Borussias Trainer Adi Hütter nahm in der Startelf drei Veränderungen gegenüber der Klatsche in Dortmund am vergangenen Wochenende vor: Für Friedrich (Infekt) begann Beyer, Koné und Embolo (beide Bank) wurden durch Kramer und Thuram ersetzt. Elvedi gab den zentralen Mann der Dreierkette, Kramer und Neuhaus spielten auf der Doppelsechs.
Schon nach 37 Sekunden gab es die erste Gelegenheit für die Fohlen, die einen Umschaltangriff durch die Mitte fuhren. Plea passte auf halblinks zu Thuram, dessen Schuss im Strafraum nicht platziert genug war, um Casteels zu überwinden. Aber immerhin zeigten die Borussen, dass sie gewillt waren, das Spiel mit Schwung und Elan zu bestreiten.
Ginters Blackout - Wind trifft zur frühen Führung für die Gäste
Doch dann folgte bereits in der 6. Minute die kalte Dusche. Kruse spielte den Ball auf Gladbachs linke Seite zu Baku und Bensebaini konnte dessen Hereingabe in den Strafraum nicht verhindern. Dort leistete sich Ginter einen unerklärlichen und katastrophalen Aussetzer gegen Wind, indem er den Stürmer nicht nur laufen ließ, sondern ihm auch noch bewusst den Weg frei machte. Der Wolfsburger Neuzugang nahm das Geschenk dankend an und traf aus kurzer Distanz - Sommer hatte zwar noch die Finger am Ball, konnte das Gegentor aber nicht mehr verhindern.
In der Folgezeit entwickelte sich ein unfassbar zerfahrenes Fußballspiel, das von technischen Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten geprägt war. Nahezu im Sekundentakt gab es Ballverluste und es war teilweise ein fürchterliches Gestochere. Immerhin gab es Chancen für Borussia: Eine Freistoßhereingabe von Hofmann wurde zu einer tückischen Sache für Casteels, der den Ball so gerade noch um den Pfosten lenken konnte (10.). Etwas später lief Hofmann nach Doppelpass mit Thuram von rechts in den Strafraum und knallte die Kugel aufs kurze Eck, wo Casteels mit breiter Brust parierte (19.)
Gladbachs Abwehr ein Hühnerhaufen - Thuram trifft zum Anschluss
Wolfsburg machte derweil nicht viel nach vorne, aber wenn sie sich mal zeigten, wurde die Gladbacher Abwehr unmittelbar zu einem Hühnerhaufen. So in der 20. Minute, als sich Elvedi nach einem langen Ball völlig gegen Wind verschätzte - der Däne schoss aus spitzem Winkel haarscharf am langen Pfosten vorbei. Etwas später gab es drei Ecken in Folge für Wolfsburg - und jedes Mal brannte es vor Sommer. Nach dem dritten Eckball lenkte Bornauw den Ball am Fünfer zum 0:2 ins Gladbacher Tor. Der Ex-Kölner führte auch noch einen Veitstanz vor der Nordkurve auf, was Sommer so auf die Palme brachte, dass er Bornauw an den Kragen wollte und dafür die Gelbe Karte sah (33.).
0:2 nach etwas mehr als einer halben Stunde - es sah so aus, als ob die nächste Klatsche für Gladbach ins Haus stehen würde. Doch Wolfsburg steht nicht von ungefähr mit da unten drin, denn die Autostädter präsentierten sich trotz der komfortablen Führung alles andere als gefestigt. Und folglich gelang den Fohlen drei Minuten vor dem Pausenpfiff der Anschlusstreffer. Zunächst wurde Hofmanns unzulänglicher Schuss im Strafraum geblockt, aber die Wölfe brachten den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Plea fing die Kugel ab und über Lainer kam sie zurück zu Plea, der von rechts in den Strafraum flankte. Thuram machte sich in der Luft ganz lang, erreichte den Ball so gerade und köpfte zum 1:2 ein.
Philipp lässt eine Riesenchance ungenutzt - Foul an Kruse nicht geahndet
Borussia war wieder im Spiel - wäre aber noch vor dem Pausenpfiff beinahe wieder draußen gewesen. Erneut präsentierte sich der Abwehrverbund katastrophal. Niemand kümmerte sich um Philipp, der völlig alleine im Strafraum durchlaufen durfte und dem Baku eine punktgenaue Flanke servierte. Der Ex-Freiburger knallte das Leder aus sechs Metern in die Wolken - was ein Riesenglück für die Gladbacher war.
