Nach dem Schlusspfiff in der leeren Arena in Paderborn, in der bis auf Weiteres das letzte Erstligaspiel ausgetragen wurde, versammelte Marco Rose seine Mannen um sich und stimmte sie auf den Schlussakt der Saison ein. Am Ende der kurzen Ansprache gab es Gelächter. »Ich habe ihnen gesagt, dass wir ein cooler Haufen sind«, verriet Rose später.
Der ›coole Haufen‹ war zuvor mit großer Konzentration und der nötigen Schärfe in die Partie beim künftigen Zweitligisten in Paderborn gestartet. Hohes Anlaufen, Gegenpressing und ein ganz frühes Tor - nach Herrmanns Abstauber zum 1:0 nach nur vier Minuten schien der Plan der Borussen blitzartig aufzugehen. Doch ein Spaziergang wurde es danach nicht, was auch mit dem Gegner zu tun hatte. Trotz des feststehenden Abstiegs mischten die Paderborner munter mit und zeigten dabei fußballerisch bemerkenswerte Ansätze.
»Wir haben es im ersten Durchgang verpasst, unsere Führung auszubauen«
»Paderborn hat sehr mutig gespielt und sich auch Chancen erarbeitet«, lobte Lars Stindl den Gegner. Die Borussen wurden teilweise mehr beschäftigt, als sie es erwartet hatten. Bei ausgeglichenem Ballbesitz im ersten Durchgang zeigte sich Paderborn überwiegend auf Augenhöhe. »Als kleinen Vorwurf würde ich gelten lassen, dass wir in bestimmten Phasen die Souveränität ein wenig vermissen haben lassen«, gab Marco Rose zu. Mehrere Angriffe wurden nicht konsequent zu Ende gespielt oder durch technische Unsauberkeiten verschludert.
»Paderborn hat Qualität, das hat man gesehen«, sagte Yann Sommer. »Aber wir haben es im ersten Durchgang verpasst, unsere Führung auszubauen.« Daran wollten die Borussen mit Wiederanpfiff dringend etwas ändern. »Gerade am Anfang der zweiten Halbzeit waren wir da und zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch sehr gute Torchancen«, sagte Patrick Herrmann, der in dieser Phase ebenfalls zwei gute Möglichkeiten ungenutzt ließ. In dem Moment, als die Gladbacher ein wenig nachließen, glückte Paderborn der Ausgleich.
»Die schnelle Antwort auf den Ausgleich ist wohl die vorentscheidende Szene gewesen«
Doch bevor sich daraus ein Kopfproblem für die Borussen entwickeln konnte, schlugen sie zurück. »Die schnelle Antwort auf den Ausgleich ist wohl die vorentscheidende Szene gewesen«, sagte Yann Sommer. »Das war sehr wichtig für uns, gleich wieder in Führung zu gehen.« Lars Stindl verwandelte den an ihn verursachten Elfmeter sicher. »Als die Paderborner dann auch noch die Gelb-Rote Karte gesehen haben, hatten wir das Spiel endgültig im Griff«, so Sommer weiter. »Mit dem dritten Tor war es dann entschieden«, sagte Stindl, der sich für eben diesen Treffer verantwortlich zeigte und kurz darauf den vorzeitigen Feierabend genießen durfte.
»Im Endeffekt haben wir es souverän gelöst«, fasste Patrick Herrmann zusammen und freute sich mit den Kollegen über die Berliner Schützenhilfe gegen Leverkusen. »Natürlich haben wir das Ergebnis mitbekommen«, verriet er. »Wichtig war aber, dass wir hier die drei Punkte holen«. Die Ausgangslage für die Borussen ist vor dem letzten Spieltag glänzend. »Wir sind zurück auf Platz vier und haben es nun selber in der Hand«, sagte Lars Stindl. Ein Sieg gegen Hertha reicht Borussia sicher und sollte Leipzig zeitgleich nicht in Augsburg gewinnen, wäre sogar Platz drei drin. Bei einem Gladbacher Remis gegen Berlin müsste Leverkusen sein Heimspiel gegen Mainz mit neun Toren Unterschied gewinnen.
»Wir müssen jetzt noch mal alle Kräfte bündeln und mobilisieren, damit wir unser großes Ziel erreichen«
Trotzdem ist die Gefahr des Scheiterns im letzten Moment natürlich gegeben. Deshalb wies Marco Rose mit Nachdruck darauf hin, dass man bisher - bis auf die Europa League - noch nichts erreicht habe. »Wir müssen jetzt noch mal alle Kräfte bündeln und mobilisieren, damit wir unser großes Ziel erreichen.« Yann Sommer ergänzte: »Wir haben nun einen großen Schritt gemacht. Ein weiterer großer Schritt liegt noch vor uns.«
von Redaktion TORfabrik.de