Gewinner und Verlierer werden traditionell in jeder Saisonvorbereitung benannt, wobei die Aussagekraft sich meistens im Verlauf einer Spielzeit relativiert. Im letzten Jahr wurde Eigengewächs Rocco Reitz richtig gehypt und spätestens, als Marco Rose mit der Ansage aufwartete, dass Reitz ganz sicher bald sein Bundesligadebüt geben wird, fokussierte sich die Aufmerksamkeit auf den damals 18-Jährigen.
Und tatsächlich kam Marco Rose seiner Ankündigung ziemlich schnell nach. Am 5. Spieltag in Mainz stand Reitz als Debütant gleich in der Startelf und spielte im defensiven Mittelfeld an der Seite von Christoph Kramer. Er trat unbekümmert auf, spielte direkte und klare Pässe und leistete sich nur wenige unsaubere Aktionen. Gegen den Ball kam Reitz bissig und giftig daher. Nach knapp einer Stunde endete sein Bundesligadebüt und in der Einzelkritik hieß es damals: Er darf wiederkommen.
»Leider haben zwei, drei Verletzungen bei mir reingespielt«
Doch daraus wurde zunächst nichts. Knapp einen Monat nach seiner Premiere tauchte Reitz auf der Verletztenliste der Borussia auf. Statt in den vielen englischen Wochen Einsatzzeiten zu bekommen, war er mit einer Schambeinentzündung außer Gefecht gesetzt. »Leider haben zwei, drei Verletzungen bei mir reingespielt«, sagt Reitz rückblickend auf sein erstes Jahr bei den Senioren. Erst im neuen Jahr gehörte er ab und an dem Kader an, doch die erhoffte Spielzeit gab es nicht.
»Ich hatte schon gedacht, dass ich auf mehr kurze Einsätze kommen«, so Reitz. »Vielleicht am Ende, wenn man führt. Aber dazu ist es nicht gekommen.« Marco Rose setzte in der auch für ihn komplizierten Phase eher auf die erfahrenen Spieler. Eine Entscheidung, die Reitz dem Ex-Coach nicht übel nimmt. »Ich habe das mit dem Trainer besprochen, alles ist geklärt und gut.«
»Gesundheitlich ist alles okay – Herz und Lunge sind gecheckt, alles ist gut«
Seinen zweiten und bislang letzten Bundesligaeinsatz hatte Rocco Reitz im April, als er gegen Eintracht Frankfurt in der Schlussminute eingewechselt wurde. Adi Hütter saß damals auf der Bank der Gäste, aber er wird von Reitz kaum Notiz genommen haben. Zu diesem Zeitpunkt stand es 4:0 für die Borussia und Hütter hatte ganz andere Probleme. Mittlerweile ist Hütter der neue Trainer von Rocco Reitz, doch noch befindet man sich in der Kennenlernphase.
»Es gab noch kein explizites Gespräch mit dem Trainer über meine Position oder die Pläne«, so Reitz am Dienstag in Harsewinkel. Das liegt weniger am mangelnden Interesse von Hütter an dem jungen Mittelfeldspieler, als vielmehr an der Tatsache, dass Reitz gerade erst ins Training eingestiegen ist. Der Youngster hatte sich im Urlaub mit Corona infiziert und war zunächst außen vor. »Gesundheitlich ist alles okay – Herz und Lunge sind gecheckt, alles ist gut«, sagt Reitz mit spürbarer Erleichterung.
»Ich probiere bei den Profis anzugreifen«
Er will sich jetzt dem neuen Trainer zeigen und in Position bringen – ohne allerdings Forderungen zu stellen. »Ich habe erst zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft gemacht und es ist ganz gut, erstmal kleine Brötchen zu backen«, so der 19-Jährige. Er hofft auch nach dem Trainingslager auf einen Verbleib in der ‚Kampfmannschaft‘, wie Adi Hütter zu sagen pflegt. Gegen einen temporären Umweg über die U23 würde sich Reitz nicht sträuben, aber der Blick geht nach oben: »Ich probiere bei den Profis anzugreifen«.
von Redaktion TORfabrik.de