Borussias Trainer Gerardo Seoane musste in Sinsheim kurzfristig auf Jonas Omlin (Oberschenkelprobleme) verzichten, dazu wurde Franck Honorat nach seiner Außenbanddehnung im Knie nicht rechtzeitig fit. Die weiteren ‘Wackelkandidaten’ Neuhaus und Ngoumou (beide Bank) und Elvedi und Lainer (beide Startelf) waren mit an Bord.
Gegenüber der Heimniederlage gegen Dortmund standen mit Nicolas, Reitz und Hack für Omlin, Honorat und Ngoumou drei neue Spieler in der Anfangself. Die Ausrichtung war ein 5-4-1 gegen den Ball und obwohl Hack mit einem Flachschuss aus 17 Metern den ersten Torschuss des Spiels abgab, waren die Borussen zumeist tief in der eigenen Hälfte postiert.
Beiers Kopfballaufsetzter an den Pfosten
Hoffenheim fand zunächst keine Lösungen gegen den Gladbacher Abwehrverbund, aber mit zunehmender Spieldauer häuften sich die Fehler und Unachtsamkeiten bei den Gästen. Die Fohlen waren zwar fleißig beim Zulaufen der Räume, aber die Aggressivität in den Zweikämpfen war nur bedingt vorhanden. So setzten sich die Hoffenheimer immer öfter durch und erhöhten den Druck.
In der 18. Minute forderte Kaderabek Nicolas mit einem Schlenzer zum ersten Mal ernsthaft - Borussias Torwart lenkte den Ball mit einer starken Parade zur Ecke. Während die Borussen nach einer glücklich zustande gekommenen Ecke durch Weigl einen weiteren Torschuss zu verzeichnen hatten (25.), traf Hoffenheims Beier mit einem Kopfballaufsetzer nur den Pfosten (32.).
Hacks schnelle Antwort auf den Rückstand
Die Borussen verloren weiterhin viel zu schnell die abgefangenen Bälle - eine Ausnahme war die 34. Minute. Da setzte Reitz Plea ein, der von halblinks aufs Tor zulief, aber den Ball einen halben Meter am Hoffenheimer Kasten vorbeischoss. Kurz darauf leistete sich Reitz am eigenen Strafraum einen haarsträubenden Ballverlust, den Hoffenheim blitzschnell ausnutze - Weghorst ließ Nicolas keine Chance (36.).
Der Rückstand sorgte dafür, dass die Borussen plötzlich bissig draufgingen und prompt bekamen die Gastgeber Probleme. Nach einem Ballgewinn kurz hinter der Mittellinie spielte Wöber auf Plea, der wiederum Hack mit einem Klasse-Pass auf die Reise schickte. Der setzte sich im Laufduell durch und vollendete gegen Baumann überlegt zum 1:1 (39.).
Prömel verlädt Wöber und trifft aus der Distanz
Unmittelbar danach verteidigten die Gladbacher wieder nach altem Muster, aber jetzt noch deutlich luftiger als zuvor. Nach Hackenablage von Weghorst kam Kramaric zum Schuss, Nicolas rettete mit einer tollen Parade. Das schlechte Verteidigen setzte sich dann auch nach der Pause fort, als Friedrich zentral in der Kette spielte und Elvedi auf rechts, während Itakura sich zusätzlich zurückfallen ließ, um die Kreise von Kramaric einzuengen. Hoffenheim war klar tonangebend, Weghorst traf den Pfosten und den Rebound von Kramaric entschärfte Nicolas (50.).
In der 58. Minute verlud Prömel Wöber, Netz griff nicht ein und Prömel erzielte mit einem sehenswerten Distanzschuss die neuerliche Führung für Hoffenheim - Nicolas hatte keine Abwehrchance. Erneut sorgte der Rückstand dafür, dass die Borussen aggressiver wurden und nach vorne spielten. Plea scheiterte aus kurzer Distanz an Baumann (59.), nach Hack-Ecke köpfte Elvedi frei stehend in die Arme von Hoffenheims Schlussmann (62.) und nach Zusammenspiel zwischen Plea und Lainer klatschte der Ball an den Außenpfosten (65.).
