Borussias Trainer Gerardo Seoane veränderte die Startelf gegenüber dem Pokalspiel in der Vorwoche erwartungsgemäß nur auf einer Position: Nico Elvedi kehrte nach überstandener Verletzung zurück ins Team, während Fabio Chiarodia auf der Bank Platz nahm. Dort fand sich auch Robin Hack wieder, dagegen stand Manu Koné aufgrund der Wechselthematik nicht im Spieltagskader.
Die Borussen kamen gut in die Partie und konnten das Geschehen in den ersten Minuten offen gestalten. Auffällig die Aggressivität, mit der die Gladbacher in die Zweikämpfe gingen. Leverkusen ging es bedächtig an - nutzte aber gleich den ersten Fehler aufseiten der Gastgeber. Elvedi spielte einen zu laschen Pass in Richtung Plea, sodass Frimpong dazwischenkam. Der flitzte die Linie entlang, seine Flanke wurde abgefälscht und landete im Rückraum bei Xhaka. Der Ex-Borusse zog aus über zwanzig Metern fulminant ab und traf unhaltbar für Omlin ins linke obere Eck (12.).
Zweimal Aluminium für Bayer
An diesem Tor hatten die Borussen zu knabbern, während Leverkusen nun einen Gang hochschaltete. Nach einem Konter des Meisters setzte sich Boniface im zweiten Versuch im Sechzehner gegen Scally und Stöger durch und knallte den Ball an die Latte (18). Zwei Minuten später kam Tah nach einer kurz ausgeführten Ecke zum Kopfball, Omlin war zu Stelle. Kurz darauf ließ Tapsoba den nächsten Distanzschuss folgen - auch er traf Aluminium (23.).
Die Gladbacher hatten bis dahin einen Schuss von Kleindienst aus spitzem Winkel aufs Tor gebracht, dazu gab es zwei, drei Halbchancen ohne Abschluss. Doch nach einer halben Stunde wurden die Borussen stärker und nun auch konkreter im Strafraum der Gäste. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Stöger setzte Kleindienst einen Drehschuss knapp am Tor vorbei (36.).
Wirtz erhöht, Kleindiensts Tor wird einkassiert
Borussia roch am Ausgleich, wurde aber nur zwei Minuten später kalt erwischt. Im Mittelfeld brachte Plea den Ball nicht unter Kontrolle, Bayer baute auf und erneut war es Frimpong, der Luca Netz auf der linken Gladbacher Seite forderte. Der Niederländer passte von der Grundlinie flach vors Tor, wo zwar viele Borussen standen, aber den Abschluss von Grimaldo nicht unterbinden konnten. Omlin warf sich in den Schuss, doch der Abpraller landete bei Wirtz, der mit einer schnellen Bewegung mit links ins kurze Eck zum 0:2 vollendete (38.).
Es war ein unglücklicher Spielverlauf aus Sicht der Borussen, die in der 42. Minute über den vermeintlichen Anschlusstreffer jubelten. Nach einer Freistoßhereingabe von Stöger scheiterte Reitz mit seinem Schuss an Hradecky, aber Kleindienst setzte sich beim Rebound gegen Hincapie durch und beförderte den Ball letztlich im Liegen mit dem Kopf über die Linie. Doch den Gladbachern blieb der Jubel im Hals stecken, denn der VAR meldete sich. Kleindienst hatte Hincapie beim Rebound am Fuß getroffen, was als Foulspiel vor Torerzielung gewertet wurde und deshalb fand der Treffer keine Anerkennung.
Lange Unterbrechung wegen Pyrotechnik - Elvedi trifft zum Anschluss
Die zweite Halbzeit startete dann zunächst mit einer ziemlich dämlichen Pyro-Aktion aus der Nordkurve und das Spiel musste aufgrund der starken Rauchbildung für gut fünf Minuten unterbrochen werden. Danach kamen die Fohlen so gar nicht in Schwung und Leverkusen hatte alles fest im Griff. Das Abwehrverhalten der Gladbacher erinnerte in dieser Phase stark an die Vorsaison, doch Bayer ließ das dritte Tor liegen - Boniface scheiterte allein vor Omlin (57.).
