Marco Rose musste gegen Freiburg auf den gesperrten Bensebaini verzichten, zudem fehlte Hofmann (Covid-19) sowie kurzfristig auch noch Elvedi, der sich im Abschlusstraining eine Blessur zugezogen hatte. Dafür starteten Wendt, Wolf und Beyer.
Die Borussen kamen eigentlich ganz ordentlich in die Partie und wirkten in den ersten Minuten schwungvoll und engagiert. Mit einem ersten Abschluss im Anschluss an eine eigene Balleroberung prüfte Stindl Freiburgs Keeper Müller bereits nach zwei Minuten. Doch der gute Eindruck der Anfangsminuten verflüchtigte sich schnell. Die Borussen agierten auf dem Weg nach vorne zunehmend einfallsloser und öffneten auf der anderen Seite riesige Räume für Freiburger Umschaltangriffe.
Freiburg nutzt die schlechte Staffelung der Borussia
Das wurde bereits nach zehn Minuten bestraft. Über Borussias rechte Seite hatte Günter zu viel Platz, der Demirovic schickte. Wendt wollte in der Mitte das Abseits aufheben, rückte aber zu spät den Schritt nach vorne und kam dann nicht mehr rechtzeitig hinter Sallai her, der in der Mitte durchlief und die Hereingabe von Demirovic aus sieben Metern ins rechte Eck schob. Sommer war zwar noch mit den Fingerspitzen am Ball, konnte den Einschlag aber nicht mehr verhindern.
Das war ein echter Wirkungstreffer für die Borussen, die in der Folgezeit herzlich wenig auf die Reihe bekamen. Freiburg nutzte derweil weiterhin die schlechte Staffelung der Gladbacher für schnelle Umschaltangriffe. Sallai startete über die linke Seite durch, Beyer konnte nicht folgen und aus etwas spitzem Winkel hatte der Ungar einen freien Abschluss – Sommer rettete im kurzen Eck (22.). Etwas später verlängerte Demirovic eine Ecke am ersten Pfosten in Richtung Tor – Sommer klärte mit einem Reflex (35.).
Freiburg lässt höhere Führung liegen – Umstellung nach der Pause als Initialzündung
Freiburg spielte klarer und zielstrebiger als die Borussen, die weiterhin offensiv harmlos blieben und defensiv einiges zuließen. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit segelte eine Flanke in den Strafraum, die per Kopf verlängert wurde. Höler bugsierte den Ball am langen Pfosten in Richtung Tor, wo Sommer per Fuß auf der Linie rettete. Die Torlinientechnik machte letztlich deutlich, dass der Ball nur um wenige Millimeter nicht komplett hinter der Linie war. Die Freiburger ärgerten sich, mussten sich aber den Vorwurf gefallen lassen, angesichts der vielen Chancen nicht schon deutlicher zu führen, als nur mit 1:0.
Zur zweiten Halbzeit blieb der blasse Wolf draußen und Zakaria kam in die Partie. Damit verbunden war eine Systemumstellung auf Dreier- bzw. Fünferkette. Zakaria gab den zentralen Mann zwischen Beyer und Ginter – zeitweise im Stil eines klassischen Liberos. Derweil rückte Ginter stetig eine Position mit vor, so dass die Borussen plötzlich in den Räumen, in denen sie im ersten Durchgang noch hoffnungslos unterlegen – weil unterbesetzt – waren, Oberhand gewannen.
Borussia bekommt Oberwasser
Gleichzeitig attackierten die Gladbacher nun aggressiv, so dass sich die Statik des Spiels nahezu komplett änderte. Bezeichnend die Aktion in der 47. Minute, als Ginter eine Flanke schlug und Plea zum Kopfball kam. Der Freiburger Schlussmann hatte zwar keine Probleme, aber es wurde deutlich, in welche Richtung es in den nächsten Minuten gehen sollte.
