Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Union Berlin 1:1 (0:0)

Viele Unsauberkeiten kosten Borussia den Heimsieg

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Viel Einsatz, eher wenig Ertrag - Christoph Kramer und die Borussen gegen Union Berlin (Foto: TORfabrik.de)

Borussia Mönchengladbach hat gegen Union Berlin zwei Punkte liegen lassen und setzt sich damit früh in der Saison unter Druck. Gegen Union waren es in Summe zu viele Unsauberkeiten, die sich die Gladbacher leisteten. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Wurde insgesamt nicht viel geprüft - die wenigen Pflichtbälle sicherte der Goalie ohne Probleme. Beim Lattenknaller von Becker hatte Sommer das Glück des Tüchtigen. Bei einem langen Ball der Berliner in die Spitze agierte er sehr zögerlich, so dass Bensebaini eingreifen musste. Als mitspielender Keeper souverän, nur einmal geriet ein Anspiel zum Mitspieler sehr kurz. Beim Gegentor verließ er sich augenscheinlich auf Stindl, wobei er eigentlich auch selber noch hätte hochspringen können. Der Ball war ja lange genug unterwegs - da lag fast ein bisschen Schnee drauf. Note 3,0.

Stefan Lainer: Bis auf zwei oder drei Ungenauigkeiten, unter anderem ein uninspirierter Seitenwechsel-Versuch auf gut Glück, machte Lainer ein ordentliches Spiel. Er ging die Gegenspieler flott an und spielte mehrere saubere flache Pässe. Die Griffigkeit, die mancher Kollege vermissen ließ, war beim Österreicher fraglos vorhanden. Einmal griff er etwas zu giftig zu, was einen Freistoß seitlich am Rande des Strafraums zur Folge hatte. Note 3,0.

Matthias Ginter: Wurde in der Defensive mehrfach von den beiden wuchtigen Berliner Angreifern gefordert und lieferte sich einige knackige Zweikämpfe. Eine scharfe Hereingabe in den Strafraum köpfte er mit Mühe zu einem Berliner, der den Ball volley nahm. Der Spielaufbau lief meist über Ginter, der u.a. einen klasse langen Pass auf Stindl spielte. Nach der Pause schaltete er sich mit einem Solo nach vorne ein, seinem Schuss von der Strafraumgrenze fehlte es allerdings an Wucht und Präzision. Beim Gegentor erkannte er als freier Mann am Fünfer die Gefahr und bewegte sich in Richtung des freistehenden Schlotterbeck, brach dann jedoch ab und sprang nicht hoch. Note 3,5.

Nico Elvedi: Auch er musste einige enge Zweikämpfe mit Becker und Awoniyi führen, die er letztlich in der Mehrzahl für sich entscheiden konnte. Nur einmal ließ er einen Abschluss zu, der zum Glück über das Tor flog - aber da hätte Elvedi eingreifen müssen. Zum Ende des ersten Durchgangs klärte er aufmerksam am eigenen Fünfmeterraum. Im Passspiel zu Beginn mit einem zu kurzen Anspiel auf Neuhaus, ansonsten solide. Einmal eroberte er mit gutem Stellungsspiel den Ball, spielte dann aber im Mittelkreis einen Fehlpass in die Füße eines Berliners, was einen Konter zur Folge hatte. Note 3,5.

Ramy Bensebaini: Begann mit einem ganz starken Tackling, sah jedoch kurz darauf die Gelbe Karte nach einem taktischen Foul. Die Vorbelastung schreckte Bensebaini im weiteren Verlauf nicht davon ab, die eine oder andere heißblütige Aktion zu starten. In gewisser Weise ein Spiel mit dem Feuer, was letztlich gutging. Herausragend ist die Qualität des Algeriers, Bälle mühelos und selbstverständlich anzunehmen und direkt Tempo aufzunehmen. Das zeigte er auch gegen Union einige Male, allerdings missglückten mehrfach die Folgeaktionen - so wie der total verzogene Flankenversuch nach Stindl-Pass. Bei der Abwehrarbeit - in den letzten zwanzig Minuten links in der Dreierkette - war Bensebaini wachsam, u.a. schlug er den Ball rechtzeitig mit rechts weg, als Sommer beim Herauslaufen zögerte. Auch sein Kopfballspiel in der Defensive war wichtig, allerdings war er beim Ausgleich nicht auf der Höhe. Er orientierte sich erst Richtung Ball und als ihm die Gefahr durch Schlotterbeck bewusst wurde, reagierte er zwar in Richtung des Berliners, brach die Aktion wie Ginter jedoch ab. Kurz darauf wäre Bensebaini nach einer Freistoßflanke beim Rettungsversuch fast ein blitzsauberes Kopfballeigentor unterlaufen - da fehlten nur wenige Zentimeter. In der Nachspielzeit verpasste er den Lucky-Punch, als er die von Herrmann verlängerte Hereingabe am zweiten Pfosten nicht mehr kontrollieren konnte, sondern per Reflex aus kurzer Distanz über den Kasten lenkte. Note 3,5.