Zwei Minuten später gelang den Borussen der überraschende Anschlusstreffer. Stöger schlug eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld, Itakura setzte sich am langen Pfosten im Kopfball gegen Xhaka durch und beförderte den Ball in die Mitte. Dort scheiterte Elvedi zunächst mit seinem Kopfball an Hradecky, beförderte dann aber den Abpraller mit dem Fuß ins Tor (59.).
Kleindienst trifft in bester Mittelstürmermanier zum Ausgleich
Das Tor sorgte vornehmlich dafür, dass Leverkusen wieder zulegte und die Borussen wurden in der Folgezeit tief in die eigene Hälfte zurückgedrängt. Allerdings verteidigten sie nun wieder besser als zu Beginn des zweiten Durchgangs, sodass die Gäste zu keiner richtig klaren Torchance kamen. Die Gladbacher blieben bis zur 82. Minute ohne jegliche Torannäherung, ehe ein Schussversuch von Honorat geblockt wurde. Mit dem nächsten Angriff gelang den Borussen der Ausgleich. Über Scally kam der Ball in den Strafraum zu Stöger, der einen frechen Flachpass an den Fünfer spielte, wo Kleindienst in Mittelstürmermanier vor Tapsoba am Ball war und ihn mit rechts an Hradecky vorbei ins Tor beförderte (85.).
Wie schon beim Anschlusstreffer durch Elvedi, als eine mögliche Abseitsstellung lange vom VAR geprüft wurde, dauerte es auch dieses Mal eine halbe Ewigkeit, bis man sich im Kölner Keller einig war und das Tor gab. Der Borussia-Park tobte, aber noch war eine lange Zeit zu spielen. Nicht zuletzt aufgrund der Pyro-Unterbrechung gab es eine satte Nachspielzeit von zehn Minuten. Leverkusen drängte, Grimaldo versemmelte aus bester Position (90.+1). Die Borussen warfen alles rein, um den Punkt über die Zeit zu retten und hatten sogar noch eine Konterchance, als der eingewechselte Čvančara verzog (90.+8).
Der VAR ermöglicht Leverkusen den späten Siegtreffer
Doch Leverkusen ist nicht umsonst der Spezialist für späte Tore. Auch dieses Mal schlug der Meister ganz spät doch noch zu. Der VAR meldete sich in der 110. Minute, nachdem er im Gladbacher Strafraum bei einer Grätsche von Itakura einen Kontakt am Fuß von Adli ausgemacht hatte. Er schickte den Referee zum Bildschirm und der ordnete die Berührung als elfmeterwürdiges Foul ein. Wirtz trat gegen Omlin an und Borussias Kapitän parierte den Schuss, war aber beim Nachschuss von Wirtz machtlos (90.+11).
Damit endete das Spiel mit einer bitteren und schon als tragisch zu bezeichnenden Niederlage für die Borussen. Leverkusen war zwar das bessere Team, ein Punkt für den VfL wäre aber nicht unverdient gewesen. Die Eingriffe des VAR mögen regelkonform gewesen sein, hinterlassen aber nicht nur bei den enttäuschten Borussen einen bitteren Beigeschmack.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Omlin - Scally, Itakura, Elvedi, Netz (90.+5 Chiarodia) - Reitz (71. Sander), Weigl - Honorat (90.+5 Lainer), Stöger, Plea (71. Čvančara) - Kleindienst (90.+5 Ngoumou)
weiter im Kader: Nicolas (ETW), Friedrich, Neuhaus, Hack
Bayer Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah, Hincapie - Frimpong, Andrich (81. Garcia), Xhaka, Grimaldo, Hofmann (65. Terrier), Wirtz - Boniface (81. Adli)
Tore: 0:1 Xhaka (12.), 0:2 Wirtz (38.), 1:2 Elvedi (59.), 2:2 Kleindienst (85.), 2:3 Wirtz (90.+11)
Gelbe Karten: Lainer -
Schiedsrichter: Robert Schröder
Zuschauer: 54.042 (ausverkauft)