Nach ernüchternden 94 Minuten in der Schalker Arena gab es auf Gladbacher Seite betretene Mienen. Manch einer trollte sich, bevor ihm jemand unangenehme Fragen stellen konnte. Andere wiederum flüchteten sich in nichtssagende Statements. Treffend waren die Aussagen von Yann Sommer, der seine Mannschaft in der ersten Halbzeit noch im Spiel gehalten hatte. »Wir hatten das ganze Spiel über Probleme mit dem Anlaufen der Schalker«, sagte der Kapitän. »Andererseits ist es uns nicht gelungen, Schalke vor schwierige Aufgaben zu stellen. Dabei haben sie Räume gegeben, aber wir haben sie nicht gefunden. Wir waren nicht schnell genug.«
»Das ist bei einer ähnlichen Spielanlage schon eine Menge«
Nun war die Schalker Herangehensweise zwar in gewissen Nuancen überraschend, aber doch keinesfalls gänzlich unerwartet. Der Ansatz der Wagner-Truppe gleicht dem von Borussia, wobei Schalke es an diesem Abend klar besser machte. Das musste auch Marco Rose eingestehen. »Wir sind über zwei Kilometer weniger gelaufen als der Gegner, hatten 45 Sprints weniger und weniger intensive Läufe. Das ist bei einer ähnlichen Spielanlage schon eine Menge.« Während die Borussen trotzt nominell mutiger Aufstellung wenig zusammenhängend agierten, erarbeiteten sich die Schalker ein optisches Übergewicht. »Schalke hat in den Bereichen den Unterschied für sich gemacht und dadurch besseren Zugriff aufs Spiel bekommen«, befand Rose.
Die Umstellung entwickelte sich zum Rohrkrepierer
»Wir auf der anderen Seite haben in vielen Teilbereichen an Überzeugung verloren«, so Rose weiter. »Das hat man uns angemerkt. Wir hatten wenig Spielfreude und wenig gelungene Aktionen«. Warum sich die Mannschaft so leicht aus dem Tritt bringen ließ, blieb ein ungelöstes Rätsel. Die Spieler wehrten sich zwar, aber die Rädchen griffen nicht ineinander. Die vielen Ballverluste waren nicht nur der intensiven Spielweise der Schalker geschuldet, sondern offenbarten auch eine gewisse Planlosigkeit. Trotzdem hatte man zwei Chancen vor der Pause und war mit dem torlosen Remis noch voll im Soll. Doch die Umstellung zur zweiten Halbzeit entwickelte sich dann zum Rohrkrepierer (siehe Einwurf).
Auch der zweite Treffer wäre mit besserer Staffelung zu verhindern gewesen
Weil die Schalker durch ihr Anlaufverhalten vor allem Wendt auf der linken Gladbacher Abwehrseite immer wieder vor Probleme stellten und auch Lainer auf der anderen Seite kaum mal gefährlich mit anschieben konnte, sollten die Gladbacher Außenverteidiger ihrerseits höher anlaufen. »Richtig durchschießen« wollten die Borussen mit offensiven Außenverteidigern. Damit verbunden war die Umstellung auf Dreierkette - oder wie es Rose umschrieb, »dass ein Sechser tiefer anfängt«. Das war Zakaria, so dass Hofmann als alleiniger Sechser spielte. Was wiederum von Schalke eiskalt ausgenutzt wurde. Rose musste eingestehen: »Dass wir nur einen Sechser hatten, hat uns vor dem ersten Gegentor ein bisschen den Kragen gekostet. Das zweite Tor bekommen wir dann nach einer Umschaltaktion«. Auch dieser Treffer wäre mit einer besseren Staffelung und einem zweiten zentralen Mittelfeldspieler zu verhindern gewesen.
»Nächste Woche gegen Mainz werden wir ein anderes Gesicht zeigen«
So aber deckten die Schalker die Gladbacher Defizite schonungslos auf und zogen sich anschließend mit der Führung im Rücken zurück. Derweil offenbarten die Borussen, dass sie sich nicht nur gegen aggressiv anlaufende Gegner mit Lösungsmöglichkeiten schwertun. Was da gegen nun deutlich passivere Schalker an Angriffen gefahren wurde, war sehr überschaubar und einfallslos. Natürlich waren der Spielverlauf und das Zwischenergebnis nicht gerade förderlich, doch etwas mehr spielerische Klasse darf man auch unter diesen Umständen schon erwarten. So konnte Schalke die Führung letztlich problemlos über die Zeit bringen. »In der Summe war das ein sehr verdienter Sieg für Schalke«, musste Rose eingestehen. »Wir werden das aufarbeiten, uns schütteln und eine gute Trainingswoche hinlegen«, versprach der Trainer. »Nächste Woche gegen Mainz werden wir ein anderes Gesicht zeigen.« Was auch notwendig sein wird.
von Redaktion TORfabrik