Die Kulisse in Essen beim Trainerdebüt von Daniel Farke erinnerte nicht an ein Testspiel, vielmehr erzeugten die über 9.000 Zuschauer einen perfekten Rahmen für einen abwechslungsreichen Abend. Bei Farkes erstem Spiel als Trainer von Borussia Mönchengladbach schickte er seine Mannschaft in einem 4-2-3-1 auf das Feld. Das Tor hütete Tobias Sippel. In der Viererkette davor spielte Herrmann auf der ungewohnten Position hinten rechts, Marvin Friedrich und Jordan Beyer bildeten die Innenverteidigung und links kam Luca Netz zum Einsatz. Im zentralen Mittelfeld agierten Kramer und Neuhaus. Stindl und Plea kamen über die Halbpositionen und zentral hinter der einzigen Spitze Marcus Thruam debütierte Neuzugang Oscar Fraulo.
Hermann und Netz interpretierten ihre Rolle als Außenverteidiger allerdings extrem offensiv. Drittliga-Aufsteiger RWE ging mutig in die Partie und setzte die Borussen von Beginn an unter Druck. Mit hoher Intensität wollten sie das Farke-Team früh attackieren. Und dies mit Erfolg. Ron Berlinksi hatte bereits in der 5. Minute die erste Chance für RWE. Doch wie über das gesamte Spiel hinweg, gelang es den Fohlen immer im richtigen Augenblick, ein Ausrufezeichen zu setzen.
Thuram trifft doppelt
In der 11. Minute traf Marcus Thuram nach Hereingabe von Luca Netz zur frühen Führung. Gladbach war nun in der Partie angekommen und fast hätte Oscar Fraulo bei seinem Debüt auch direkt getroffen. Nach einem guten Pressingmoment war es der junge Däne, der auf das gegnerische Tor zulief. Nur knapp verfehlte der 18 Jahre alte Mittelfeldspieler das Tor.
Auch wenn es das erste Spiel der Vorbereitung war, insbesondere im Aufbauspiel haperte es an der Genauigkeit sowie an Anspielstationen. Immer wieder kam RWE zu Chancen, nachdem die Fohlen fehlerhaft aufbauten. Wenn der Aufbau allerdings funktionierte, überspielte das Team um Kapitän Stindl das Mittelfeld der Essener stark und hatte gerade im letzten Drittel viel Power.
Plea erhöht per Foulelfmeter
Gegner Rot-Weiss zeigte sich jedoch nicht sonderlich beeindruckt und tauchte immer wieder vor Sippel auf. Gerade Marvin Friedrich leistete sich mehrfach kleine Unsicherheiten, was möglicherweise mit der fehlenden Spielpraxis zu tun haben kann. Genau in die beste Phase der Gastgeber hinein erzielte Plea das 2:0 per Elfmeter (23.). Vorausgegangen war ein Foul im Strafraum an Thuram vom gegnerischen Torwart.
Doch auch nun zeigten sich die Essener wenig geschockt vom nächsten Rückschlag. Quasi im Anschluss erzielte Horenbrock mit einem sehenswerten Distanzschuss aus gut 20 Metern, nachdem die Gladbacher Hintermannschaft ungeordnet war, den Anschlusstreffer. Marvin Friedrich konnte den Torschützen nicht mehr stören, Tobi Sippel hatte keine Abwehrchance.
Aus dem Nichts trifft Thuram zum 3:1
Nach dem Anschlusstreffer kam von den Fohlen nicht mehr viel. Essen wollte nun den Ausgleich und investierte dafür viel. Doch ohne dass es sich angedeutet hätte, glückte es den Fohlen, die Führung zu erhöhen. Alassane Plea spielte den Ball punktgenau in den Strafraum, wo erneut Thuram zur Stelle war. Der Franzose köpfte eiskalt zum 3:1 ein und markierte damit seinen zweiten Treffer.
Das Fazit der ersten Halbzeit lautete somit, das man offensiv viel Gefahr ausstrahlen konnte und vor dem gegnerischen Tor effizient auftrat. Gegen den Ball war das Spiel der Borussen jedoch zu fehlerbehaftet, was möglicherweise mit der offensiven Ausrichtung der Außenverteidiger Hermann und Netz zu tun hatte. Auch wenn dies nach den ersten 45. Minuten schwer zu sagen ist, doch phasenweise konnte man die Handschrift von Daniel Farke bereits erkennen.
Zwanzig Wechsel zur Halbzeit
Nach der Halbzeitpause gab es die große Veränderung auf dem Platz. 20 Wechsel fanden insgesamt statt und alle Beteiligten mussten sich erstmal neu finden. Gerade bei den Fohlen kam eine ganz junge und unerfahrene Truppe zum Einsatz. Spieler aus der U17, U19 und U23 bildeten nun die Mannschaft. Dazu kamen mit Moritz Nicolas, Famana Quizera und Roco Reitz weitere Akteure in die Partie, die im letzten Jahr ausgeliehen waren.
Das Gladbacher Spiel hatte in Halbzeit zwei somit wenig Struktur, obwohl jeder einzelne Spieler alles versuchte. Der frühe Anschlusstreffer der Gastgeber in der 49. Minute resultierte dann auch aus einem Missverständnis in der Gladbacher Hintermannschaft.
Ein Eigentor von RWE stellt den alten Abstand wieder her
Die junge und unerfahrene Gladbacher Mannschaft hatte nun zu kämpfen. Doch nach einer guten Aktion von Lockl und Asslari hatten die Fohlen Glück, dass Sponsel per Eigentor die Führung wieder auf zwei Treffer ausbaute. Das passierte genau in der Sequenz, in der RWE immer dominanter wurde und sich die Fehler auf Gladbacher Seite häuften. Das Tor zum 4:2 bedeutete gleichzeitig den Endstand in einem zumindest über 45 Minuten interessanten ersten Testspiel.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Halbzeit 1: Sippel - Herrmann, Friedrich, Beyer, Netz - Kramer, Neuhaus – Stindl, Fraulo, Plea - Thuram
Borussia Halbzeit 2:Nicolas - Walde, Gaal, Lofolomo, Kemper - Lockl, Reitz – Quizera, Skraback (83. Meuer), Asallari - Noß
Tore: 0:1 Thuram (11.), 0:2 Plea (23. Foulelfmeter), 1:2 Harenbrock (25.), 1:3 Thuram (41.), 2:3 Engelmann (49.), 2:4 Eigentor Sponsel (60.)
Schiedsrichter: Martin Ulankiewicz
Zuschauer: 9.390 im Stadion an der Hafenstraße in Essen
von Niklas Kirchhofer