Plea spielte kurz darauf einen Pass in Richtung Lainer, der den Ball von der Grundlinie an den Außenpfosten setzte – Freiburgs Keeper Müller hatte sich da ziemlich verschätzt (52.). Die Borussen drängten weiter und kamen nur eine Minute später zum Ausgleich. Wieder war es der aufgerückte Ginter mit einer Flanke von rechts, die bei Stindl landete. Der leitete – eher unabsichtlich – weiter zum vor ihm postierten Thuram, dessen Drehschuss von Santamaria abgefälscht wurde und so unhaltbar für Müller zum 1:1 einschlug (53.).
Thuram mit einem unwiderstehlichen Tor – Ärger über den VAR
Die Fohlen hatten nun richtig Oberwasser und nur sieben Minuten nach dem Ausgleich gelang ihnen der Führungstreffer. Kramer passte in den Lauf von Thuram, der ins Laufduell mit Lienhart ging. Der Freiburger war von der Position her eigentlich im Vorteil, doch Thuram nahm großartig Tempo auf, schüttelte Lienhart ab, umkurvte Müller im Vollsprint und schob zum 2:1 ein – ein tolles Tor mit einer unglaublichen Power (60.).
Die Gladbacher blieben dran und 180 Sekunden später verpasste Thruam nur um wenige Zentimeter einen Hattrick. Er zog von links in den Strafraum und sein Flachschuss mit rechts rauschte haarscharf am langen Pfosten vorbei (63.). Fünf Minuten später lag der Ball erneut im Freiburger Tor. Über Plea und Stindl ging es für die Gäste zu schnell, so dass Santamaria das Leder bei seiner Rettungsaktion ins eigene Tor befördert hatte. Doch dem Treffer wurde die Anerkennung verweigert, weil sich der VAR meldete. Im Vorfeld der Aktion soll Lainer Gulde gefoult haben – was bei Betrachtung der Bilder mehr als umstritten war. Dennoch verweigerte Schiedsrichter Dingert dem Treffer nach seinem Besuch in der ‚Review-Area‘ die Anerkennung (68.).
Freiburgs Ausgleich in der 96. Minute wird zurückgepfiffen
In der Folgezeit nahmen die Borussen angesichts der Führung etwas den Fuß vom Gas. Freiburg kam wieder etwas auf, aber die Gladbacher hielten mit viel Leidenschaft dagegen und es gab keine wirkliche Tormöglichkeit für die Gäste. Auf der anderen Seite verpufften die Gegenangriffe der Borussen oft sehr frühzeitig, so dass das Spiel bis in die fünfminütige Nachspielzeit eng blieb.
Und es wurde sogar nochmal richtig dramatisch. Beim letzten Angriff der Freiburger brachte Schmid den Ball in den Strafraum, wo Schlotterbeck überlegt abschloss - der von Beyer abgefälschte Schuss landete unhaltbar für Sommer im Gladbacher Tor (90.+5). Die Freiburger freuten sich über den vermeintlichen Punkt in allerletzter Sekunde, doch sie wurden zurückgepfiffen. Bei der Vorbereitung des Treffers stand Höler knapp im Abseits – so dass dem Treffer zu Recht die Anerkennung verweigert wurde. Borussia gewinnt also das zweite Spiel in Folge und hält Anschluss an die europäischen Plätze – dank der geglückten Systemumstellung nach der Pause, einer Leistungssteigerung in allen Mannschaftsteilen und Doppelpacker Marcus Thuram.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer, Ginter, Beyer, Wendt (82. Lazaro) – Kramer, Neuhaus – Thuram (76. Embolo), Stindl (90. Herrmann), Wolf (46. Zakaria) – Plea
weiter im Kader: Sippel (ETW), Jantschke, Lang, Traoré
SC Freiburg: F. Müller - Lienhart (68. Heintz), Schlotterbeck, Gulde - Schmid, Günter, Santamaria, Keitel (89. Haberer) , Sallai (76. Burkart), Höler - Demirovic (89. Petersen)
Tore: 0:1 Sallai (10.), 1:1 Thuram (53.), 2:1 Thuram (60.)
Gelbe Karten: Kramer - Demirovic, Höler, Günter
Schiedsrichter: Christian Dingert
Zuschauer: -
von Marc Basten