Borussias Trainer Gerardo Seoane nahm gegenüber der Heimniederlage gegen Leipzig vor einer Woche zwei Veränderungen in der Startelf vor. Koné, der unter der Woche nur eingeschränkt trainiert hatte, und Scally nahmen auf der Bank Platz, Neuhaus und Plea begannen. Etwas überraschend reichte es Čvančara, der zuletzt verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand, für einen Kaderplatz und eine Einwechslung. Die Grundausrichtung der Borussen war ein flexibles 3-3-2-2 mit Plea und Jordan in vorderster Front.
Zunächst lief im Ruhrstadion nichts, denn die Partie wurde aufgrund der Intervention der Polizei und Feuerwehr nicht angepfiffen. Der Grund waren Zaunfahnen im Gladbacher Block, die auch Fluchttore blockierten. Die Anhänger weigerten sich zunächst, diese abzunehmen, was nach ellenlangen Diskussionen dann doch erfolgte. Die Frage, ob das nun eine übertriebene Sturheit der Ultras oder aber ein peinlicher Organisationsfehler des Bochumer Ordnungsdienstes war, wird wohl noch zu klären sein. Jedenfalls wurde das Spiel schließlich mit erheblicher Verspätung angepfiffen.
Die Borussen betreiben Chancenwucher
Die Borussen zeigten sich davon unbeeindruckt und bereits nach zwei Minuten klatschte ein Schuss von Honorat von der halbrechten Seite an den Außenpfosten. Keine sechzig Sekunden später hatte Netz nach einem Schnellangriff über Honorat und starker Weiterleitung von Plea eine Riesenmöglichkeit, doch weil er Probleme mit der Ballverarbeitung hatte, wurde der Schuss noch zur Ecke geblockt.
Borussia war klar Herr im Ruhrstadion, auch wenn der organisierte Support im Gästeblock ausblieb. Das scherte die Elf auf dem Rasen nicht. Die vielen Fehler der Bochumer im Aufbau nutzten die Gladbacher immer wieder zu gefährlichen Gegentößen. Plea schoss knapp am Tor vorbei (10.), Netz verzog nach toller Vorarbeit von Jordan kläglich (17.), ein abgefälschter Plea-Schuss landete als Bogenlampe auf der Torlatte (18.), ein Kopfball von Itakura nach Honorat-Ecke flog unmittelbar am Winkel vorbei (19.) und ein Flachschuss von Honorat strich haarscharf am langen Pfosten vorbei (23.).
Neuhaus legt vor - Plea baut aus
Die Borussen betrieben einen regelrechten Chancenwucher, doch das wurde durch die schwachen Bochumer nicht bestraft. Im Gegenteil - in der 27. Minute fiel endlich der überfällige Führungstreffer. Nach einem neuerlichen Fehler der Gastgeber im Aufbau passte Netz auf links zu Plea, der mit starker Übersicht in den Rückraum auf Neuhaus spielte, der mit rechts aus fünfzehn Metern flach und überlegt zum 1:0 ins Eck schoss.
Danach wurde die Partie unterbrochen - weil im Gladbacher Block Rauchtöpfe gezündet wurden. Hinter dem Tor an der Werbebande entzündete sich Kamera-Equipment, was das Eingreifen der Feuerwehr notwendig machte. Die Sache war zwar schnell unter Kontrolle, doch unnötig war das Theater nicht nur angesichts des Spielverlaufs. Bochum kam dann kurzzeitig etwas auf und hatte eine erste Kopfballchance nach einer Ecke (32.), doch dann schlugen die Gladbacher wieder zu. Nach Ecke von Honorat verlängerte Wöber den Ball an den zweiten Pfosten, wo Plea freistand und ungehindert zum 2:0 ins Eck köpfte (37.).
Plea schnürt den Doppelpack
Die Ultras verließen derweil tatsächlich das Stadion, was konträr zum Spielgeschehen war. Sie verpassten daher auch den Schlusspunkt des ersten Durchgangs, den Plea in der dritten Minute der Nachspielzeit mit dem Treffer zum 3:0 setzte. Neuhaus hatte den Ball in der eigenen Hälfte erobert, Jordan leitete weiter auf Plea, der über links in die Mitte kurvte und rechts flach ins Eck traf. Der zweite Saisontreffer des Franzosen und gleichzeitig das Ende einer beeindruckenden ersten Halbzeit.
