Borussia Mönchengladbach ist bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor für den zurückgetretenen Max Eberl im eigenen Hause fündig geworden: Roland Virkus, seit 1990 in verschiedenen Funktionen im Verein und seit 2008 Nachfolger von Max Eberl als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums tätig, wird nun auch Eberls Nachfolger im Profibereich. Wie Präsident Rolf Königs am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz mitteilte, war zunächst Steffen Korell der Topkandidat, der jedoch in seiner jetzigen Funktion als Chefscout und Kaderplaner bleiben möchte. Dann sei man an zwei externe Kandidaten herangetreten, die aufgrund laufender Kontrakte jedoch ebenfalls nicht zur Verfügung standen.
Alsdann fiel die Wahl auf die Nummer 4 - Roland Virkus. Also die interne, kleine Lösung - oder eben die typische Borussia-Lösung. Wer auf einen ‘großen’ Namen gehofft hatte, wird gewiss enttäuscht sein. Die Entscheidung pro Virkus ist aber grundsätzlich nicht schlecht. Er kennt den Verein ganz genau, ist Borusse durch und durch und bringt die notwendigen Fachkenntnisse mit, die ihn ohne Zweifel für diese neue Aufgabe qualifizieren. In Bezug auf die Basis wird Virkus keine lange Eingewöhnungsphase benötigen - er kann sofort loslegen. Dass er dabei den Klub und seine Philosophie nicht neu erfinden will, hat Virkus bei seiner ersten Pressekonferenz klar gemacht. Er sieht seine Aufgabe darin, den Gladbacher Weg fortzuführen - will aber auch eigene Ideen einbringen.
Virkus wird ab sofort pausenlos im Fokus stehen
Das mag vielen, die sich aufgrund der Entwicklung in den letzten zwei Jahren eine Kursänderung erhofft hatten, zu wenig sein. Andererseits wäre es wohl unter der aktuellen Vereinsführung auch für einen ‘Externen’ kaum möglich gewesen, sehr viel umzukrempeln. Die Frage, wo der Verein auf Sicht hin will, wird nicht allein durch die Person des Sportdirektors bestimmt. Und wenn man bedenkt, wie dünn das finanzielle Polster der Borussia ist, ist es beruhigend, dass man sich nicht irgendeinem Sportdirektor-Schaumschläger an den Hals geworfen hat. Mit Roland Virkus hat man die Gewissheit, dass er ‘seine Borussia’ nicht leichtfertig vor die Wand fahren wird.
Ob der 55-Jährige tatsächlich allen Herausforderungen gewachsen ist, wird die Zeit zeigen. In Bezug auf die Kaderzusammenstellung wird er eng mit Steffen Korell zusammenarbeiten und die Arbeit hinter den Kulissen als sportlicher Vertreter der Borussia dürfte Virkus liegen. Wenig Erfahrung hat er dagegen in der Außendarstellung. Bei seiner ersten Pressekonferenz wirkte er sehr aufgeräumt, sicher und selbstbewusst. Das war schon mal ein guter Start als Mann in der ersten Reihe. Aber er muss sich bewusst sein, dass er ab sofort pausenlos im Fokus stehen und dass sich das auch nicht legen wird, wenn die erste Aufregung und Neugier um seine Person verflogen ist. Es ist Roland Virkus zu wünschen, dass er die Balance finden und sich nicht in eine Rolle drängen lässt, bei der er auf der Strecke bleibt. Sein Vorgänger sollte ihm da als warnendes Beispiel dienen.
von Marc Basten