Fast zwei Wochen haben die Anhänger von Borussia Mönchengladbach mit verklärtem Blick auf die Tabelle geschaut und es sich immer wieder mit einem breiten Grinsen vor Augen geführt: Spitzenreiter nach dem 7. Spieltag ist die Fohlenelf. »Für unsere Fans waren es sicherlich angenehme Tage bis hierhin«, sagt Marco Rose. »Und wir wollen natürlich versuchen, unsere Fans weiter glücklich zu machen.«
Damit die Gladbacher auch nach dem 8. Spieltag von ganz oben auf die Liga blicken können, müssen sie im Topspiel beim BVB bestehen. Das ist für keine Mannschaft eine leichte Aufgabe, doch für die Fohlen ist es das vielleicht unangenehmste Auswärtsspiel einer Saison. Denn egal, wie gut oder schlecht die Dortmunder vor dem Aufeinandertreffen drauf waren - in der Vergangenheit setzte es für den VfL gefühlt jedes Mal eine deftige Klatsche im Westfalenstadion. 2014 bildete die Ausnahme - da holten die Gladbacher durch Tore von Kruse und Raffael einen der ganz seltenen Siege der Neuzeit. Trainer damals bei der richtigen Borussia: Lucien Favre.
»Ich kann keine Krise bei Dortmund erkennen«
Der sitzt bekanntlich mittlerweile beim BVB auf der Bank und sieht sich nach einem etwas holprigen Saisonstart teils heftiger Kritik ausgesetzt. In Dortmund hatte man vor der Saison sehr offensiv das Ziel Meisterschaft ausgerufen und damit öffentlich die Messlatte für den bekannt übervorsichtigen Cheftrainer bewusst hoch gelegt. Nachdem zuletzt nachlässig einige Punkte liegen gelassen wurden, wird Favre angezählt. Dabei waren die Auftritte der Dortmunder nicht so katastrophal, wie es dargestellt wurde. Der große Unterschied zur Hinrunde im letzten Jahr: Damals rettete der BVB mehrfach mit Glück auf den letzten Drücker den Sieg, heute gibt man - auch mit Pech - zum Ende hin noch Punkte ab.
»Ich kann keine Krise bei Dortmund erkennen«, sagt Marco Rose nach dem Studium der letzten Partien des BVB. »Sie hätten jedes einzelne Spiel der letzten Wochen eher für sich entscheiden können. Sie haben immer wieder mehr als genug Möglichkeiten um Tore zu schießen, spielen einen offensiven und guten Fußball und haben hinten raus einfach Ergebnisse weggegeben.« Entsprechend erwartet Rose einen hochmotivierten Gegner. »Wir werden auf eine Mannschaft treffen, die für sich gefühlt auch zeigen möchte, dass das, was erzählt und geschrieben wird, nicht stimmt.«
»Dafür sind wir bereit und das wollen wir«
»Dortmund hat eine unglaubliche Qualität an Einzelspielern und einen sehr, sehr guten Trainer«, weiß Rose. »Plus die Tatsache, dass das Stadion dort ein großes, lautes und besonderes ist. Das bedeutet, dass wir uns darauf einstellen müssen, aber uns auch darauf freuen. Weil es auch von der Tabellenkonstellation her ein echtes Spitzenspiel ist.« Dass die Gladbacher als Spitzenreiter anreisen, will Rose weder überbewerten, noch kleinreden. »Es wäre wichtig, wenn wir den positiven Eindruck mitnehmen und in Dortmund selbstbewusst auftreten und unsere Entwicklung einfach vorantreiben. Es ist ein gutes Spiel um zu zeigen, dass wir uns auch in in den letzten Wochen entwickelt haben und nach Dortmund fahren, um ein positives Ergebnis zu holen.Dafür sind wir bereit und das wollen wir.«
Ob auch Stefan Lainer bereit sein wird, steht weiterhin nicht fest. »Wir haben große Hoffnungen, aber es gibt noch kein endgültiges Signal«, so Rose. »Es heißt abwarten, aber die medizinische Abteilung macht da einen richtig guten Job.« Eine Resthoffnung besteht etwas überraschend auch noch bei Matthias Ginter, nachdem es zunächst hieß, der Nationalspieler würde aufgrund seiner Schulterblessur definitiv ausfallen. »Matze möchte natürlich gerne, aber ich denke, dass Dortmund möglicherweise noch ein bisschen früh kommt«, tritt der Trainer auf die Bremse. »Aber auch da ist die Tendenz insgesamt sehr positiv, nachdem wir schon eine längere Ausfallzeit befürchtet hatten.«
»Lars ist ab sofort eine Option«
Definitiv mit nach Dortmund wird Kapitän Lars Stindl fahren. »Lars ist ab sofort eine Option«, stellte Rose klar. »Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns. Vom sportlichen Wert her, aber auch als Persönlichkeit. Wir werden ihn nach und nach integrieren und das bedeutet, dass er am Samstag auch im Kader sein wird. Natürlich kann er noch nicht bei hundert Prozent sein, aber er ist wieder da«. Wo das künftige Betätigungsfeld für den Kapitän sein wird, ließ der Trainer bereits durchblicken: »Auf der Neun oder Zehn kann er sich am besten entfalten«. Vielleicht ja schon in Dortmund, wenn es darum geht, die Tabellenführung zu verteidigen.
von Marc Basten