Borussias Trainer Gerardo Seoane nahm zwei Veränderungen in der Startelf gegenüber der Niederlage bei Union Berlin vor: Tomáš Čvančara (erkrankt nicht im Kader) und Christoph Kramer (Bank) wurden durch Robin Hack und Manu Koné ersetzt. Die Partie begann recht verhalten, wobei das auch an der Atmosphäre im Borussia-Park lag. Die aktive Fanszene hat für beide Ligen an diesem Wochenende einen zwölfminütigen Stimmungsboykott aufgrund der Investoren-Pläne der DFL aufgerufen und daher war es in der Anfangsphase teilweise so still wie zu Corona-Zeiten.
Die Bremer kamen mit der Ruhe im Park offenbar besser zurecht, denn ihnen gelang mit der ersten Chance die Führung. Eine Halbfeldflanke von Schmid fand im Gladbacher Strafraum Borré, der blank stand und den Ball sauber ins Eck setzte. Nicolas hatte zwar die Fingerspitzen noch am Ball, konnte den Rückstand aber nicht verhindern (7.). Kurz darauf kombinierte sich Werder sehr einfach durch die Gladbacher Hälfte und Ducksch lief nach einem Steckpass allein auf Nicolas zu. Der fischte Ducksch den Ball mit einer starken Aktion vom Fuß und bewahrte seine Mannschaft vor dem zweiten Gegentor (11.).
Reitz trifft doppelt
Alsdann war der Stimmungsboykott beendet und aus der Nordkurve gab es deutliche Rufe gegen die DFL - und einen Schokotaler-Hagel. Die prasselten in den Strafraum vor der Nordkurve und das Spiel musste annähernd fünf Minuten unterbrochen werden, bis die Taler aufgesammelt wurden. Alsdann ging es endlich unter gewohnten akustischen Bedingungen weiter und langsam aber sicher fanden auch die Borussen einen Zugang zum Spiel. Eine erste nennenswerte Chance gab es in der 27. Minute zu notierten, nachdem Reitz auf Honorat gepasst hatte, dessen Hereingabe Plea von der Strafraumgrenze aus dem Lauf knapp über das Tor setzte.
Borussia war mittlerweile optisch überlegen und kam zu ein paar Halbchancen - meist eingeleitet vom umtriebigen Honorat. Aber es fehlte an einem wirklich konkreten Abschluss. Werder verlegte sich derweil aufs Kontern und wäre damit fast erfolgreich gewesen. In der 41. Minute vergab Bittencourt nach einem solchen Konter eine vielversprechende Möglichkeit, als er aus kurzer Distanz über den Kasten schoss. Doch noch vor dem Pausenpfiff kamen die Borussen zum Ausgleich. Nach einer Flanke von Scally konnten die Bremer zunächst klären, aber Hack sicherte den Ball und setzte sich stark gegen zwei Gegenspieler durch. Er legte quer zu Reitz, der mit einem trockenen Schuss zum 1:1 ins lange Eck traf (45.).
Borussia geht nicht konsequent auf den dritten Treffer
Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken starteten die Fohlen schwungvoll in den zweiten Durchgang. Koné traf kurz nach Wiederanpfiff halblinks im Strafraum den rechten Pfosten und der Rebound von Plea aus elf Metern wurde von Werders Keeper mit einem Reflex entschärft (46.). Drei Minuten später war es dann soweit: Netz spielte stark auf Hack, der auf rechts die Übersicht behielt und quer auf Reitz legte. Der behielt die Ruhe, ließ seinen Gegenspieler ins Leere laufen und vollendete überlegt und abgeklärt zum 2:1 (49.).
Auch wenn Werder durch Schmid kurz darauf eine gute Möglichkeit hatte, waren die Borussen doch ganz klar Herr im Hause. Der Ball lief nun richtig gut durch die eigenen Reihen und der dritte Treffer lag in der Luft. Die beste Gelegenheit dazu hatte Plea im Anschluss an ein Dribbling von Koné, als er den Ball von der Strafraumgrenze knapp am Tor vorbeischoss. Danach beruhigte sich das Geschehen und die Borussen überließen den Bremern immer mehr den Ball. Man spekulierte offensichtlich auf den entscheidenden Konter, den es aber nicht gab.
Ducksch staubt ab
Werder strahlte in dieser Phase allerdings auch keine nennenswerte Gefahr aus und so sah es trotz der Bremer Ballbesitzphasen so aus, als ob die Fohlen die Sache im Griff hätten. Doch in der 76. Minute war das nicht mehr der Fall. Reitz fälschte eine Halbfeldflanke in den Gladbacher Strafraum unglücklich ab, sodass der Ball eine eigenartige Flugbahn nahm. Nicolas verschätzte sich etwas und bevor er richtig zupacken konnte, war Nijnmah dazwischen und leitete auf Ducksch weiter, der aus kurzer Distanz keine Mühe hatte, das 2:2 zu erzielen. Die Borussen mussten sich kurz schütteln, ehe man versuchte, das Spiel nochmals zu drehen. Insgesamt fünf Wechsel gab es in der Schlussphase und das Bemühen war den Fohlen wirklich nicht abzusprechen.
Doch zu einer richtig klaren Gelegenheit kamen die Gladbacher nicht mehr. Das galt auch für die Gäste, die aber auch noch zwei-, dreimal sehr gefährlich im Strafraum auftauchten. In der Nachspielzeit wurde es dann nochmal richtig hektisch, als Schiedsrichter Zwayer den eingewechselten Kramer nach einem Foul gegen Weiser mit Rot vom Platz stellte. Nach Intervention des VAR nahm Zwayer die Rote Karte zurück und beließ es bei einer Gelben Karte. Kurz darauf war Schluss - letztlich mit einem gerechten Ergebnis, auch wenn die Borussen mit etwas mehr Cleverness als Sieger vom Platz hätten gehen können.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Nicolas - Scally, Elvedi, Wöber - Weigl - Honorat (86. Ranos), Reitz (80. Kramer), Koné (86. Neuhaus), Netz - Plea (90. Borges Sanches), Hack (80. Ngoumou)
weiter im Kader: Olschowsky (ETW), Chiarodia, Friedrich, Herrmann
Werder Bremen: Zetterer - Veljkovic, Stark, A. Jung - Weiser, Stage, Deman (86. Agu), Schmid (68. Nijnmah), Bittencourt (68. Lynen) - Borré (90.+4 Kownacki), Ducksch
Tore: 0:1 Borré (7.), 1:1 Reitz (45.), 2:1 Reitz (49.), 2:2 Ducksch (76.)
Gelbe Karten: Wöber, Honorat, Weigl, Kramer - Weiser, Schmid
Schiedsrichter: Felix Zwayer
Zuschauer: 50.660