Gegenüber dem gruseligen 0:6 gegen Freiburg nahm Borussias Trainer Adi Hütter beim Geisterspiel in Leipzig zwei Veränderungen in der Startelf vor: Stefan Lainer und Alassane Plea saßen zunächst auf der Bank, dafür begannen Lars Stindl und Breel Embolo. Die taktische Ausrichtung war gegen den Ball ein 4-2-1-3 mit einer flexiblen Angriffsreihe.
Von Beginn an war RB besser im Spiel als die Borussen, die zwar ein paar spielerische Ansätze zeigten, aber nicht drüber hinauskamen. Die Staffelung der Gladbacher war teilweise abenteuerlich, weil ihr Pressing von den Leipzigern mehrfach sehr einfach überspielt wurde und plötzlich fünf oder sechs Borussen vor dem Ball waren, wenn die Gastgeber auf den Gladbacher Strafraum zuliefen.
Sommer ständig unter Beschuss
Hinzukamen Ballverluste der Fohlen auf dem Weg nach vorne - so wie bei Stindl in der 7. Minute. RB schaltete um, Sommer wehrte einen Schuss von Mukiele nach vorne ab und Laimer kam zum freien Rebound aus fünf Metern. Glück für die Gladbacher, dass der Österreicher den Ball über den Kasten beförderte – das war eine 100%ige Chance.
Es ging zeitweise zu schnell für die Borussen, wie drei Minuten später, als letztlich Silva knapp am Tor vorbeischoss. Oder nach einem Konter der Gastgeber, als Nkunku nach Forsberg-Zuspiel Elvedi enteilen konnte – Sommer blieb lange stehen und wehrte den Schuss des Angreifers mit dem linken Fuß ab (19.).
Das nächste Standardgegentor für Gladbach
Und da waren ja noch die ruhenden Bälle – spätestens seit dem Freiburg-Spiel ein Trauma der Fohlenelf. In der 21. Minute zog Angelino eine Freistoßflanke scharf in den Strafraum, Gvardiol lief unbedrängt in die Flanke und wuchtete den Ball unhaltbar per Kopf zur verdienten Leipziger Führung ins Tor.
Immerhin brachen die Borussen diesmal nicht gleich auseinander, sondern sie hatten sogar zwei Minuten später die Ausgleichschance. Thruam wuselte sich im Dribbling durch den gegnerischen Sechzehner und kam zu Fall – bugsierte den Ball aber noch weiter zu Embolo. Der haute das Leder in Rücklage schwach über das Tor und auch der geforderte Elfmeterpfiff wegen eines vermeintlichen Fouls an Thuram blieb berechtigterweise aus.
Silva erhöht auf 2:0 – RB verpasst höhere Pausenführung
Auch wenn RB nach der Führung etwas zurückhaltender agierte, bekamen die Borussen keinen richtigen Zugriff und entwickelten kaum Gefahr. Immer wieder konnten die Sachsen gegen die schlecht gestaffelten Gladbacher schnell umschalten und ungestörte Passfolgen spielen. In der 33. Minute gelangte der Ball so auf einfache Art zu Angelino, der von der linken Gladbacher Seite in den Strafraum passte. In der Mitte wurde der Ball noch verpasst, aber am zweiten Pfosten kam Silva vor Bensebaini ans Spielgerät. Sommer bekam zwar noch die Hände dran, doch er konnte den Einschlag letztlich nicht verhindern.
Leipzig hatte daraufhin weitere Gelegenheiten, das Ergebnis auszubauen. Nkunku schoss zweimal knapp über das Tor (33., 44.), Silva zielte – abgefälscht von Elvedi – einen Meter am Kasten vorbei (35.) und fand in der 45. Minute seinen Meister in Sommer, der mit einer überragenden Reaktion rettete, nachdem Elvedi am Ball vorbei geschlagen hatte und Silva frei zum Schuss kam.
