Borussias Trainer Daniel Farke nahm keine Veränderungen in der Startelf gegenüber dem Heimsieg über Bayern München am letzten Wochenende vor. Marcus Thuram blieb also zunächst der Platz auf der Bank vorbehalten.
Die Anfangsphase gestalteten die Borussen noch recht ordentlich. Sie hatten eine relative Spielkontrolle, wobei ihnen auf dem Weg nach vorn nicht wirklich viel gelang. Mainz machte derweil Mainzer Sachen – Kohr eröffnete eine muntere Orgie an vielen kleinen und größeren Fouls. Interessant dabei, dass die Mainzer für ihre insgesamt 17 Fouls zwei Gelbe Karten erhielten, während gegen die Borussen sechs Fouls gepfiffen wurden, sie aber insgesamt drei Gelbe Karte kassierten.
Elvedi einmal mehr mit einem kapitalen Bock
Dies kann durchaus als geschickte Zweikampfführung der Mainzer ausgelegt werden, die sich dann im Verlauf des Spiels immer mehr zum Vorteil für die Gastgeber entwickelte. Bei den Borussen lief ab der 18. Minute so gut wie nichts mehr zusammen. Da gab es noch eine gute Kombination, an dessen Ende der Ball über Wolf und Lainer bei Koné landete, dessen Schuss im Strafraum von den Mainzern geblockt wurde. Gleich mehrere Spieler der Rheinhessen hatten sich in den Schuss des Franzosen geworfen und feierten sich für ihre Galligkeit, mit der sie das eigene Tor verteidigten.
Ganz im Gegenteil zu den Borussen. Die verhedderten sich zusehends bei ihrem bemühten Ballbesitzfußball und schenkten Mainz in der 25. Minute den Führungstreffer. Bensebaini spielte einen Rückpass auf Omlin, der den Ball nicht optimal zu Elvedi an der linken Außenlinie passte. Dennoch müsste ein Bundesligaspieler damit etwas anfangen können – Elvedi allerdings nicht. Er war überfordert und da Costa profitierte. Elvedi kam nicht mehr hinterher, da Costa flankte in den Rückraum auf den durchgestarteten Lee, der mutterseelenallein aus dem Lauf perfekt ins lange Eck köpfte.
Omlin verletzt raus - Ingvartsen trifft gegen vernebelte Gladbacher
Ein überaus dämliches Gegentor, dem gleich der nächste Tiefschlag folgte. Jonas Omlin hatte sich mutmaßlich bei der vergeblichen Abwehraktion am rechten Oberschenkel verletzt und konnte nicht mehr weitermachen – Tobias Sippel musste einen Kaltstart hinlegen. Geprüft wurde Sippel, der wegen seiner Vergangenheit aus Kaiserslautern vom Mainzer Publikum ständig ausgepfiffen wurde, zunächst nicht, auch wenn bei seinen Vorderleuten so gut wie nichts mehr zusammenlief.
Elvedi leistete sich zwei weitere haarsträubende Wackler und Mainz war einem zweiten Treffer näher als die immer harmloser agierenden Gladbacher. Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie direkt wieder unterbrochen, weil im Gästeblock kräftig gezündelt wurde. Möglicherweise werden diese besonders kreativen Anhänger auch geahnt haben, dass es von Vorteil sein könnte, sich die Sicht aufs Geschehen zu vernebeln. Denn so blieb vielen der schlimme Versuch eines geordneten Spielaufbaufs der Borussen verborgen, den Lainer mit einem Stockfehler vollendete. Ajorque zog seitlich zum Tor stehend ab, Sippel wehrte zur anderen Seite ab, wo jedoch Ingvartsen nachsetzte und den Ball über die Grätsche von Bensebaini und Sippel hinweg zum zweiten Mainzer Treffer in die Maschen drosch (48.).
Thuram scheitert und Ajorque sorgt für die endgültige Entscheidung
Damit war das Spiel praktisch entschieden, weil sich die Mainzer nunmehr vollends auf die Sicherung des Vorsprungs beschränkten und die Gladbacher weiterhin keine Ideen entwickelten, wie sie Gefahr erzeugen konnten. Ein Schuss von Wolf, der jedoch zu zentral geriet und von Zentner abgewehrt wurde, war in der 52. Minute zumindest mal ein Abschluss. Möglicherweise hätte das Spiel noch einen anderen Verlauf nehmen können, wenn der eingewechselte Thuram die erste und einzige klare Torchance der Borussen in der 69. Minute genutzt hätte. Da rutschte ein langer Ball von Kramer eher zufällig durch und plötzlich war Thuram frei, aber Zentner verhinderte den Einschlag mit einer Fußabwehr.
Drei Minuten später war die Messe dann endgültig gelesen. Thuram verlor den Ball in der gegnerischen Hälfte und Mainz schaltete um. Dabei reichte den Rheinhessen ein recht gemütlicher Umschaltangriff über Gladbachs rechte Seite, denn die Borussen beschränkten sich auf einen alibimäßigen Begleitschutz. Niemand störte die Mainzer und letztlich war es Ajorque, der aus seitlicher Position vor dem zimperlichen Elvedi zum Abschluss kam und den Ball im langen Eck versenkte. Sippel, der noch mit den Fingerspitzen dran war, sah auch nicht wirklich gut aus (72.)
Weiper macht Gladbachs Debakel perfekt
Danach war auch der letzte Widerstand auf Gladbacher Seite dahin und die Mainzer entdeckten plötzlich die Lust am Fußballspielen. Gegen solch eine Gladbacher Mannschaft konnten auch sie den Ball gefällig laufen lassen und erfreuten sich vieler Freiheiten. Nach einer Mainzer Ecke faustete Sippel den Ball in den Rückraum, wo Barkok abzog und das Leder strich nur um Haaresbreite am Tor vorbei (88.). Den Schlusspunkt setzte in der Nachspielzeit Nachwuchsstürmer Weiper, der nach einer ungestörten Hereingabe von Martin im Rücken des überforderten Elvedi freistehend zum 4:0 Endstand einköpfen konnte.
Kurzstatistik zum Spiel:
Mainz 05: Zentner - Hanche-Olsen (57. Hack), Bell, Fernandes (74. Widmer) - da Costa, Barreiro, Kohr, Caci (85. Martin), J.-S. Lee (74. Barkok), Ingvartsen - Ajorque (85. Weiper)
Borussia Mönchengladbach: Omlin (31. Sippel) - Lainer (79. Scally), Itakura, Elvedi, Bensebaini - Kramer, Koné, Hofmann, Stindl (79. Neuhaus), Wolf (66. Thuram) - Plea (79. Ngoumou)
weiter im Kader: Friedrich, Netz, Fraulo, Herrmann
Tore: 1:0 Lee (25.), 2:0 Ingvartsen (49.), 3:0 Ajorque (72.), 4:0 Weiper (90.+3)
Schiedsrichter: Robert Hartmann
Gelbe Karten: Caci, Hanche-Olsen - Stindl, Plea, Koné
Zuschauer: 33.000