Weigl wie ein Anfänger beim dritten Gegentor
Doch statt des neuerlichen Ausgleichs für Borussia sorgte Hoffenheim für die vermeintliche Vorentscheidung. Weigl verlor unter Druck den Ball und ließ sich dann von Kabak wie Anfänger mit einer simplen Körperbewegung aus dem Spiel nehmen. Weil Hack nicht hinterherkam und Friedrich nicht rechtzeitig herausrückte, um zu blocken, landete der wuchtige Distanzschuss von Kabak zum 3:1 im Netz (66.).
Seoane reagierte, brachte mit Čvančara, Scally und Ngoumou gleich drei neue Spieler und stellte auf Viererkette um. Zunächst sah es nicht so aus, als ob die Borussen ins Spiel zurückfinden würden. Stattdessen schnippelte Kramaric den Ball knapp am langen Pfosten vorbei (73.). Doch fünf Minuten später fiel der überraschende Anschlusstreffer. Eine Flanke von Netz flog weit durch auf die andere Seite zu Scally, der wiederum vors Tor flankte. Hack war völlig frei und köpfte präzise ein (78.).
Hacks listiger Ausgleich - Borussias Mischung aus Unfähigkeit und Dummheit
Nun verteidigte Hoffenheim, während die Borussen mit Leidenschaft, aber sehr beschränkten Mitteln versuchten, noch den Ausgleich zu erzielen. In der Schlussminute gelang es dann tatsächlich. Hack brachte eine Ecke, die abgewehrt wurde. Der Ball gelangte über Netz und Weigl zurück zu Hack auf der rechten Seite. Hack erkannte, dass Baumann auf eine weitere Flanke spekulierte und schoss den Ball listig flach ins kurze Eck - 3:3 in der 90. Minute durch den Dreierpacker Hack.
Doch noch war das Spiel nicht vorbei und schon fast erwartungsgemäß verschenkten die Borussen in einer Mischung aus Unfähigkeit und Dummheit den sicher geglaubten Punkt. Der eingewechselte Bebou ließ im Strafraum Elvedi stehen und brachte den Ball flach in den Rückraum, wo gleich zwei Hoffenheimer freistanden. Kaderabek überließ für Stach, der aus zehn Metern keine Mühe hatte, auf 4:3 zu stellen (90.+1).
Wieder vier Gegentore trotz defensiver Ausrichtung
Auch wenn es die Borussen nochmals versuchten - es blieb schließlich bei der 3:4-Niederlage. Es war ein fußballerisch ganz schwacher Auftritt einer defensiv eingestellten Mannschaft, die dennoch vier Gegentore kassiert und zweimal Pfostenglück hatte. Hoffenheim durfte 28 Torschüsse abgeben - so viel wie noch nie in der Saison. Und trotzdem hatten die Fohlen nach einem Dreierpack von Hack in der 90. Minute den wichtigen Punkt in Händen, den sie schon lächerlich einfach herschenkten.
Kurzstatistik zum Spiel:
TSG Hoffenheim: Baumann - Kabak (71. Brooks), Grillitsch, Drexler - Kaderabek, Prömel (84. Stach), Tohumcu, Skov (90.+4 Jurasek), Kramaric (84. Becker) Weghorst, Beier (84. Bebou)
Borussia Mönchengladbach: Nicolas - Lainer (69. Scally), Friedrich (69. Ngoumou), Elvedi, Wöber, Netz (90.+2 Ullrich) - Weigl, Itakura (90.+2 Fukuda) - Reitz (69. Čvančara), Plea, Hack
weiter im Kader: Olschowsky (ETW), Chiarodia, Neuhaus, Herrmann
Tore: 1:0 Weghorst (36.), 1:1 Hack (39.), 2:1 Prömel (58.), 3:1 Kabak (66.), 3:2 Hack (78.), 3:3 Hack (90.), 4:3 Stach (90.+1)
Gelbe Karten: Kabak - Itakura, Čvančara, Weigl
Schiedsrichter: Sören Storks
Zuschauer: 28.000