Passend zu den allgemeinen Lockerungen der Maßnahmen und Auflagen in der Corona-Krise sieht auch die Bundesliga ein Licht am Ende des Tunnels. Am Montag ließen sowohl der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet, als auch sein Pendant Markus Söder aus Bayern verlauten, dass eine Fortführung der Bundesliga ab 9. Mai “denkbar” sei.
Dass der Spielbetrieb ohne Zuschauer und nur unter strengen Auflagen fortgeführt werden kann, versteht sich von selbst. Die DFL arbeitet insoweit ein Konzept aus, dessen Eckpunkte mittlerweile auch in der Politik bekannt sind und dort weitestgehend wohlwollend aufgenommen werden. Am Donnerstag, wenn die Liga wieder tagt, soll das Prozedere vorgestellt werden.
Auch wenn der Neustart für einige Vereine, die augenscheinlich nur von der Hand in den Mund leben, überlebensnotwendig ist und natürlich Millionen Fußballinteressierte in Deutschland die Bundesliga vermissen, so ist eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs dennoch ein zweischneidiges Schwert. Schon seit Wochen gibt es quer durch die Gesellschaft deutliche Kritik an den Plänen, weil viele eine Sonderregelung für den Fußball im Kontext der Corona-Krise für nicht vermittelbar halten.
Während Max Eberl in seinen öffentlichen Statements stets betont, dass dem Fußball keine Extrabehandlung zusteht, sind andere Vereinsvertreter weniger feinfühlig. Sie lassen sehr deutlich raushängen, dass sie sich weiterhin für den Nabel der Welt halten und dass es letztlich nur um eins geht: das große Geld in der hochgezüchteten Blase Profifußball.
Bayern-Boss Rummenigge erklärte in einem Interview, dass die Profis bei den Bayern bereits seit längerem dreimal in der Woche auf Covid-19 getestet werden. Auf der anderen Seite suggerieren die Nachrichten, dass Testkapazitäten nach wie vor begrenzt sind und vielerorts an Brennpunkten nicht oder nicht schnell genug getestet werden könnte. Gerüchte, dass einige Teams hinter verschlossenen Türen bereits wieder mit ‘Vollkontakt’ trainieren, halten sich zudem hartnäckig.
Derweil spricht sich sogar ein Zusammenschluss von Fans aus der Ultra-Szene gegen eine Fortführung der Liga aus und bezeichnet die Pläne als “Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft”. Nicht wenige Experten befürchten, dass sich zum Anlass der Spiele viele Menschen an unterschiedlichen Orten treffen und die Kontaktsperren umgehen könnten.
Im Zusammenhang mit den vielerorts als verfrüht bezeichneten Lockerungen wie Geschäfts- und Schulöffnungen geht die Sorge um, dass die konkreten Pläne zur Wiederaufnahme der Bundesliga für viele Menschen ein weiterer Hinweis sein könnten, dass die Corona-Pandemie so gut wie durch ist und man es mit den Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr so genau nehmen muss. Die Folgen einer zweiten Welle könnten jedoch fatal werden, wie Virologen zuletzt mehrfach betonten.
Klar ist, dass die Liga nicht nur ein wirklich überzeugendes Konzept vorlegen, sondern gemeinsam mit der Politik ganz viel Fingerspitzengefühl beweisen muss, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Angesichts der Erfahrungen mit manchen Protagonisten auf beiden Bühnen sind Zweifel durchaus angebracht.
von Marc Basten