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Borussia und Wolf - ein kostspieliges Missverständnis

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Ein teures Missverständnis - Hannes Wolf verlässt Borussia (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Hannes Wolf wird Borussia Mönchengladbach verlassen. Der Österreicher wechselt ein halbes Jahr vor Beendigung seines Vertrages zum MLS-Klub New York City FC. Borussia wird keine Ablöse erhalten und beendet damit ein kostspieliges Missverständnis.

Die Zeit von Hannes Wolf bei Borussia Mönchengladbach ist beendet. Auch wenn der Wechsel zum MLS-Klub New York City FC noch nicht offiziell gemacht wurde, liegen die Karten auf dem Tisch. Wolfs Berater hat gegenüber der WAZ bestätigt, dass der Österreicher am Samstag einen Vierjahresvertrag in den USA unterschreiben wird. 

Die Fohlen können damit zumindest einen teuren Spieler vorzeitig von der Payroll streichen. Das ist allerdings nur ein schwacher Trost angesichts des wirtschaftlichen Totalschadens, den Borussia in diesem Fall erlitten hat. Auch wenn die Betreiber dieses Transfers längst über alle Berge sind, hat die Vereinsführung bei der ursprünglichen Vertragsgestaltung schwerwiegende Fehler gemacht. 

Ein Talent, das im Seniorenbereich an seine Grenzen stößt

Dass ein als hoffnungsvoll eingeschätztes Talent im Seniorenbereich an seine Grenzen stößt und sich nicht durchsetzt, ist in der Bundesliga Alltag. Daher gibt es in der Causa Borussia und Hannes Wolf auch keinen Schuldigen. Borussia hat sich von dem Spieler etwas erhofft, was er in dreieinhalb Jahren nicht zu leisten vermochte. Wolf hat sich bemüht, konnte aber die hoffnungsvollen Prognosen zu keiner Zeit bestätigen. 

Unter vier Trainern gelang dem mittlerweile 24-Jährigen der Durchbruch nicht. Erschwert wurde seine Entwicklung durch diverse Verletzungen, die ihn teilweise monatelang außer Gefecht setzten. Am Ende stehen für Hannes Wolf 69 Pflichtspieleinsätze mit fünf Toren und drei Assists in der Statistik. 

Gewogen und für den Bundesligafußball als zu leicht befunden

Dem Offensivspieler können einige gute Ansätze bescheinigt werden, doch im Gesamtpaket gilt für Hannes Wolf: Er wurde gewogen und für den Bundesligafußball als zu leicht befunden. Körperlich wirkte Wolf sehr fragil und er schaffte es nicht, seine Leichtfüßigkeit so einzubringen, dass er sich durchsetzen oder zumindest wehren konnte. 

Es war bemerkenswert offensichtlich, dass Wolf von robusten Gegenspielern heftig in die Mangel genommen und so rasch handzahm wurde - oder sich verletzte. Nach dem Abgang seines Förderers Marco Rose kam Wolf weder unter Adi Hütter noch Daniel Farke richtig zum Zuge. Unter Gerardo Seoane blieb Wolf sogar komplett außen vor und ohne Pflichtspieleinsatz. 

Die Kaufverpflichtung ist Borussia schmerzhaft auf die Füße gefallen

Das alles kann passieren und wäre allenfalls eine Randnotiz - wäre da nicht die finanzielle Dimension des Transfers von Hannes Wolf. Im Sommer 2020, als die Corona-Pandemie auch den Profifußball auf den Kopf gestellt hatte, kam Hannes Wolf auf Leihbasis von RB Leipzig zur Borussia. Es war der zweite Transfersommer unter Trainer Marco Rose und eigentlich sollte nach der Qualifikation zur Champions League nochmals richtig aufgerüstet werden. 

Doch die unklare Situation aufgrund der Pandemie ließ letztlich alle Planspiele auf ein Minimum schrumpfen. Nur Leihgeschäfte waren wirtschaftlich vertretbar und so wurde Wolf als erklärter Wunschspieler von Rose für ein Jahr ausgeliehen. Allerdings mit einer an Einsätze geknüpfte Kaufverpflichtung für Borussia. Und diese Klausel ist den Gladbachern schmerzhaft auf die Füße gefallen. 

Rose hinterließ Borussia teuren Ballast

Marco Rose hievte seinen Zögling über die Hürde und sorgte dafür, dass die Kaufverpflichtung zum Tragen kam. Dass Rose sich währenddessen aus Gladbach verabschiedete und der Borussia mit Wolf teuren Ballast hinterließ, war nicht geplant. Dass sich Max Eberl & Co. aber mit RB und Wolf auf ein Vertragskonstrukt eingelassen haben, das aus finanzieller Sicht selbst vor Corona schon mehr als risikoreich gewesen wäre, war ein teurer Fehler auf allen Ebenen. 

Rund 11 Millionen Euro kostete Wolf allein an Leihgebühr und Ablöse, die nach Leipzig floss. Dazu erhielt Wolf einen Vertrag zu Konditionen auf Champions-League-Niveau. Auch das dürfte ein Grund dafür gewesen sein, dass der Spieler seinen Kontrakt in Gladbach auch ohne echte Perspektive fast bis zum Schluss aufrechterhalten hat. Das halbe Jahr Leihe Anfang 2022 zu Swansea City hatte für Wolf keine finanziellen Einbußen zur Folge. 

Das ‘i-Tüpfelchen’ auf die handwerklichen Fehler

Letztlich sind die dreieinhalb Jahre, die Hannes Wolf bei Borussia unter Vertrag stand, ein kostspieliges Missverständnis. Für Wolf könnte der Schritt in die USA und in die dortige Liga die richtige Entscheidung sein. Für Borussia ist Hannes Wolf so etwas wie das ‘i-Tüpfelchen’ auf die handwerklichen Fehler, welche in den vergangenen Jahren hinter den Kulissen gemacht wurden. Die neue sportliche Leitung sollte daraus ihre Lehren ziehen.

 


von Marc Basten
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