch zu beenden.
von Redaktion TORfabrik