Sommers Fauxpas wird nicht bestraft – Hofmann verletzt raus
Dass Borussia nur mit einem 0:2 in die Kabinen ging, war die erfreulichste Erkenntnis der ersten Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel hätte der bis dahin überzeugende Sommer fast für die Entscheidung gesorgt, als er außerhalb des Strafraums einen krassen Fehlpass in die Füße von Nkunku spielte. Der Leipziger ließ Sommer aussteigen und legte auf Silva ab, der unter Bedrängnis von Zakaria aus zwölf Metern zentral aufs leere Tor schoss – und die Latte traf (51.).
Noch war der Deckel nicht drauf und Borussia meldete sich mit einem ersten Torschuss durch Stindl, den Gulacsi halten konnte (53.). Hütter hatte derweil etwas umgestellt – Zakaria rückte als Absicherung deutlicher vor bzw. neben Ginter und Elvedi. Kurz darauf musste Hofmann mit einer Oberschenkelblessur vom Platz - Bénes ersetzte ihn. Die Borussen bekamen nun etwas mehr Kontrolle und Spielanteile, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Zumindest wirkten sie nicht mehr ganz so harmlos wie vor der Pause.
Bensebaini gelingt der Anschluss – Nkunku kontert eiskalt
Doch die Torchancen hatten weiter nur die Leipziger. Bei einem Konter ließ sich Elvedi von Silva abkochen – Forsberg schoss anschließend knapp vorbei (62.). Zwölf Minuten später reagierte Sommer erneut herausragend gegen Nkunku, der Elvedi enteilt war (74.). Der dritte Leipziger Treffer war deutlich wahrscheinlicher als der Anschlusstreffer der Borussen, auch wenn Embolo nach einer Freistoßflanke von Bénes am zweiten Pfosten Gulacsi prüfte (82.). Ein weiterer Freistoß von Bénes führte in der 88. Minute dann doch zum unerwarteten Tor: Ginter köpfte in die Mitte, wo Embolo am Ball vorbei säbelte, aber Bensebaini schnell reagierte und aus fünf Metern per Fallrückzieher traf.
Da keimte nochmal Hoffnung auf, dass die Borussia vielleicht doch einen – unverdienten – Punkt aus Leipzig stibitzen könnte. Doch drei Minuten später war die Hoffnung schon wieder dahin: Thuram lief sich vorne fest, RB spielte einen langen Ball nach vorne und Nkunku lief alleine aufs Tor zu. Zakaria kam trotz langer Schritte nicht mehr hin und Nkunku ließ Sommer keine Chance – das 3:1 war die endgültige Entscheidung (90.+1).
Hochgradig dämlich – der vierte Gegentreffer
Hochgradig dämlich war allerdings das Verhalten der Gladbacher in der verbleibenden Nachspielzeit. Man rückte unsortiert auf und prompt kam Leipzig wieder zu einem Umschaltangriff. Nkunku lief dem überforderten Elvedi weg und passte quer auf Henrichs, der zum 4:1-Endstand ins Eck traf. Wieder einmal schauten die Gladbacher bedröppelt aus der Wäsche. Erneut gab es eine Klatsche – die anders als vor zwei Wochen in Köln diesmal auch in der Höhe verdient war.
Kurzstatistik zum Spiel:
RB Leipzig: Gulacsi - Orban (63. Henrichs), Simakan, Gvardiol - Mukiele, Kampl, Laimer (71. Adams), Angelino, Nkunku, Forsberg (63. Szoboszlai) - Silva (84. Brobbey)
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Scally, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Zakaria, Koné – Hofmann (54. Bénes), Stindl (76. Plea) – Embolo, Thuram
weiter im Kader: Sippel (ETW), Lainer, Netz, Kramer, Neuhaus, Wolf, Herrmann
Tore: 1:0 Gvardiol (21.), 2:0 Silva (33.), 2:1 Bensebaini (88.), 3:1 Nkunku (90.+1), 4:1 Henrichs (90. +4)
Gelbe Karten: Orban, Gvardiol, Simakan - Embolo, Stindl (5.)
Schiedsrichter: Bastian Dankert
Zuschauer: -