Alassane Plea war zuletzt ein wenig der »Ritter von der traurigen Gestalt«. In Leipzig kostete sein Platzverweis vermutlich den Dreier, nach der Zwangspause durch Sturmtief Sabine und die Sperre in Düsseldorf vergab er bei seinem Comeback gegen Hoffenheim den Elfmeter zur möglichen Vorentscheidung. Und am Samstag in Augsburg fand er sich zunächst auf der Bank wieder.
»Natürlich war er nicht zufrieden«, sagte Marco Rose nach der Partie. Der Trainer hatte das Gespräch mit seinem Stürmer gesucht und ihm die Gründe erklärt, warum er zu Beginn der Partie in Augsburg draußen sitzt. »Alassane hat es sehr professionell aufgenommen«, so Rose. »Und als er reingekommen ist, hat er so reagiert, wie ich es mir vorstelle.«
Geplant war der Wechsel von Thuram zu Plea mit Beginn der zweiten Halbzeit nicht. Doch eine Knieverletzung hinderte Thuram am Weiterspielen, so dass Plea folgerichtig zum Einsatz kam. Dass gleichzeitig eine Systemumstellung auf ein 3-5-2 erfolgte, erwies sich als der richtige Schachzug, von dem Augsburg sich überraschen ließ. »Wir haben umgestellt, um ein bisschen mehr Zugriff zu kriegen«, erklärte Rose.
»Es ist wichtig, dass wir individuelle Klasse nachschießen können«
Über weite Strecken des ersten Durchgangs hatten sich beide Teams neutralisiert. »Wir haben wenig zugelassen, konnten aber selber auch wenig Torgefahr erzeugen«, so Rose. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Borussen zu zwei Gelegenheiten, doch insgesamt war es recht dünn, was auf dem Weg nach vorne produziert wurde.
Das änderte sich mit der Hereinnahme von Plea und der Umstellung auf zwei Spitzen. »Es ist wichtig, dass wir individuelle Klasse nachschießen können«, sagte Stefan Lainer. »Lasso hat für Entlastung gesorgt, Bälle festgemacht und verteilt.« Und der Franzose leitete mit seinen beiden Vorbereitungen über die halbrechte Seite den Doppelschlag von Bensebaini und Stindl ein.
Eigentlich schien die Sache damit durch, doch die Borussen ließen Augsburg im Spiel. Das ärgerte Marco Rose. »Dann setzt bei uns das Thema ein - Nachlegen oder ein bisschen durchatmen? Bei uns ist dann eher das Durchatmen. Da sollten wir ansetzen. Dass wir dort noch galliger und gieriger bleiben und nochmal drauf packen, um das Ding komplett zuzumachen.«
»Wir haben das Spiel jedes Mal wieder heiß gemacht«
»Wenn du nicht das dritte oder vierte Tor machst, musst du in allen anderen Bereichen griffig und aufmerksam bleiben«, so Rose weiter. Das gelang den Borussen in Augsburg nicht - man ließ die Gastgeber sogar zweimal zurückkommen. »Wir haben das Spiel jedes Mal wieder heiß gemacht«, musste Stefan Lainer zugeben. »Wir hätten den Sack einfach schneller zumachen müssen.«
Dabei hatte Lars Stindl mit seinem zweiten Treffer in der 79. Minute scheinbar schon alles klargemacht. »Doch dann kriegen wir durch eine Sorglosigkeit erneut den Anschlusstreffer und müssen wieder zittern«, sagte Stindl. In der Nachspielzeit wurde es nochmal richtig eng. »Beim letzten Eckball hatten wir schon ein wenig Glück«, musste der Kapitän zugeben. »Aber letztlich war es verdient, dass wir uns die drei Punkte erarbeitet haben.«
So sah es auch Marco Rose. »Die Jungs haben extrem viel investiert, sind über 120 Kilometer gelaufen bei 260 Sprints. Das ist eine Menge. Deswegen bin ich froh, dass sie sich hintenraus für eine anständige Auswärtsleistung belohnt haben.« Lars Stindl konnte sich derweil über den Sieg und gleichzeitig den zweiten Auswärtsdoppelpack nacheinander freuen. »Das ist auch ein persönliches Glücksgefühl«, gab er zu. »Der Doppelpack hat sich letztes Mal gut angefühlt und das tut er auch diesmal«. Und Alassane Plea hat sich mit seiner Leistung nachdrücklich für einen Startplatz am nächsten Wochenende gegen Dortmund empfohlen.
von Marc Basten und Jan van Leeuwen