Borussias Trainer Daniel Farke nahm im vierten Bundesligaspiel die erste Veränderung in der Anfangself vor. Diese erfolgte gezwungenermaßen, denn Ramy Bensebaini konnte die Reise nach München aufgrund der Nachwirkungen eines grippalen Infekts nicht mitmachen. Für den Algerier rückte Luca Netz in die Startformation und übernahm die Position des Linksverteidigers.
Von der ersten Minute an entwickelte sich in der ausverkauften Allianz Arena das erwartete Spiel. Der Rekordmeister übernahm direkt das Kommando und holte schon nach wenigen Sekunden die erste Ecke raus. Die brachte auch gleich eine Großchance, denn Upamecano versuchte es aus sechs Metern mit einem brandgefährlichen Kopfballaufsetzer, den Sommer stark parierte.
Manés Treffer werden beide wegen Abseits einkassiert
Es sollte längst nicht die einzige Glanztat des Schweizers bleiben, der danach aber erstmal einige Zeit durchatmen konnte. Denn obwohl die Bayern ganz klar das Kommando hatten, gab es für Sommer lediglich ein paar Pflichtaufgaben zu erledigen. Den Rest verteidigten seine sehr kompakt stehenden und aufmerksam arbeitenden Vorderleute weg - oder aber den Bayern fehlte es an Präzision. So wie Coman, der drei Borussen ausspielte, dann aber aus spitzem Winkel über das Tor ballerte (22.). Auch Sané schoss knapp über den Querbalken, nachdem die Münchner erstmals im Gladbacher Zentrum per Doppelpass eine Lücke gefunden hatten (30.)
Die Arbeit der Borussen gegen den Ball war stark, Entlastung brachten sie allerdings kaum zustande. So blieb der Druck der Bayern auf einem permanent hohen Level und die Einschläge kamen näher. Doch die Gladbacher wehrten sich - und das herausragend in Person von Ko Itakura. Nachdem Sané Elvedi ausgetanzt hatte, ließ er auch Itakura ins Leere rutschen, doch dieser drehte sich auf dem Boden sensationell schnell und blockte Sanés Schuss vom Fünfer zur Ecke (33.). Kurz darauf aber jubelten die Bayern über den Führungstreffer, nachdem Müller den Ball von Gladbachs linker Seite vors Tor ‘geschlumpft’ und Mané die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie gedrückt hatte. Doch der VAR kassierte den Treffer gemeinsam mit dem Schiedsrichter wieder ein, weil Sané beim Pass von Müller knapp im Abseits stand und durch eine Bewegung aktiv wurde (34.).
Thuram bestraft Upamecanos Fehler eiskalt
Keine vier Minuten später lag der Ball wieder im Gladbacher Tor, erneut war Mané der Schütze. Der SR-Assistent an der Linie hatte jedoch die Fahne gehoben und das stimmte - der Torschütze stand beim Zuspiel im Abseits. Erneutes Aufatmen also bei den Borussen, die offensichtlich nur noch darauf aus waren, sich irgendwie schadlos in die Halbzeit zu retten. Denn eigene Ballbesitzphasen gab es weiterhin kaum - fast immer war das Spielgerät nach zwei, drei Stationen wieder unter Kontrolle der Bayern.
Umso überraschender daher die Ereignisse aus der 43. Minute. Scallys Einwurf tief in der eigenen Hälfte knallte Kramer unter Bedrängnis in Form eines klassischen Befreiungsschlages Richtung Mittellinie, wo Upamecano zum Ball ging. Der Franzose säbelte jedoch über die Kugel und davon profitierte Thuram. Er sprintete, verfolgt von Upamecano und Hernandez, auf das Bayern-Tor zu, blieb im Tempo und beförderte schließlich den Ball perfekt durch die Beine des grätschenden Upamecano und an dem ihm entgegen stürmenden Neuer vorbei ins Tor.
Erstmals Sorgenfalten bei den Bayern
Dieser Zwischenstand entsprach in keinster Weise den Spielanteilen, aber das juckte weder die Fohlen auf dem Platz, noch die 6.000 Borussenfans in der Allianz-Arena. Sie freuten sich über die unerwartete Führung, während bei den Bayern erstmals in dieser Saison so etwas wie Sorgenfalten zu erkennen waren. Natürlich lag noch eine zweite Halbzeit vor allen Beteiligten und es war klar, dass diese für die Borussen sehr lang werden könnte. Denn die Bayern begannen gereizt und wollten den Rückstand ganz schnell korrigieren.