Nach dem Seitenwechsel beruhigte sich das bis dahin so hektische Geschehen deutlich. Wolfsburg blieb weiter in der passiven Rolle, während die Borussen zwar die Spielkontrolle hatten, aber zu keinen klaren Chancen kamen. Die einzige nennenswerte Möglichkeit hatte Ginter nach Ablage von Hofmann, aber Casteels war mit einer Flugeinlage zur Stelle (63.). Auf der anderen Seite hatten die Gladbacher großes Glück, dass ein Tritt des eingewechselten Koné auf den Fuß von Kruse keinen Elfmeterpfiff zur Folge hatte. Die Fernsehbilder waren ziemlich deutlich und die Wolfsburger ärgerten sich berechtigterweise, dass der VAR nicht intervenierte (66.)
Lacroix sieht Rot - Borussen verzweifeln an Casteels
Der meldete sich dann vier Minuten später nach einem Laufduell zwischen Thuram und Lacroix. Beide Spieler beharkten sich vor dem Strafraum, zerrten aneinander und schließlich hatte Lacroix seine Hände im Gesicht von Thuram. Im Fallen schlug der Wolfsburger den Ball mit der Hand weg - und vereitelte damit als letzter Mann eine klare Torchance. Der Referee schaute sich die Bilder an und entschied auf Platzverweis für Lacroix. Wolfsburg musste also die letzten zwanzig Minuten in Unterzahl spielen.
Schon zuvor ging es fast nur in eine Richtung, aber nun war es eine reine Abwehrschlacht der dezimierten Gäste. Die Borussen drängten auf den Ausgleich, doch der wollte zunächst nicht fallen. Ein Schuss von Lainer touchierte den Außenpfosten (73.) und kurz darauf gab es eine Dreifach-Chance für die Fohlen: Nach einer abgewehrten Ecke zog Koné von der Strafraumgrenze ab - Casteels parierte. Den Rebound brachte Ginter wieder aufs Tor, doch erneut wehrte Casteels ab. Der Ball landete vor den Füßen von Plea, der ihn aus kurzer Distanz über den Kasten knallte (77.).
Plea serviert auch zum Ausgleich durch Embolo
Kurz darauf steckte Plea geschickt auf den eingewechselten Embolo durch, aber der Schweizer fand ebenfalls in Casteels seinen Meister (80.). Doch keine 120 Sekunden später entschied Embolo das nächste Duell für sich. Nach einer Flanke von Plea aus dem rechten Halbfeld versenkte Embolo am zweiten Pfosten einen Kopfball zum hochverdienten 2:2 im Eck (82.). Natürlich wollten die Borussen jetzt mehr - der Rückstand war egalisiert, man war in Überzahl und es waren inklusive Nachspielzeit noch mehr als zehn Minuten auf der Uhr.
Gladbach drängte vehement, blieb aber glücklos. Hofmann verpasste eine scharfe Hereingabe von Embolo knapp (86.) und mehrere Angriffe verpufften am gegnerischen Strafraum. Doch in der ersten Minute der Nachspielzeit jubelten die Borussen über den vermeintlichen Siegtreffer. Der eingewechselte Herrmann setzte sich im Mittelkreis gegen Roussillon durch und dann ging es zügig nach vorne - am Ende knallte Ginter die Kugel aus kurzer Distanz in die Maschen. Während die Borussen feierten, protestierten die Gäste vehement.
Der VAR kassiert Ginters Siegtreffer ein
Sie wollten in der Entstehung ein Foul von Herrmann an Roussillon ausgemacht haben - und das hatte auch der VAR so gesehen. Der Schiedsrichter schaute sich die Szene an und kassierte den Treffer berechtigterweise wieder ein. Und weil Casteels den Schuss von Embolo von der Strafraumgrenze in der fünften Minute der Nachspielzeit stark parierte, blieb es am Ende beim 2:2.
Unter dem Strich hätten die Fohlen mehr verdient gehabt, als diesen einen Zähler. Auf der anderen Seite haben sie erneut zwei Gegentore zugelassen und sich darüber hinaus weitere haarsträubende Abwehrschnitzer erlaubt. Zudem wäre ein Elfmeter für Wolfsburg fällig gewesen. So geht das Remis letztlich irgendwie in Ordnung - auch wenn mehr drin war.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Ginter, Elvedi, Beyer - Lainer (81. Herrmann), Kramer (60. Koné), Neuhaus, Bensebaini - Hofmann, Plea, Thuram (77. Embolo)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Netz, Scally, Benes, Noß, Bennetts
VfL Wolfsburg: Casteels - Lacroix, Bornauw, Brooks - R. Baku (58. Mbabu), Arnold, Vranckx (58. Schlager), Roussillon, Philipp (46. Gerhardt), Kruse (78. Steffen) - Wind
Tore: 0:1 Wind (6.), 0:2 Bornauw (33.), 1:2 Thuram (42.), 2:2 Embolo (82.)
Schiedsrichter: Tobias Reichel
Gelbe Karten: Beyer (5.), Sommer - Baku, Casteels, Philipp
Rote Karte: Lacroix (70.)
Zuschauer: 10.000