Nach dem Seitenwechsel ging es zunächst so weiter, wie zuvor. Jordan scheiterte nach Zuspiel von Plea aus kurzer Distanz an Riemann und Neuhaus schoss den Rebound aus fünf Metern in die Wolken (50.). Bochum wirkte zwar nun etwas engagierter, doch die Borussen hatten mit weiterhin sehr aufmerksamer Arbeit gegen den Ball alles im Griff - und sie kamen zu weiteren Chancen. Den nächsten Hochkaräter hatte Netz, der nach einem abgewehrten Eckball aus dem Rückraum abzog, Riemann parierte den starken Schuss (57.) Auf der anderen Seite musste Nicolas erstmals eingreifen, als es Antwi-Adjei aus spitzem Winkel probierte (58.).
Bochum wittert nochmals Morgenluft
Die Gastgeber kamen weiterhin nicht über Ansätze hinaus, ehe in der 68. Minute doch ein Bochumer Treffer fiel. Die Borussen bekamen eine Hereingabe in den Strafraum nicht geklärt, so dass Daschner den Ball im Getümmel auf Losilla durchstecken konnte. Itakura trat dem Bochumer beim Klärungsversuch in die Hacke, aber Losilla blieb auf den Beinen und überwand den chancenlosen Nicolas aus kurzer Distanz (68.). Der Treffer weckte die Bochumer, die kurz darauf durch Hofmann die nächste Gelegenheit hatten - Wöber klärte in höchster Not vor der Linie (70.).
Bochums Treffer in der Nachspielzeit wird berechtigterweise einkassiert
Das Spiel hatte nun eine gänzlich andere Dynamik. Die Borussen machten nun nicht mehr so viele Bälle fest wie zuvor und sahen sich einem erhöhten Druck der Bochumer ausgesetzt. Die kollektive Verteidigungsarbeit funktionierte jedoch sehr ordentlich, auch wenn es unvermeidlich war, dass es stellenweise gefährlich wurde. So richtig klare Torchancen erspielten sich die nun optisch überlegenen Bochumer nicht. Derweil vergab der eingewechselte Čvančara nach Honorat-Flanke per Kopf die Gelegenheit zum 1:4 - Riemann rettete mit einer Hand (90.+1).
Hektisch wurde es dann noch mal in der 4. Minute der Nachspielzeit, als Losilla aus dem Gewühl heraus das vermeintliche 2:3 für Bochum erzielte. Der Treffer wurde allerdings vom VAR moniert und nachdem sich Schiedsrichter Brych die Bilder angeschaut hatte, verwehrte er dem Tor zurecht die Anerkennung. Bei der Entstehung wurde Nicolas im Fünfmeterraum klar gefoult. Kurz darauf ertönte der Schlusspfiff und die Borussen durften sich über einen hochverdienten 3:1-Auswärtssieg freuen.
Kurzstatistik zum Spiel:
VfL Bochum: Riemann - Masovic, Ordets, Bernardo - Passlack (46. Gamboa), Losilla, Stöger (46. Daschner), Wittek (46. Förster), Bero (7. Antwi-Adjey) - P. Hofmann, Asano (67. Paciencia)
Borussia Mönchengladbach: Nicolas - Elvedi (64. Friedrich), Itakura, Wöber - Honorat, Weigl, Netz - Reitz (89. Jantschke), Neuhaus (72. Kramer) - Plea (72. Scally), Jordan (64. Čvančara)
weiter im Kader: Olschowsky (ETW), Koné, Ngoumou, Hack
Tore: 0:1 Neuhaus (27.), 0:2 Plea (47.), 0:3 Plea (45.+3), 1:3 Losilla (68.)
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych
Gelbe Karten: Bernardo, Gamboa - Itakura, Kramer, Čvančara
Zuschauer: 26.000 (ausverkauft)