Christoph Kramer: Der Arbeiter im Mittelfeld, der sogar Szenenapplaus erhielt, als er wiederholt aufmerksam zweite Bälle einsammelte. Den einen oder anderen Pass spielte Kramer überhastet. Dazu hatte er ein paar gute Einzelaktionen, die dann aber nicht zu Ende geführt wurden oder ungenau ankamen. In mehreren Situationen musste Kramer die Fehler von Neuhaus ausbügeln. Nach der Pause drehte er sich einmal vor dem eigenen Sechzehner fest. Im weiteren Verlauf, als Union sich mehr zeigte, kam Kramer weniger zum Zuge. In der Endphase war sein Akku erschöpft. Note 3,5.

Florian Neuhaus: So hart es klingt, aber der Mittelfeldspieler war diesmal trotz 93 Ballkontakten nahezu ein Ausfall. Ein guter Steilpass auf Thuram und die eine oder andere gelungene kurze Spielfortsetzung wiegen die zahlreichen Ballverluste nicht auf. Mehrfach verlor er die Kontrolle, wenn er sich mit Ball wegdrehend versuchte freizuspielen. Daraus resultierten gefährliche Gegenstöße von Union. Neuhaus unterschätzte einige Male die Situation, wenn die Berliner ihn konsequent angingen. Im zweiten Durchgang hatte er großes Glück, dass ein Harakiri-Dribbling im eigenen Strafraum nicht bestraft wurde. Die Auswechslung nach 85 Minuten hätte durchaus früher vollzogen werden können. Note 4,5.

Marcus Thuram: Begann auf der rechten Seite, wo er ein paar gute und kraftvolle Läufe startete. Noch fehlt ihm allerdings die Spritzigkeit, so dass er sich nur selten behaupten konnte. Bei einem Solo lief er ins Toraus, zwei oder dreimal ließ er sich den Ball sehr einfach abnehmen. Nach der Pause kam der Franzose vermehrt über die linke Seite. Bei seinem Tor setzte er sich trotz Bedrängnis durch und drückte den Kopfball klassisch gut. Eigenartig war eine Szene an der Außenlinie, als er nach einer kleinen Berührung des Gegenspielers zu Boden ging, als sei er schwer getroffen. Vielleicht war es die Müdigkeit, denn nach 70 Minuten räumte er das Feld für Wendt. Note 3,5.

Lars Stindl: Zentral hinter Plea agierend, wobei er sich gewohnt weit zurückfallen ließ, um das Spiel mitzugestalten. Dabei spielte er zwei sehr schöne Verlagerungspässe zu Bensebaini und setzte Plea bei dessen Großchance in Szene. Hier und da brauchte Stindl etwas zu lange bei der Ballverarbeitung. Manchmal agierte er umständlich, aber dennoch mit Verstand. Im zweiten Durchgang der Anführer in der Phase, als das Tempo im Kombinationsspiel erhöht wurde. Beim Ausgleich fiel der Ball unglücklich und Stindl konnte das Gegentor nicht mehr verhindern. Kein Vorwurf an den Kapitän - aber blöd sah es schon aus. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Spielte nominell auf der linken Seite, aber er zog meist zeitig in die Mitte. In einigen Situationen war dadurch die Aufteilung nicht optimal, so dass er sich mit Neuhaus und Stindl ins Gehege kam. Wie immer war Hofmann unermüdlich unterwegs und immer auf der Lauer, seine Störaktionen zu starten. Einen Konter gegen zu viele Gegenspieler mit zu wenig Unterstützung brach er ab und spielte einen schlechten Pass auf Plea. Ein Flachschuss von Hofmann mit rechts aufs lange Eck wurde vom Keeper pariert. Nach der Pause wechselte er die Seite mit Thuram, dem er mit seinem Eckball den Führungstreffer auflegte. Überhaupt waren die Standards von Hofmann sehr ordentlich. Er hängte sich rein, war bei all dem Aufwand jedoch nicht zwingend genug. Note 3,5.

Alassane Plea: Rückte etwas überraschend in die Startelf, was sich jedoch vor der Pause fast bezahlt gemacht hätte. Plea hatte die beiden besten Gelegenheiten - zunächst mit einem tollen Dribbling von links nach innen, als er zwei Berliner stehen ließ, letztlich aber am stark reagierenden Torwart scheiterte. Alsdann folgte ein guter Kopfball nach Hofmann-Ecke, doch erneut war Unions Keeper Luthe zur Stelle. Plea hatte einige gute Aktionen bei der Ballbehauptung, aber auch bei ihm war deutlich zu sehen, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist. Eine Viertelstunde vor Schluss wurde er von Wolf abgelöst. Note 3,5.

Oscar Wendt: Kam zwanzig Minuten vor Schluss für Thuram, was so etwas wie das Signal zum Halten des Ergebnisses war. Es wurde auf Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt, Wendt sortierte sich links ein. Der Schwede konnte nur wenig zur Stabilität beitragen, einige Pässe missrieten. Ohne Note.

Hannes Wolf: Wurde in der letzten Viertelstunde für Plea eingewechselt. Er spielte ein paar flotte Weiterleitungen, suchte ansonsten aber eher vergeblich nach der richtigen Bindung zum Spiel. In eigentlich guter Position unterlief ihm ohne erkennbare Absicht ein Pass ins Nirwana. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Wurde fünf Minuten vor Schluss - deutlich zu spät - für Neuhaus eingewechselt. Ein paar Sprints zog Herrmann noch an, für mehr war keine Zeit. Ohne Note.

 


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