Die Borussen blieben jedoch bei sich und verteidigten weiter sehr aufmerksam, so dass es zunächst keine Großchancen für den Rekordmeister gab. Auf der anderen Seite folgten nun auch mal Entlastungsangriffe, die man auch aus solche bezeichnen kann. Aus einem resultierte nach einer Stunde die erste und einzige Gladbacher Ecke, bei der sogar Itakura einen Kopfball anbringen konnte. Leider war der nicht platziert genug, sodass Neuer keine Probleme hatte (60.).
Sommer bringt die Bayern zur Verzweiflung
Hier und da öffneten die Fohlen nun Räume, welche die Bayern direkt ausnutzten. Sie hatten Platz auf Borussias linker Seite und so kam Mané nach einer Hereingabe im Strafraum aus kurzer Distanz zu einer Doppelchance - und scheiterte zweimal aus sechs Metern freistehend an Sommer (61.). Drei Minuten später liefen die Gladbacher in einen Münchner Konter, bei dem am Ende Sané alleine vor dem Tor auftauchte - Sommer warf sich ihm entgegen und rettete sensationell (64.).
Die Borussen, bei denen Wolf für den angeschlagenen Plea gekommen war, hingen mittlerweile wie angeschlagene Boxer in den Seilen, aber sie wehrten sich. Und sie konnten sich weiter auf die herausragenden Reaktionen von Yann Sommer verlassen. Innerhalb weniger Sekunden parierte er einen Schuss von Gnabry und einen Kopfball von Müller (71.) und kurz darauf auch einen Distanzschuss von Pavard (75.). Der Schweizer brachte die Bayern zur Verzweiflung und zehn Minuten vor Schluss schien die ganz große Sensation greifbar.
Sané trifft zum Ausgleich - Borussia wankt, fällt aber nicht
Doch in der 83. Minute konnte auch Sommer nichts mehr machen, als Musila über Gladbachs rechte Seite mit einem klugen Querpass Sané bediente, der per Direktabnahme flach und präzise zum 1:1 ins Eck traf. Das war vom Spielverlauf her natürlich völlig verdient - aber gleichzeitig auch richtig ärgerlich. Die Borussen drohten nun in den restlichen Minuten alles zu verlieren, was sie sich vorher mit so viel Leidenschaft erkämpft hatten.
Farke wechselte für seine Verhältnisse richtiggehend wild durch, hatte schon Friedrich für Neuhaus gebracht und schickte nun noch Herrmann und Jantschke für die platten Hofmann und Koné auf den Platz. Die Borussen warfen sich mit allem was sie hatten in die Angriffe der Bayern. Und Yann Sommer hielt unbeirrt weiter - sowohl Davies (87.) als auch Gnabry (89.) kamen mit ihren Flachschüssen nicht am Goalie vorbei. Und in der 90. Minute hatten die Borussen plötzlich sogar die Konterchance zum Lucky Punch. Wolf leitete stark ein, Herrmann spielte auf Thuram, dessen Schuss im Strafraum jedoch zu zentral auf Neuer gezielt war.
Sommer verhindert den Knock-Out durch de Ligt
In der ersten Minute der sechsminütigen Nachspielzeit kam ein langer Ball aus der Gladbacher Hälfte fast postwendend zurück. Ein weiter Pass hinter die Kette brachte de Ligt, den die Bayern für die letzten Minuten als Mittelstürmer eingewechselt hatten, in Position. Der Niederländer zog wuchtig ab, aber Sommer rettete erneut mit einem super Reflex. Die Bayern versuchten es weiter, doch die Borussen schafften es, den späten Knock-Out zu vermeiden. Am Ende waren alle platt - aber natürlich glücklich über den Punktgewinn in München. Alle statistischen Daten und auch der objektive Blick auf das Spielgeschehen lassen das Resultat fast schon absurd erscheinen, aber letztlich war es aufgrund der Widerstandsfähigkeit der Borussen und einem Weltklasse-Torwart gar nicht mal so unverdient.
Kurzstatistik zum Spiel:
FC Bayern München: Neuer - Pavard, Upamecano, Hernandez, Davies - Kimmich, Sabitzer (67. Musiala), Coman, Sané (85. de Ligt), Müller - Mané (67. Gnabry)
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Scally, Itakura, Elvedi, Netz - Kramer, Koné (85. Jantschke) - Hofmann (85. Herrmann) , Neuhaus (77. Friedrich), Plea (52. Wolf) - Thuram
weiter im Kader: Sippel (ETW), Beyer, Reitz, Stindl, Borges Sanches
Tore: 0:1 Thuram (43.), 1:1 Sané (83.)
Schiedsrichter: Daniel Schlager
Gelbe Karten: Kimmich, Sabitzer, Sané, Pavard - Plea, Kramer
Zuschauer: 75.024 (ausverkauft)
von Redaktion - TORfabrik.de