Borussias Trainer Gerardo Seoane nahm gegenüber dem Heimsieg über den VfB Stuttgart vor einer Woche eine Veränderung in der Startelf vor: Für den gesperrten Julian Weigl begann Jordan. Die ‘Wackelkandidaten’ Plea und Koné standen zur Verfügung. Plea führte die Mannschaft erstmals als Kapitän aufs Feld.
In der Statik ohne einen zentralen Sechser traten die Borussen in einem 4-4-2 gegen den Ball auf. Und gegen den Ball arbeiten mussten die Fohlen überraschend viel, denn Augsburg ergriff von Beginn an die Initiative und hatte deutlich mehr Ballbesitz als die Gastgeber. Da sich die Borussen zudem sehr viele Ungenauigkeiten erlaubten, war der FCA dem Führungstreffer nahe.
‘Schokotaler-Break’ hilft Borussia
Friedrich blockte einen freien Schuss von Demirovic in letzter Instanz (9.), dann fälschte Elvedi einen gefährlichen Schuss von Jensen in höchster Not zur Ecke ab, nachdem Scally zuvor ein schlimmer Fehlpass unterlaufen war (11.). Wenige Momente später setzte sich Vargas im Kopfballduell gegen seinen Landsmann Elvedi durch - Nicolas parierte mit starker Flugeinlage (12.).
Dann flogen erst einmal eine Vielzahl an Schokotalern auf den Platz - die Protestaktionen gegen den Investoreneinstieg bei der DFL waren auch an diesem Wochenende in den Bundesligastadien präsent. Das Spiel war letztlich satte zehn Minuten unterbrochen und dieses Break sorgte dafür, dass sich die Borussen etwas sammeln konnten.
Jordan bleibt standfest - Gladbacher Führung aus dem Nichts
Sie wirken danach wacher und tatsächlich gelang ihnen in der 26. Minute das 1:0. Honorat schlug eine Ecke, die Augsburgs Keeper Dahmen unterschätzte. Er bugsierte den Ball mit den Fingerspitzen zum am langen Pfosten lauernden Plea, der die Kugel hoch in den Fünfmeterraum lupfte. Dort setzte sich Jordan stark gegen Gouweleeuw durch und drückte den Ball über die Linie.
Kurz darauf musste Nicolas bei einem Distanzschuss von Titz zupacken (28.) und auch danach blieb Augsburg das optisch überlege Team, wobei die Gladbacher mit der Führung im Rücken deutlich wacher wirkten. Es gab im Umschaltspiel ein paar Ansätze, doch wirkliche Chancen hatten die Fohlen nicht. Einem zweiten Treffer am nächsten kam Plea, der nach einem Konter über Hack und Honorat über den Kasten schoss (35.).
Borussia verschläft auch den Auftakt zur zweiten Halbzeit
Die Pausenführung war für die Borussen schmeichelhaft, aber eigentlich eine gute Grundlage, im zweiten Durchgang endlich richtig am Spiel teilzunehmen. Doch weit gefehlt - wie schon in der ersten Halbzeit begannen die Borussen mit einer eigenartigen Trägheit. Gerardo Seoane hatte zur Pause einen überraschenden Wechsel vollzogen und Kramer für Reitz gebracht.
Das System blieb gleich und dennoch wirkte es so, als ob sich die Mannschaft erstmal neu orientieren müsse. Die Augsburger waren dagegen hellwach und kombinierten zügig über Gladbachs linke Seite. Mbabu flankte von der Grundlinie vors Tor, wo Titz sich mit Wucht gegen Scally durchsetzte und zum Ausgleich einköpfte (47.).
Innerhalb vier Minuten dreht der FCA das Spiel
Nur wenige Minuten später legte der FCA nach. Nach einem simplen Einwurf von Mbabu verlängerte Titz den Ball mit der Hacke, ohne dass Elvedi stören konnte. Demirovic war vor Friedrich am Ball und leitete ebenfalls direkt weiter in die Mitte, wo Engels von Honorat alleingelassen wurde und unbedrängt einschieben konnte (51.).
Sechs Minuten nach Wiederanpfiff war die Führung komplett verspielt und die Borussen standen vollständig neben sich. Vargas lief allen davon und hatte die nächste Gelegenheit für die Gäste, doch Nicolas war auf dem Posten (54.). Erst allmählich fanden die Gladbacher wieder halbwegs in die Spur, blieben aber in allen Bereichen vieles schuldig.
Borussia schludrig und harmlos
Fehlende Konsequenz, schludrige Ballbehandlung und mangelndes Durchsetzungsvermögen sorgten dafür, dass es kaum nennenswerte Chancen auf den Ausgleich gab. Ein Schuss von Plea aus 17 Metern flog knapp vorbei (65.), ein Kopfball von Honorat nach Flanke des eingewechselten Neuhaus war nicht platziert genug (75.).
Augsburg wurde derweil auch nicht mehr wirklich zwingend - die Ausnahme war ein Schuss von Iago, den Nicolas über die Latte lenkte (76.). Die beste Gladbacher Gelegenheit hatte Elvedi nach einer Hereingabe von Honorat, aber sein Schussversuch aus vielversprechender Position wurde geblockt (82.).
Augsburg gewinnt verdient
Die erhoffte Schlussoffensive der Borussen entpuppte sich als ein laues Lüftchen und die Augsburger hatten keine große Mühe, die harmlosen Angriffsversuche der Gladbacher zu kontrollieren. Auf der anderen Seite hätte Ngoumou mit einem katastrophalen Rückpass fast für Demirovic aufgelegt, doch die Augsburger verdaddelten die Gelegenheit zur Entscheidung (88.).
Doch auch so gelang es den Gästen, den knappen Vorsprung durch die fünfminütige Nachspielzeit zu transportieren. Am Ende nimmt der FCA verdiente drei Punkte mit, während die Borussen eine sehr enttäuschende Leistung zeigten und einmal mehr die Chance zu einem großen Schritt nach vorne auf eine eigenartige Art und Weise herschenkten. So blieb das Comeback von Stefan Lainer die einzig erfreuliche Nachricht an diesem tristen Abend im Borussia-Park.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Nicolas - Scally, Friedrich, Elvedi, Netz (71. Lainer) - Honorat (87. Ranos), Reitz (46. Kramer), Koné (71. Neuhaus), Hack (67. Ngoumou) - Plea, Jordan
weiter im Kader: Olschowsky (ETW), Chiarodia, Herrmann, Jantschke
FC Augsburg: Dahmen - Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago - Engels (73. Pedersen), Jensen (60. Jakic), Rexhbecaj, Vargas (83. Maier) - Demirovic, Tietz (83. Beljo)
Tore: 1:0 Jordan (26.), 1:1 Tietz (47.), 1:2 Engels (51.)
Gelbe Karten: Netz - Rexhbecaj, Jakic
Schiedsrichter: Martin Petersen
Zuschauer: 44.867